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Wie Honda die Nachfolge von Nicky Hayden plant

Von Ivo Schützbach
«Der Verlust von Nicky Hayden ist ein großer Schock für uns», unterstreicht Hondas Superbike-WM-Manager Marco Chini. «Wir haben keine Eile, einen Nachfolger zu finden.» Was derzeit im Hintergrund abläuft.

Das Honda World Superbike-Team muss sich nach dem traurigen Tod von Nicky Hayden auf die Suche nach einem neuen Teamkollegen für Stefan Bradl machen. Beim Meeting in Donington Park stand das Motorrad des beliebten Amerikaners zum Gedenken verwaist in der Garage von Red Bull Honda. Doch das wird nicht ewig so bleiben.

Übernächstes Wochenende finden die Rennen in Misano statt, dort wird Stefan Bradl aller Voraussicht nach erneut alleine für Honda ausrücken. «Misano wird ein ganz spezieller Event, weil Nicky nicht weit von der Strecke entfernt verunglückte», ist Honda-Manager Marco Chini bewusst.

Drei Wochen später sind die Rennen in Laguna Seca, im Südwesten der USA. Dafür hat sich der Kalifornier Jake Gagne Honda angeboten, der in der US-Superbike-Meisterschaft eine Fireblade SP2 fährt und das Motorrad kennt – wenn auch mit Serienmotor und -elektronik. Der 23-Jährige ist Gesamt-Zehnter mit 51 Punkten, er fährt für das Genuine Broaster Chicken Honda-Team. Die Freigabe seines Teamchefs hat Gagne bereits erhalten.

«Jake wäre die logische Wahl», bestätigte Chini gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir von Honda Motor Europe müssen die Fahrerfrage aber mit Honda Japan und unseren Sponsoren besprechen. Bislang wurde keine Entscheidung gefällt. Problematisch ist, dass wegen der kurzen Vorbereitungszeit kein Test möglich ist. Jake kennt die Honda und die Strecke – das ist ein großer Vorteil.»

Honda-Hauptsponsor Red Bull wird kaum Einwände haben: Gagne gewann 2010 den Red Bull Rookies Cup und wird auch heute noch vom Energy-Drink-Giganten gesponsert.

Honda hat keine Eile

Nach Laguna Seca sind sechs Wochen Sommerpause. «Dann haben wir genügend Zeit, um eine Entscheidung für die restlichen Rennen des Jahres zu treffen», erklärte Chini. «Einen geeigneten Nachfolger für Nicky zu finden, wird extrem schwierig – wir haben keine Eile.»

Jedem bei Honda ist bewusst: Spitzenfahrer sind mitten in der Saison für gewöhnlich nicht arbeitslos. Und die Honda-Philosophie verbietet es, einen Fahrer eines anderen Herstellers aus seinem aktuellen Vertrag zu kaufen. Damit sind schnelle Superbike-Piloten wie Leon Camier (MV Agusta), Leon Haslam (Kawasaki) oder Markus Reiterberger (BMW) – theoretisch – tabu.

«Keine Frage, Leon Camier ist ein sehr schneller Fahrer», meinte Chini. «Bislang haben wir aber keinen Kontakt mit ihm. Was Honda betrifft, ist er ein MV-Agusta-Pilot. Und an der Honda-Philosophie hat sich nichts geändert. Wir können mit einem Fahrer nur reden, wenn er bei keinem anderen Hersteller unter Vertrag steht.»

Camier macht sich seit Wochen Gedanken um den Platz bei Red Bull Honda. Der Engländer weiß, dass er oben auf der Wunschliste steht. Das MV-Agusta-Team soll bei Camier mit den Gagenzahlungen im Rückstand sein. Bleibt das so, ergibt sich für ihn möglicherweise die Chance, aus dem Vertrag zu kommen. Dem 30-Jährigen ist bewusst, dass Honda MV Agusta in der Performance mittelfristig überholen wird. Finanziell wäre er bei Red Bull auch besser gestellt. Camier wird aber nur akzeptieren, wenn ihn Honda Motor Europe auch gleich für die Saison 2018 verpflichtet.

Beschränkt sich Honda bei der Fahrersuche auf Piloten aus dem eigenen Lager, drängt sich keine Lösung auf.

Neben Gagne ist 600er-Vizeweltmeister Jules Cluzel eine Möglichkeit: Er fährt für das Honda-Supersport-Team von Simon Buckmaster und verfügt über ein Jahr Erfahrung in der Superbike-WM. 2013 wurde er WM-Zehnter und eroberte als Zweiter in Silverstone für Suzuki sogar einen Podestplatz. In der Supersport-Klasse stand er bereits 29 Mal auf dem Podium, zwölfmal als Sieger. Allerdings gelangen ihm nur zehn Podestplätze auf Honda, alle anderen auf MV Agusta.

Oder Jason O’Halloran. Der Australier ist nach sechs Rennen in der Britischen Superbike-Meisterschaft mit 61 Punkten Gesamt-Sechster. Zu Rang 4 fehlen ihm nur sechs Punkte. Der 29-Jährige galt einst als großes Talent, konnte in der Supersport-, Endurance- und Moto2-WM aber nie nachhaltig überzeugen.

Frei verfügbar ist der Australier Anthony West, dieses Jahr in der Supersport-WM auf einer privaten Yamaha unterwegs. Er fuhr 2016 als Superbike-Ersatzfahrer bei Pedercini Kawasaki sechsmal in die Top-10 und glänzte als Fünfter im Regen von Sepang. Der 35-Jährige fuhr schon beinahe jede Rennmaschine und hat viel Entwicklungserfahrung mit MotoGP, Moto2, Supersport und Superbike. Außerdem ist er ein Regengenie.

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