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Saison 2014: Warum Herlings nun mehr Konkurrenz hat

Von Adam Wheeler
Vorschau auf die Motocross-WM, Teil 2: Wir beantworten die wichtigsten Fragen vor dem Grand Prix in Katar. Heute sind MX2-Champion Jeffrey Herlings und die neuen GP von Brasilien und Mexiko im Fokus.
Wie viele Fahrer werden in Brasilien und Mexiko am Start sein?

Angesichts der Tatsache, dass bei den Runden 17 und 18 des diesjährigen Kalenders maximal 100 Punkte zu holen sind, stehen die Chancen gut, dass das Fahrerfeld trotz der Budgetsorgen bei den Überseerennen einigermassen vollständig ist und die Mehrzahl der Piloten die gesamte Saison absolvieren. Die Bonusprämien der Teams und Fahrer hängen letztlich vom Gesamtergebnis ab, welche man kurz vor Schluss nicht auf´s Spiel setzen wird. 18 Teams mit 27 Fahrern sind für 2014 offiziell bestätigt.

Auch wenn verletzungsbedingt Vakanzen auftreten können, sollten diese durch die in Brasilien vorhandene massive Honda-Präsenz abgefangen werden, in dessen Schlepptau sich viele junge lokale Talente tummeln. Für Spannung sollte also auch beim vorletzten Rennen der Saison gesorgt sein. Ein 30-Fahrer-Startgatter bedeutet aber auch, dass im Fahrerfeld durch Nichtqualifikation Lücken entstehen können, wenn die Qualifikationshürde hoch ist. Modernes Motocross beinhaltet eben auch auch eine rigerose Qualifikation. Ob das gut oder tolerierbar ist, ist Ansichtssache. Für den zweiten mexikanischen Grand Prix in der MX-Geschichte wird eine andere Veranstaltung erhofft als beim Chaosrennen von 2012. Erfahrene heimische Promoter organisieren die Veranstaltung in Koordination mit Youthstream. Es gab einige positive Aspekte im brasilianischen Guadalajara, die auch im mexikanischen Leon erhofft werden, wie zum Beispiel die enorme Sport-Begeisterung. Die Weltmeisterschaft in unterschiedlichen Kontinenten zu beginnen und zu beenden, ist ein sehr ambitioniertes Vorhaben für die Motocross Weltmeisterschaft. auch wenn Schwierigkeiten zu überwinden sind.

Wird Herlings erneut dominieren?

MX2 ist seit 6 aufeinanderfolgenden Jahren fest in der Hand von KTM. 2007 war die letzte Weltmeisterschaft, die nicht an das orange Red-Bull-KTM-Team ging: Damals noch mit Tony Cairoli. Rattray, Musquin, Roczen und Herlings haben die Geschichte weitergeschrieben. 2013 markierte dann das mit Abstand nachdrücklichste Auftreten des Werksteams aus Mattighofen. Die Statistik des Niederländers vor der Titelverteidigung ist überwältigend: 15 von 17 Grand-Prix gewonnen, davon 14 in Folge, in 25 von 35 Läufen siegreich (37, wenn man die Superfinals mitzählt), 17 Mal mit dem «Red Plate» des Meisterschaftsführenden gestartet, 8 Pole-Positions, 424 Führungsrunden (fast das Zehnfache im Vergleich zum nächsten Fahrer) und für ihn selbst stattliche Erfolgsboni: Es wird von circa 15.000 Euro pro Veranstaltung ausgegangen.

Herlings gilt als entschlossener Pilot, welcher der restlichen Fahrermeute bisweilen durch Stürze in der ersten Kurve kurzzeitig den Vortritt gibt, geschehen zum Beispiel in Finnland und Schweden. Schwere Stürze in Holland und Frankreich überstand er relativ unbeschadet. Dafür setzte ihn der vergleichsweise harmlose Sturz während der Qualifikation zum belgischen Grand-Prix mit Schulterbruch ausser Kraft. Frühzeitig kehrte er zwar schon zu seinem Heim Grand-Prix zurück und dominierte das Feld unbeeindruckt. Diese Verletzung markierte aber den ersten Tiefschlag eines turbulenten Winters.

Herlings ist also nicht unverletzlich und er ist manchmal etwas launisch – sicher nicht ungewöhnlich für einen 19-Jährigen. Nur wenige Kollegen konnten 2013 seinem Tempo ansatzweise folgen. Innerhalb des Teams gab es anfangs Sorgen, ob der KTM-Pilot auch ohne die sportliche Auseinandersetzung mit Tommy Searle fokussiert bleiben kann. Herlings kann jetzt nur noch stärker und weiser werden.

Die KTM 250SX-F gilt als eines der besten Bikes am Gatter. Das Team mit diesem Gesamtpaket ist erfahren und 2014 wird höchstwahrscheinlich Herlings letzte MX2-Saison. Statt also nach Herlings Schwachstellen zu suchen, ist die viel interessantere Frage: Wer kann dem Holländer überhaupt das Wasser reichen, um die Startnummer 84 herauszufordern? Stefan Everts sprach kürzlich über Herlings´ Teamkollegen und den Gesamtzweiten der letztjährigen MX2-WM, Jordi Tixier: «Jordi muss entschlossener zur Sache gehen und bessere Rundenzeiten hinlegen. Das wird mit einer Kombination aus besserer physischer Kondition und Fahrtechnik erreicht. Zwar ist seine Technik schon jetzt sehr gut, aber durch seine verbesserte Kondition und Fitness ist er nun in der Lage, wirklich hart anzugreifen.»

Herlings macht den Unterschied mit einem enormen Kurvenspeed und Physis. Jenseits seiner unglaublichen Stärke im Sand ist aber kein großer Mythos hinter dem Erfolg. Der Champion trainiert angeblich wie besessen und verschiebt die Grenzen der Realisierbarkeit in seinen Trainigseinheiten ins Unermessliche. Auch wenn jemand ein ähnliches Pensum in dieser Intensität während der Woche absolviert, am Ende des Rennwochenendes ist gegen Herlings oft kein Blumentopf zu gewinnen. Wer kann mithalten? Tixier ist der bestplatzierte Pilot, hat aber ein mentales Problem, mit Herlings, der neben ihm im Vorzelt steht, mitzuhalten.
Christophe Charlier ist schnell, macht aber zu langsame Fortschritte. Max Anstie ist ein Fragezeichen im Factory Team von Dixon Cosworth Yamaha, seine Vorstellung auf der Werks- Suzuki war 2013 enttäuschend. Das CLS Kawasaki Trio Arnaud Tonus, Alessandro Lupino und Dylan Ferrandis könnte die stärkste Konkurrenz werden und das Husqvarna-Duo Alex Tonkov und Romain Febvre sollte man auch nicht abschreiben. Auch Glenn Coldenhoff kann auf der Suzuki RM-Z250 einiges erreichen, war er doch 2013 der einzige Grand-Prix-Gewinner neben Herlings in der MX2-Klasse.

Die Antwort auf die Frage lautet: Es ist eher unwahrscheinlich, dass Herlings wieder eine Saison wie 2013 hinlegt. Dafür ist für ihn die Ausgangslage in der Folge der Verletzung im August 2013 zu ungünstig. Er wird nicht in Topform in Katar antreten, aber wenn er sich nicht selbst im Wege steht, wird er die Statistik weiter anführen. Er hat einfach zu viel Siegeserfahrung und Selbstvertrauen im Vergleich zum Rest des Feldes.

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