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Jahresrückblick MXGP 2024: Die Wendepunkte

Von Thoralf Abgarjan
Die Wendepunkte der MXGP-Saison 2024 ereigneten sich in Agueda (Portugal) und Shanghai (China). Die gesamte WM-Saison war dominiert vom Duell zwischen Tim Gajser (Honda) und Jorge Prado (GASGAS).

Jorge Prado nahm zu Beginn des Jahres 2024 an den ersten vier Veranstaltungen der US-Supercross-Meisterschaften teil. Obwohl Schlamm nicht zu den ausgewiesenen Stärken des Spaniers gehört, erreichte er im Schlamm von San Francisco einen 7. Platz. In diesem Moment dürften rückblickend bereits die Weichen für Prados Zukunft gestellt worden sein, denn bereits ab Saisonhalbzeit sickerte durch, dass Prado in Kontakt mit dem Kawasaki-Werksteam steht. Verhandelt wurde um den Platz von Adam Cianciarulo, den Prado schließlich bekommen sollte.

Nach vier intensiven Supercross-Rennen in den USA im Januar kehrte der MXGP-Titelverteidiger Anfang Februar nach Europa zurück. Prado startete mit der Startnummer 1 des Weltmeisters. Am 10. März begann die WM in Neuquen (Argentinien). Prado wirkte bestens vorbereitet und gewann den Grand Prix mit einem 1-2-Ergebnis. In Südamerika deutete sich aber bereits an, was sich im Laufe des Jahres bestätigen sollte: Der Zweikampf zwischen Prado und Tim Gajser dominierte die WM 2024.

Der WM-Tross kehrte nach Europa zurück und beim 2. WM-Lauf in Spanien gewann Prado alles, was es dort zu gewinnen gab. Diese Dominanz setzte er auch auf Sardinien fort. In Arco, WM-Lauf Nr. 4, verlor er im Qualifikationsrennen seine Sitzbank und kam nur auf Platz 17 ins Ziel. Das hinderte den Weltmeister aber nicht daran, von dem schlechten Startplatz aus trotzdem einen Holeshot zu ziehen. Mit einem 3-1-Ergebnis gewann er zwar den Grand Prix, aber seine Dominanz schien in diesem Moment zu bröckeln.

Der erste Wendepunkt der Saison war die Schlammschlacht von Portugal. Prado kam mit der Situation nicht zurecht und musste mehrfach die Box ansteuern. Nach einem 15-12-Ergebnis wurde aus einem 13-Punkte-Vorsprung nun ein Rückstand von 14 Punkten. Tim Gajser musste zwar auch in den Schlamm greifen, aber nach Sieg im ersten Lauf und Rang 10 im zweiten Rennen war er WM-Führender. Im spanischen Lugo (WM-Lauf #6), der Hausstrecke des Weltmeisters, konnte Prado aber bereits wieder kontern und gewann alle drei Rennen und natürlich auch den Grand Prix vor heimischem Publikum.

Im französischen St. Jean-d'Angély stand das nächste Regenrennen an. Romain Febvre wurde von den heimischen Fans frenetisch als Grand-Prix-Sieger gefeiert, aber später verlor er diesen Sieg an Tim Gajser wegen einer umstrittenen Entscheidung der Rennleitung, die Febvre nur indirekt betraf. Gajser wurde am grünen Tisch zum Sieger erklärt und kam als WM-Leader zum 8. WM-Lauf in den Talkessel nach Deutschland.

Dort regnete es am Samstag während des Qualifikationsrennens erneut, doch am Sonntag verbesserten sich die Bodenverhältnisse. Prado gewann beide Läufe und so wechselte die WM-Führung erneut zugunsten des Spaniers. Zwischenzeitlich griff Jeffrey Herlings zunehmend ins Geschehen an der Spitze ein, während sich Romain Febvre (Kawasaki) mit einer schmerzhaften Daumenverletzung abmelden musste. Game over für den Franzosen. 'The Bullet' kam immer besser in Fahrt und gewann den nächsten Grand Prix in Kegums mit einem 1-3-Resultat vor Gajser und Prado. Gajser übernahm damit wieder das 'Red Plate'.

Das nächste Rennen im italienischen Maggiora begann wieder im Schlamm. Zwar besserten sich die Verhältnisse am Sonntag, aber diesmal waren die Probleme anderer Art: Nach einem üblen Massencrash in der ersten Runde humpelte Jorge Prado von der Strecke und blieb in diesem Rennen punktlos. Im Ergebnis handelte er sich am Ende des Tages einen Rückstand von 34 Punkten zur Tabellenspitze ein. Lange war unklar, ob sich der Spanier eine Knieverletzung zugezogen hat oder nicht, aber in Indonesien konnte er wieder starten und es gelang ihm der Grand-Prix-Sieg mit einem erstaunlichen 2-1-Ergebnis vor dem immer besser in Fahrt kommenden Jeffrey Herlings, der eine Woche später auch noch den zweiten Indonesien-Grand-Prix gewinnen konnte. Prado wurde mit einem 4-5-Ergebnis diesmal nur Vierter und die zweite Saisonhälfte begann für ihn mit einem Rückstand von 34 Punkten zu Tim Gajser.

