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Rossi vs. Lorenzo: Würfel sind noch nicht gefallen!

Von Sharleena Wirsing
23 Punkte trennen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo vor dem Aragón-GP. Doch der Titelkampf 2015 ist noch lange nicht vorbei. Lorenzo hat in diesem Jahr schon einmal Rossis Vorsprung pulverisiert.

2015 erleben die MotoGP-Fans ein wahres Spektakel. Der 36-jährige MotoGP-Superstar Valentino Rossi steht an der Spitze der WM-Tabelle und kämpft entschlossen gegen seinen starken Yamaha-Teamkollegen Jorge Lorenzo um die Krone der Königsklasse. Sein Vorsprung wuchs, schrumpfte bis auf null und wuchs erneut an – auf aktuell 23 Punkte.

Eines ist klar: Eine bessere Gelegenheit, sich mit dem zehnten WM-Titel zu einer noch größeren Legende zu machen, wird Valentino Rossi wohl nicht mehr haben.

Nach dem Misano-GP stehen die Chancen des Italieners noch besser. Jorge Lorenzo machte nach dem Wechsel zurück auf Slicks einen entscheidenden Fehler: er war zu ungeduldig. Dies räumte er im Anschluss auch selbst ein: «Als mich Redding dann mit so viel Speed überholte, habe ich vorübergehend etwas die Geduld verloren. Ich hatte das Gefühl, ich sei viel zu langsam. Ich dachte, ich müsse mich beeilen und schneller fahren, ich hatte Angst, die Verfolger würden mich einholen.»

Sein Sturz brachte Rossi einen Vorsprung von 23 Punkten in der WM-Tabelle ein.

Doch es ist auch klar: Wenn man den puren Speed betrachtet, ist Lorenzo seinem Teamkollegen derzeit überlegen – zumindest auf trockener Strecke. An den Trainingstagen in Silverstone und Misano lag Lorenzo stets weit vor Rossi – auch was die Pace betraf. Lorenzo hätte nach Silverstone und Misano auch gut und gerne mit 50 Punkten mehr auf dem Konto dastehen können.

In Misano hätte dieser spannende WM-Kampf jedoch schon sein tragisches Ende finden können, wenn sich die zunächst befürchtete Handverletzung von Jorge Lorenzo bestätigt hätte. Fans und Beobachter durften jedoch aufatmen: dieser großartige Fight wurde nicht durch eine Verletzung entschieden.

Nach dem Chaos von Misano geht die Reise für die MotoGP-Stars nun weiter. Das 14. Saisonrennen 2015 findet im MotorLand Aragón statt. Neben Austin ist das MotorLand aber eine von nur zwei Strecken im Kalender, auf der Valentino Rossi bisher nie gewinnen konnte. Der «Doktor» stand dort auch nur einmal auf dem Treppchen – Platz 3 in Jahr 2013. In der letzten Saison kämpfte er sich von Startplatz 6 aus durch das Feld und stürzte später heftig. Es war bisher das letzte Mal, dass Rossi nicht ins Ziel kam und das letzte Mal, dass er nicht auf dem Podest stand – bis zum Misano-GP 2015.

Seit über sechs Jahren konnte Rossi kein Rennen in Spanien mehr gewinnen. Zum letzten Mal gelang ihm dies 2009 in Barcelona.

2014 sicherte sich Jorge Lorenzo im Regen von Aragón den Rennsieg. Lorenzo landete in den letzten vier von fünf Rennen auf dem Podium, die er in Aragón fuhr. Sein schlechtestes Ergebnis war der vierte Platz 2010.

Sollten sich diese Ereignisse von 2014 wiederholen, würde der Spanier vor den drei Übersee-Rennen wieder mit zwei Punkten vorne liegen.

Alle Beteiligten wissen: Der Titelkampf 2015 ist noch lange nicht vorbei. Lorenzo hat in diesem Jahr bereits einen Rückstand von 28 Punkten auf Rossi in nur vier Rennen aufgeholt, als er ab dem Jerez-GP vier Rennen in Folge dominierte. Wenn ihm dies erneut gelingen würde, wird der WM-Kampf erst in Valencia entschieden.

Wer wird also Weltmeister? Rossi hat die meisten Fans auf seiner Seite, ist erfahren und bekanntlich äußerst gerissen. Er nutzt jede Chance, die sich ihm bietet. In Silverstone bewies er dies in Perfektion. Lorenzo hat im Trockenen jedoch meist die bessere Pace, sein Speed scheint unschlagbar.

Die große Unbekannte im Titelkampf ist Marc Márquez. Er kündigte bereits an, dass er alle verbleibenden Rennen gewinnen will und nichts zu verlieren hat.

Die Fans dürfen nur hoffen, dass es nicht der zuweilen rücksichtslose Spanier ist, der den Titelkampf am Ende durch ein gewagtes Manöver entscheidet.

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