Hockenheim: SBK-WM ein Hoch-Risiko-Spiel

Verlust für die Gespannszene: Friedhelm Zabel ist tot

Von Axel Koenigsbeck
Friedhelm Zabel (Mitte) mit Jan Hendrickx (li.) und Tim Smeuninx

Friedhelm Zabel (Mitte) mit Jan Hendrickx (li.) und Tim Smeuninx

Am 27. Oktober verstarb der Motorenhersteller Friedhelm Zabel nach schwerer Krankheit. Der gebürtige Rheinländer prägte die internationale Motocross-Gespannszene über vier Jahrzehnte maßgeblich mit.

Es gibt europaweit wohl keinen MX-Gespannfahrer, der den Namen Zabel nicht kennt. Seit den späten 1980er-Jahren liefert das auf Zweitakter spezialisierte Unternehmen wettbewerbstaugliche Einzylinder für Seitenwagen-Motorräder. Noch in der letzten Saison war Friedhelm Zabel zumindest bei den Grand Prix persönlich präsent, um seine Kunden zu betreuen. Das hatte er auch für dieses Jahr wieder vor, wie er mir in einem unserer letzten Telefonate mitteilte. Dann beendeten die Corona-Einschränkungen die Rennserien, bevor sie richtig begonnen hatten. Unabhängig davon erkrankte der 72-Jährige schwer und erholte sich nicht mehr. So werden wir Friedhelm Zabel und sein mit Ersatzteilen gut gefülltes Wohnmobil nun nie wieder im Fahrerlager antreffen.

Seine Karriere im Seitenwagencross begann Zabel in den frühen 1970er-Jahren, nachdem er zunächst bei DAMCV-Solorennen startete. Gemeinsam mit Beifahrer Martin Bichler avancierte er in der damaligen Nachwuchsserie «OMK-Pokal» (heute DMSB-Pokal) 1974 zum Vizemeister und legte ein Jahr später mit dem Titel nach.

Doch Technik und Handel nahmen Zabel mehr als das Rennen fahren gefangen. Gemeinsam mit seinem damaligen Mentor Otto Hermeling organisierte er im Eifeldorf Freilingen den Import der britischen Wasp-Fahrgestelle und tunte die dafür passenden Motoren – eine zeitintensive Aufgabe. Für Rennengagement blieb da keine Luft. Mit Unterstützung des Wasp-Duos Zabel-Hermeling holten Reinhard Böhler/Siegfried Müller 1980 dann sogar den ersten und bis heute einzigen WM-Titel in der Gespannklasse.

Zu jener Zeit beschloss Zabel, sich von seinem Partner zu trennen und dort niederzulassen, wo in der BRD die meisten Aktiven zuhause waren: im Schwabenland. Dort handelte er zunächst mit Wasp, später mit den niederländischen VMC-Fahrgestellen, und trimmte mit Beginn der Einzylinder-Ära in den frühen 1980er-Jahren Maico-Motoren auf gespanntauglich. Auf dieser Basis entwickelte er dann ein eigenständiges Triebwerk, das zuletzt aus knapp 700 Kubik über 80 PS produzierte.

Es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, wollten wir alle mit Zabel-Zweitaktern gewonnen Meisterschaften aufzählen. Der endgültige Durchbruch in der WM kam 1998 mit dem Titelgewinn der Letten Kristers Sergis/Artis Rasmanis. Ein Jahr später legte Daniel Willemsen mit Bruder Marcel im Boot den Grundstein für seine einmalige Karriere. Neun (!) weitere Championatsgewinne sollten mit Zabel-Motoren folgen. Und mit Etienne Bax sind die potenten Triebwerke bis heute trotz starker Konkurrenz auf Erfolgskurs.

Den Grundstein für diese grandiose Serie legten zunächst Walter Netterscheid/Lothar Jehle mit zwei und Martin Gölz/Hans-Rudolf Stettler mit drei DM-Titeln. Beide Teams errangen überdies Silbermedaillen in der WM. Selbstredend kurbelten diese Erfolge erheblich das Geschäft an. Doch ohne die generöse Unterstützung Zabels wären viele dieser Titel niemals Realität geworden. Da kann man sich schon ausrechnen, dass mit der Motorenproduktion für eine Randsportart nie das große Geld zu verdienen war. Umso höher ist zu bewerten, was Friedhelm Zabel in den letzten Jahrzehnten für den Gespannsport geleistet hat.

Für die Aktiven steht nach dem Tod Zabels die Frage im Vordergrund, wie es mit der Produktion von Motoren und Ersatzteilen weitergeht. Mittlerweile engagiert sich der Belgier Davy Maris für den Fortbestand der Produktion, sodass Zabel-Motoren auch weiterhin die nationalen und internationalen Startfelder bereichern dürften.

Der bis zu seiner Erkrankung unermüdlich aktive Friedhelm würde das mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Ihm gebührt an dieser Stelle höchster Respekt für seinen Einsatz in Sachen Gespanncross. Oder wie es der ehemalige Spitzenfahrer Jürgen Knübben formuliert: «Eigentlich müsste er das Bundesverdienstkreuz bekommen!»

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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