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Hervé Poncharal: Sind MotoGP-Fahrer zu verwöhnt?

Von Frank Aday
Hervé Poncharal mit Bradley Smith: «MotoGP-Fahrer sind wie Superman»

Hervé Poncharal mit Bradley Smith: «MotoGP-Fahrer sind wie Superman»

Wie schwer ist der Umgang mit MotoGP-Fahrern, um innerhalb der Teams Feindschaften und eine vergiftete Atmosphäre zu vermeiden? Hervé Poncharal kennt die Antwort.

«Lass mich damit anfangen, dass ich großen Respekt vor den Fahrern habe. Ich bin noch immer fasziniert davon, was sie leisten. Das gesamte Rennen hindurch habe ich Gänsehaut, denn was sie tun, ist wirklich außergewöhnlich. Sie sind Helden. Sie sind wie Superman. Das ist klar und sehr wichtig», betont Tech3-Boss Hervé Poncharal.

Der Franzose versucht jedoch, den Fahrern bewusst zu machen, dass sie ihren Erfolg vielen Menschen verdanken. «Um das tun zu können, was sie tun, und ein Leben wie ihres zu leben, brauchen sie aber auch den Verband, Promoter, Teams, Sponsoren und Werke. Sie können es nicht alleine tun. Es ist ein Einzelsport, aber viele Menschen arbeiten hart, um ihnen zu ermöglichen, dass sie ihr Talent zeigen.»

«Aus meiner Sicht sind sie manchmal zu verwöhnt. Ich denke, ab einem gewissen Punkt sollten wir ihnen auf nette und nicht unbedingt autoritäre Weise erklären: ‹Du bist hier, weil du der Beste bist. Du bist hier, weil du großartig bist. Du bist wie Superman. Trotzdem brauchst du viele Dinge und Menschen hinter dir, um dein großes Talent zeigen zu können.› Das ist meine Sicht der Dinge. Es ist aber schwierig, das zu erklären, ohne manche Menschen in ihrem Stolz zu verletzen. Man muss die Fahrer respektieren, aber auch Respekt vor dem Team einfordern. Das ist einfacher für mich, denn meine Fahrer sind keine Megastars wie Valentino Rossi oder Marc Márquez. Ich versuche, mein Team wie eine Familie zu sehen. Eine Team-Familie.»

«Mein Charakter ist es – Ich sage nicht, dass das besser ist oder nicht – immer mit jedem zu sprechen. Ein Team ist eine Gruppe, ich freue mich, wenn meine Fahrer am Abend gemeinsam in der Hospitality essen und sich miteinander unterhalten. Es sollte nicht ein Fahrer mit seinem Gefolge an dem einen Tisch sitzen und der andere Fahrer mit seinen Leuten am Tisch auf der anderen Seite. Dann gibt es nämlich keine Verbindung zwischen ihnen. Ich sage meinen Fahrern immer: ‹Mach, was du machen musst, fahr die bestmöglichen Resultate ein und dein Teamkollege ist natürlich der erste Fahrer, den du schlagen willst, aber denkt als Team.› Ich war sehr stolz, denn unsere Jungs wurden in Valencia Fünfter [Espargaró] und Sechster [Smith]. Sie kämpften das gesamte Jahr, doch es ging immer sauber zu», lobte Poncharal gegenüber «crash.net».

«Natürlich wollte Pol Bradley besiegen. Bradley hatte ihn oft geschlagen und Pol war nicht happy. Keiner von ihnen ist glücklich, wenn er hinter dem anderen liegt. Ich würde nur ungern in ihrer Haut stecken. Doch ich denke, wenn wir Autorität zeigen und sagen: ‹Hey, das kannst du nicht tun›, dann ist es wie mit Eltern und ihren Kindern. Wenn man nicht einige Grenzen aufzeigt, dann gibt es kein Limit.»

Nach dem Sepang-Drama wurde oft kritisiert, dass die Teams ihre mächtigen Fahrer nicht mehr unter Kontrolle hatten. «Es ist gut, Superstars im Team zu haben, denn sie sind die Lokomotive, welche die Weltmeisterschaft zieht: Vale, Marc, Jorge und all diese Jungs. Und etwas Spannung zwischen ihnen ist es, was die Weltmeisterschaft groß macht. Doch manchmal ist es gut, wenn man sagt: ‹Okay, geht nicht zu weit.› So denke ich, so regle ich die Dinge hier.»

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