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Lougher (Suter): Rossi & Márquez würden nie TT fahren

Von Waldemar Da Rin
TT-Veteran Ian Lougher

TT-Veteran Ian Lougher

TT-Veteran Ian Lougher forderte mit der Zweitakt-Suter MMX 500TT bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man die Superbike-Asse heraus. Mit SPEEDWEEK.com sprach er über die Unterschiede zwischen TT- und MotoGP-Piloten.

Der Waliser Ian Lougher (52), der mit seiner japanischen Frau Asa in Nordirland lebt, ist zehnfacher TT-Sieger und war der letzte Fahrer, der mit einem 500er-Zweitakter auf der Insel auf das Podest fuhr. Er ist bekannt und genießt auf der Insel Respekt. Seine Zusage, die Suter 500 zu fahren, hat ihn bei den Fans noch beliebter gemacht. Auch seine Gegner hatten grossen Respekt vor dieser Entscheidung. Im offiziellen Programm wurden der Suter 500 sechs (!) Seiten gewidmet. Klar, es war nicht einfach für Lougher dieses «Fahrrad mit einem Raketenantrieb», wie Eskil Suter es bezeichnete, um den schwierigen Kurs zu bewegen.

Lougher hatte zum Beispiel am Start etwas Mühe optimal wegzukommen. Es ist aber auch für andere Teams auf diesem 60 Kilometer langen Kurs nicht einfach ein Motorrad optimal einzustellen. Diese Strecke wird zu über 90 Prozent mit Vollgas gefahren, es gibt trotzdem ein paar Stellen, an denen man in den ersten Gang runterschalten muss. Dann gibt es Passagen wie einen Tunnel, flankiert auf beiden Seiten mit Bäumen, und natürlich der Aufstieg in die Berge, wo der Temperaturunterschied enorm viel ausmachen kann. Doch die Augen von Rugby-Fan Lougher glänzten, als er SPEEDWEEK.com Auskunft gab. Er hatte einen Tag nach dem Rennen etwas Muskelkater im linken Unterarm und die Knie schmerzten ein wenig. «Wohl davon, dass ich sie zu fest ans Bike gedrückt habe», bemerkte er.

War es rückblickend ein positives Erlebnis, dich auf das Suter500 TT Projekt einzulassen?

Sicher [lacht], wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass die Jungs ihren Job hundertprozentig verstehen, hätte ich mich sicher nicht darauf eingelassen. Es war ein schönes und angenehmes Erlebnis mit einem sehr professionellen Team.

Wenn dir jemand sagen würde: «Ich habe einen neuen Fallschirm entwickelt, willst du ihn ausprobieren?» Dann willst du auch erst wissen, wer dahinter steckt.

Guter Vergleich, ja, aber ich war von Anfang an überzeugt, dass Suter Racing dieses Projekt sehr ernst nimmt und alles in Bewegung gesetzt hatte, um es zu verwirklichen.

Du wurdest nach fünf Runden aus dem Rennen genommen, es blieb dir also verwehrt, die volle Distanz der Senior TT zu fahren.

Das wäre bestimmt sehr gut möglich gewesen, denn ich wollte in die sechste und letzte Runde gehen, obwohl ich kurz vor dem Ziel überrundet wurde, bin aber von den Streckenposten gestoppt worden, weil jemand vor mir schwer gestürzt ist.

Mit einem Schnitt von knapp 122 mp/h warst du eigentlich recht flott unterwegs, dafür, dass du nicht überall ans Limit gehen konntest.

Da hast du recht, mir war es wichtig, das Motorrad heil zurückzubringen. Das Motorrad hat viel mehr Potenzial, und ich könnte sicher noch schneller fahren. Wir hatten im Training aber doch einige Abstimmungsprobleme, und ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Es war nicht einfach, das Bike um den Kurs zu fahren, es gab Stellen, wo ich mich sehr wohl fühlte und voll fahren konnte, und dann einige, wo ich den Eindruck hatte, das Motorrad würde in Schräglage vorne einklappen, die Gabelabstimmung war noch nicht optimal. Ich hatte deshalb auch ein paar haarige Situationen, wo ich recht nahe an die Randsteine geraten bin und bekanntlich gibt es hier nicht viel Platz für Fehler. Also ging ich diese Stellen, eine davon war zum Beispiel auch Bungalow, etwas ruhiger an.