Den 13. WM-Lauf im Brutkasten von Loket gewann wieder Tim Gajser mit einem 3-1-Resultat. Damit erhöhte er seinen Vorsprung auf 36 Punkte. Konnte Prado diesen Rückstand noch einmal wettmachen?

Prado legte beim 14. WM-Lauf im belgischen Lommel nach und gewann das Qualifikationsrennen, doch Sandkönig Jeffrey Herlings verteidigte sein Image und gewann beide Läufe vor Prado, der aber seinen Rückstand zur Tabellenspitze auf 22 Punkte leicht verringern konnte.

Im schwedischen Uddevalla kam es zum Showdown der Titelrivalen, doch Prado blieb fehlerfrei, gewann den Grand Prix mit einem Doppelsieg und verkürzte seinen Rückstand von 22 auf 17 Punkte.

Beim nächsten Stopp im Sand von Arnheim schlug zunächst die Stunde von Fantic-Werksfahrer Glenn Coldenhoff, der das Qualifikationsrennen gewann. Den Grand Prix dominierte Jeffrey Herlings, der Sandkönig, mit einem Doppelsieg. Prado kam auf Platz 2 erneut vor Gajser ins Ziel und sein Rückstand verkürzte sich damit auf 9 Punkte. Prado war damit wieder im Titelkampf.

Im schweizerischen Frauenfeld konnte Prado zwar das Qualifikationsrennen gewinnen, doch er verdrehte sich das Bein und befand sich außerhalb seiner Komfortzone. Tim Gajser setzte sich in beiden Wertungsläufen durch und bei nur noch 3 verbliebenen WM-Läufen setzte er sich mit einem Vorsprung von 18 Punkte wieder deutlich an der Spitze ab.

In der Türkei gewann Gajser das Qualifikationsrennen. Jeremy Seewer (Kawasaki) holte den ersten Lauf mit einem Start-Ziel-Sieg, Prado haderte mit einer aufgesprungenen Schnalle an seinem Stiefel und verdrehte sich danach erneut das Bein. Trotzdem gewann er mit einem 3-1-Ergebnis den Grand Prix und verkürzte seinen Rückstand zu Tim Gajser auf 14 Punkte.

In Shanghai drohte der China-Grand-Prix im Taifun unterzugehen. Der Zeitplan wurde radikal umgestellt, die Rennen von Montag auf Sonntag verschoben. Die Qualifikationsrennen wurden komplett gestrichen und die WM nahm im ersten Lauf ihre entscheidende Wendung: Tim Gajser stürzte nach einer Berührung eines Kontrahenten spektakulär und musste mit gebrochener Fußraste die Box ansteuern. Auf Platz 17 konnte er in dieser Situation nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Jorge Prado gewann mit einem 2-1-Ergebnis, brach aber auf dem Podium vor Erschöpfung beinahe zusammen. Zum Saisonfinale nach Spanien reiste er mit einem Vorsprung von 7 Punkten an.

In Cozar zeigt Prado vor seinem Heimpublikum Nerven aus Stahlseilen. Er gewann das Qualifikationsrennen und baute seinen Vorsprung auf 9 Punkte aus. Am Sonntag gewann er den ersten Lauf vor Tim Gajser und konnte den zweiten und entscheidenden Lauf mit einem Vorsprung von 12 Punkten in Angriff nehmen. Prado fuhr im zweiten Lauf taktisch mit kalkuliertem Risiko. Rang 4 genügte ihm zum WM-Titel und Grand-Prix-Sieg!

Die Saison 2024 war von diesem Duell geprägt. Jeffrey Herlings brauchte rückblickend betrachtet zu viel Zeit, um voll konkurrenzfähig zu werden. Romain Febvre kickte sich nach seiner Daumenverletzung aus dem Rennen und Jeremy Seewer brauchte insgesamt zu viel Zeit, um sich an die neue Kawasaki zu gewöhnen.

Am Ende der Saison war es der vierte WM-Titel für Prado, der zweite in der MXGP. Damit verabschiedete sich der vierfache Champion zu neuen Ufern in Richtung Amerika, mit 94 Laufsiegen, 95 WM-Podien, 49 Grand-Prix-Siegen und 148 Holeshots – eine stolze Bilanz. Wie er sich im US-Supercross behaupten wird, werden wir erst im kommenden Jahr sehen.


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