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Tschüss Herbie: Zum Tod von Herbert Völker

Kolumne von Rainer Braun
Ein Schreiber-Genie hat uns verlassen: Herbert Völker ist im Alter von 81 Jahren von uns gegangen. Ein letzter Brief an einen Freund und Weggefährten, der wie kein anderer Geschichten erzählen konnte.

Lieber Herbert, alter Freund und Weggefährte, ich wünsche dir eine gute Reise zu deinen Rallye- und Ösi-Kumpels. Jetzt habt ihr euch alle wieder da oben an dem Platz, der auch für uns Zurückgeblieben irgendwann mal die Endstation der Lebensreise sein wird. Niki Lauda, Held und Hauptfigur so vieler deiner Bücher, wird dich sicher besonders herzlich begrüßen. Und der Jochen Rindt gleich dazu, dem du ja noch mit einem deiner letzten Titel eine besondere Ehrte erwiesen hast.

Nun hat uns also wieder ein ganz Großer aus der schreibenden Zunft verlassen. Herbert Völker wurde 81 Jahre alt, im September wäre er 82 geworden. Für die weltweite Rallye-Gemeinde ein besonders herber Verlust, galt Herbert doch als der beste Buch-, Reportage- und Feuilleton-Autor seiner Zeit.

Nein, ich muss das anders formulieren, er war ein eine Art Schreiber-Genie, ein so verdammt guter Erzähler und punktgenauer Beobachter. Und weil das so war, habe ich ihn von Anfang an schon als junger Journalisten-Anfänger verehrt und alles verschlungen, was er geschrieben und an Büchern veröffentlicht hat.

Ich erinnere mich noch gut an sein erstes Buch 1970 mit dem Titel «Das heiße Lenkrad». Danach folgten beispielsweise «Das Jahr der blauen Reiter» über die sagenhafte Alpine-Ära, «Die Tricks der wilden Truppe» und «Das große Buch vom Rallyesport» Alles längst nicht mehr im offiziellen Handel zu haben, ausverkauft, vergriffen.

Genauso wie Völkers Lauda-Bücher, auch allesamt Bestseller, ein halbes Dutzend Titel über Österreichs Formel-1-Nationalhelden von «Meine Jahre bei Ferrari» über «Meine Story» oder «To Hell and Back». Und dann noch eine tiefe Verneigung vor Jochen Rindt mit einem deiner letzten Werke «Jochen Rindt – der erste Popstar der Formel 1». Alles Bestseller – welcher Autor kann das schon für sich in Anspruch nehmen?

Wie kaum ein anderer Kollege hat es Herbert verstanden, seine Leser zu fesseln. Dafür wurde er geliebt von allen, die seine herrlichen Rallye-Geschichten verschlungen und seine insgesamt rund 15 Bücher genossen haben. Und dann natürlich die aktuellen Rallye-Berichte aus der wildesten Zeit der Rallye-WM.

Völker-Geschichten beispielsweise von den Klassikern RAC-, Monte- oder Akropolis-Rallye zu lesen, war das reinste Vergnügen. Keiner vermochte das so authentisch und unterhaltsam rüberzubringen wie er. Er kannte jeden der Stars persönlich, parlierte mit ihnen immer und überall.

So mancher Sportchef oder Rallye-Star vertraute ihm Geheimnisse an, die er geschickt filetierte und nur das veröffentlichte, was vertretbar war. Das war der Schlüssel zu einem dauerhaften Vertrauensverhältnis zu denen, über die er schrieb.

Alles was ich über den Rallyesport nicht wusste, habe ich von ihm gelernt. Und ich wusste wirklich nicht viel. Deshalb habe ich Herbert schon 1969 kurz nach nach der Gründung der Kölner «Auto Zeitung» in meiner Eigenschaft als Sportchef als freien Mitarbeiter und Rallye-Autor an Bord geholt. Es hat sich allemal gelohnt, seine Berichte standen in der Gunst der Leserschaft ganz weit oben.

Nicht umsonst hat auch der Orac-Verlag in Wien schon 1967 seinen Star-Autor Völker auf den Chefredakteurs-Stuhl der in Österreich führenden «Auto Revue» gesetzt. Den Job hat er gut 30 Jahre lang gemacht und diese Position perfekt ausgefüllt.

1972 haben wir die legendäre Olympia Rallye eine Woche lang zusammen als Pressechefs begleitet. Für mich war das Ehre und Vergnügen zugleich, zumal wir hier auch die Geburtsstunde des großen Walter Röhrl erlebt haben. Dessen überraschende Bestzeiten auf den ersten Sonderprüfungen hatte Herbert übrigens kraft seines Amtes als Pressechef kurzerhand wieder entfernen lassen, weil er einen Messfehler der Zeitnahme vermutete. Er mochte einfach nicht glauben, dass ein Neuling die Stars von Alpine, Ford und BMW einfach mal eben so verbläst.

«Röhrl, wer ist das denn, und dann noch in einem Capri», hat er mir damals von unterwegs am Telefon gesagt, «die Zeiten stimmen sicher nicht, bitte streichen und lass die anderen nachrücken.» Walter hat ihm den Lapsus schnell verziehen und die beiden wurden Freunde fürs Leben. Die Röhrl-Nummer hat Herbert und mich über all die Jahre verfolgt und musste immer wieder für fette Lacher auf unsere Kosten herhalten.

Unser Kontakt ist nie abgerissen und ich bin so froh, dass wir uns 2022 bei der Jubi-Feier zum 50. Geburtstag der Olympia-Rallye in der Kölner Motorworld ein letztes Mal gesehen und ausgiebig unterhalten haben. Und natürlich waren die gestrichenen Röhrl-Zeiten wieder eines jener Themen, die im Auditorium für Heiterkeit sorgten.

Danke Herbert für die gemeinsamen Jahre und all die schönen Erlebnisse. Seine Familie, seine engsten Freunde und der internationale Rallyesport tragen Trauer in diesen Tagen.

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