Es fehlte ja sehr wenig, dann wärst du gar nicht überrundet worden.

Ja, ein besserer Startplatz im Zeittraining hätte schon mal geholfen, doch da bin ich nach einer tollen Runde kurz vor dem Ziel gestürzt. Bei den Rundenzeiten, die sie hier mittlerweile fahren, waren die ersten bereits in Ramsey, als sie mich ins Rennen schickten.

In der kurzen Zeit war es ja auch nicht einfach, eine perfekte Abstimmung für diesen anspruchsvollen Kurs zu finden.

Sicher, aber generell gesehen war es wirklich eine gelungene Premiere. Als mich zum Beispiel Hutchy beim Meilenstein 13, Dunlop vor Kirk Michel und McGuiness vor der Ballaugh Bridge einholten, konnte ich erstaunlich gut mithalten, obwohl sie bereits 133 mp/h-Runden fuhren. Es war also nicht so, dass ich sie gleich aus den Augen verlor. Das hatte mich überrascht, wie auch erstaunt und vor allem gefreut. Von Ginger Hall bis Ramsey jedoch, wo es sehr holperig war und eben einer der Abschnitte war, wo ich mich nicht so wohl fühlte, sind die drei dann auch entwischt. Eines ist aber sicher, die Suter hat noch sehr, sehr viel Reserven.

Eskil Suter schwärmte von der Insel und von dem echten «Racing Spirit», der hier noch herrsche und deutete an, dass eine Rückkehr auf die TT nächstes Jahr ziemlich sicher sei. Würdest du erneut mitmachen?

Auf jeden Fall, es ist ja nicht so, dass ich in den letzten zwei Jahren untätig war. Ich habe zum Beispiel zweimal die Classic- TT gewonnen, einmal mit der 500er Paton und einmal mit einer 250er Yamaha.

Hardcore-TT-Fans sind nach wie vor der Meinung, ein richtiger Rennfahrer mit «balls» muss auf der TT gefahren sein. Die Gegner hingegen sind der Meinung, die meisten TT-Stars würden sich zum Beispiel in der Moto2-WM nicht mal qualifizieren. Kann man diese zwei Welten überhaupt vergleichen?

Es sind sehr wohl zwei verschiedene Welten, aber ich glaube, das gilt für Ian Hutchinson und auch Michael Dunlop nicht, denn sie fahren in der Britischen Meisterschaft in der 600er-Klasse ganz vorne mit. Gleichzeitig bin ich sicher, dass Rossi, Lorenzo und auch Márquez hier auf der Insel sehr schnell wären, aber gewinnen könnte keiner von ihnen. Die wären nie bereit, voll zu fahren, aber das sind Vermutungen, denn sie werden hier niemals fahren.

Apropos Hutchinson, den hast du mit Rossi verglichen, nicht fahrerisch, aber in der Art und Weise, wie beide den Rennsport betreiben und die Vorbereitungen treffen.

Richtig, Ian ist sehr auf Details fokussiert, will immer noch besser sein, obwohl er im Training bereits der Schnellste ist. Er ist vielleicht auch deshalb nicht ganz so pflegeleicht, wenn man mit ihm zusammenarbeitet. Der Erfolg gibt ihm aber schliesslich Recht. Letztendlich sind es eben diese Details, die den Unterschied ausmachen können.

Wie zum Beispiel bei Rossi, der schon oft im Zeittraining nicht ganz vorne war, im Warm-up etwas ausprobierte und dann später das Rennen gewinnt. Wie beim letzten Rennen in Barcelona.

Genau. Erfahrung, Cleverness und den Ehrgeiz immer der Beste zu sein. Das vermisse ich bei vielen jungen Fahrern. Sie sagen einfach, morgen fahre ich schneller, aber dann frage ich, wie willst du das machen? Ich fahre einfach schneller, kommt es prompt zurück und am anderen Tag liegen sie auf der Schnauze. Wenn man schneller fahren will, muss auch das Motorrad dazu bereit sein. Dazu muss man erst verstehen, wie ein Motorrad überhaupt funktioniert.

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