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Kawasaki-Motor: Dank Schlepphebel mehr Power-Reserven

Von Ivo Schützbach
Nach sieben Jahren mit Tom Sykes arbeitet Marcel Duinker in der Superbike-WM 2019 als Crew-Chief für Kawasaki-Werksfahrer Leon Haslam. Der Niederländer gewährt technische Einblicke in die neue ZX-10RR.

Nur Jonathan Rea und sein Crew-Chief Pere Riba sind ein ähnliches Erfolgsduo, wie es Tom Sykes und Marcel Duinker waren. Der Weltmeister von 2013 hat alle seine 34 Siege in der Superbike-WM mit dem Niederländer an seiner Seite errungen. «Seit Ende 2011, als das Kawasaki-Werksteam von PBM zu Provec ging, war ich Toms Crew-Chief», erzählte der 41-Jährige. «Dieses Jahr war unsere siebte gemeinsame Saison.»

2019 fährt Sykes im werksunterstützen BMW-Team an der Seite von Superstock-Europameister Markus Reiterberger, Duinker hat sich für den Verbleib bei Kawasaki entschieden und arbeitet seit November mit dem neuen Werksfahrer Leon Haslam.

Bislang wurden zwei Wintertests in Aragon und Jerez absolviert, vor dem Saisonstart in Australien am letzten Februar-Wochenende folgen sechs weitere Testtage: Jeweils zwei in Jerez, Portimao und auf Phillip Island.

SPEEDWEEK.com sprach mit Ingenieur Marcel Duinker über die neue Kawasaki ZX-10RR, Modelljahrgang 2019.

Marcel, was ist an der 2019er-Kawasaki anders?

Wir haben ein Update am Ventiltrieb, das ist die gravierendste Änderung für 2019. Dadurch können wir die maximale Performance leichter erreichen, als mit dem früheren System. Kommende Saison verwenden wir Schlepphebel, wodurch wir ein aggressiveres Nockenwellenprofil einsetzen können. Dadurch lassen sich höhere Drehzahlen und eine bessere Performance realisieren.

Chassis, Abgasanlage und Schwinge bleiben gleich?

Nein, wir haben beim ersten Test in Aragon Updates getestet. Leon haben wir sofort auf das neue Bike gesetzt, während Jonathan zuerst Vergleiche mit dem 2018er-Bike durchgeführt hat. Es handelte sich zwar nur um kleine Updates, die Auswirkungen waren aber größer als erwartet. Wenn wir über Modifikationen sprechen, meinen wir ausschließlich Änderungen an der Steifigkeit.

An der Rahmengeometrie hat sich also nichts geändert?

Genau, die ist identisch. Wir können das Chassis ohnehin an jede Strecke anpassen. Auch das Standardbike hat diese Möglichkeit, aber nur die wenigsten Fahrer nutzen das.

Muss die Getriebeabstimmung wegen der 2019 zusätzlich erlaubten 600/min angepasst werden?

Würde man das nicht tun, würde man etwas falsch machen. Um die maximale Beschleunigung aus den Kurven heraus zu bekommen, müssen wir das Getriebe anpassen.

Kommt ihr durch die reglementsbedingte mögliche unterjährige Anpassung der Drehzahlen in Schwierigkeiten, oder strebt ihr von Beginn einen Kompromiss an?

Mehr Drehzahlen kann man besser verwalten als weniger. Wir versuchen die bestmögliche Getriebeabstimmung für die Drehzahl zu finden, die wir zu Saisonbeginn haben. Wenn wir dann die Drehzahlen reduzieren müssen, wird es nicht mehr so perfekt sein – irgendwie werden wir das aber hinbekommen.

Die starken Rundenzeiten von Jonathan Rea bei den bisherigen zwei Wintertests sorgten bei Yamaha für Ernüchterung. Hattet ihr mit solchen Zeiten gerechnet?

Ja, das war keine Überraschung. Auf jeder Rennstrecke waren die Rundenzeiten gut eine Sekunde schneller.

Weil die Basisabstimmung eurer Maschine so gut ist?

Die Kawasaki wurde für längere Zeit kaum geändert, wir kennen die Maschine in- und auswendig. Das Geheimnis ist, alles so einfach wie möglich zu belassen.

Eure Updates sorgen also nicht für Überraschungen? Andere Hersteller brauchen oft Monate, bis sie ein Update komplett im Griff haben.

Wenn man mit einem Motorrad einen Level erreicht hat, wie wir ihn bei Kawasaki haben, kann man in der Regel keine großen Verbesserungen mehr finden. Man kennt das Bike genau und wir wissen, welche Stärken und Schwächen vorhanden sind.

Wie ist dein Eindruck von der neuen Ducati?

Man kann den MotoGP-Hintergrund und die MotoGP-Erfahrung von Ducati in der V4R erkennen.

Was glaubst du, wie viel Zeit Ducati bis zum nächsten Test Ende Januar in Jerez finden kann? Beim ersten Test waren sie eine Sekunde von Rea entfernt, aber sofort auf Augenhöhe mit Yamaha.

Das ist für mich kaum einzuschätzen. Man hat Erwartungen, zum Beispiel einen sehr starken Motor. Ich kann mir vorstellen, dass sie noch viel mit dem Chassis zu tun haben werden. Das Motorrad ist komplett neu. Die Performance war schon sehr gut. Ich bin auf jeden Fall sehr neugierig, wie sie beim ersten Rennwochenenden dastehen werden.

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