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Markus Reiterberger/BMW: «Müssen nur rausfinden wie»

Von Ivo Schützbach
Markus Reiterberger vor Tom Sykes

Markus Reiterberger vor Tom Sykes

0,2 Sekunden hinter BMW-Teamkollege Tom Sykes, eine halbe Sekunde hinter der Spitze: Markus Reiterberger hat sich in den freien Trainings der Superbike-WM auf Phillip Island am Freitag als Achter tadellos geschlagen.

«Das war jetzt echt okay, das war gleich meine erste Runde in der Früh», erzählte Markus Reiterberger, als er sich am Freitagabend im Fahrerlager des Phillip Island Grand Prix Circuits mit SPEEDWEEK.com zusammensetzte und seinen Tag schilderte. «Ich wollte den Extragrip des neuen Reifens bei kühleren Bedingungen nützen und habe eine einigermaßen gute Runde hingebracht.»

Der Bayer fuhr 1:30,862 min und ließ als Achter Hochkaräter wie den WM-Dritten Michael van der Mark (9./Yamaha), Marco Melandri (13./Yamaha) oder Vizeweltmeister Chaz Davies (14./Ducati) hinter sich.

Gegenüber den Testfahrten zu Wochenbeginn hat sich Reiti um 0,614 sec verbessert, während die Spitze stagnierte: Ducati-Star Alvaro Bautista war in 1:30,327 min der Beste.

«Ich fuhr zehn Runden in 1:31 min, was für meine Rennpace spricht», hielt Reiterberger fest. «Ich habe aber mit der Haltbarkeit des Reifens zu kämpfen, nach halber Renndistanz ist nur noch wenig Gummi drauf.»

Markus, dein Teamkollege Tom Sykes sagt, dass die BMW S1000RR mit den Reifen schonend umgehe und Haltbarkeit für ihn kein Thema wäre.

Es scheint so, dass er weniger Probleme hat, das ist mir von Anfang an aufgefallen. Bei allen Tests wo wir zusammen waren, waren seine Reifen sauber und haben gut gearbeitet. Und er konnte mit gebrauchten Reifen bessere Zeiten fahren als ich. Ich hatte damit immer zu kämpfen. Anfangs sogar mit aufgerissenen Reifen, das haben wir mittlerweile im Griff. Tendenziell ist mein Reifenverschleiß deutlich höher, das müssen wir noch verstehen.

Obwohl du in den Kurven mit weniger Schräglage fährst als Sykes?

Wir haben das analysiert, er hat einen Fahrstil wie kein anderer. Er bremst in die Kurve rein, dreht um und fährt raus. Wir haben unsere Kurven im Computer übereinander gelegt um zu schauen, was am Fahrstil liegt. Ich fahre mit der gleichen oder sogar mit weniger Schräglage, aber es geht nicht nur um die Schräglage, es ist auch linienabhängig. Die lassen sich leider nicht übereinanderlegen.

Wir müssen weiter daran arbeiten. Vom Test bis Freitag haben wir einen guten Schritt gemacht, ich habe mich um 6/10 sec verbessert, Tom konnte seine Zeit nicht wiederholen. In der Rennpace ist er aber einen Tick schneller. Und der Schlüssel zum Erfolg ist eben die Reifenhaltbarkeit.

Sykes geht davon aus, dass er an Bautista und Rea nicht rankommt. Insgeheim liebäugelt er aber mit einem Podestplatz. Welches Ziel setzt du dir?

Die Ergebnisse vom Freitag spiegeln nur die schnellste Runde von jedem wieder. Es ist zwar schön, dass ich lange auf Platz 4 war und jetzt Achter bin, aber man muss auch die Nachmittagssession beurteilen, wo ich nur 15. war und Tom Zehnter. Gut, die Zeiten waren extrem eng beieinander. Ich war nur zwei Zehntelsekunden hinter Tom und fünf Plätze weiter hinten.

Wir haben nach wie vor das Problem, dass wenn sich der Griplevel ändert, wir Mühe haben schnell zu fahren. Er hat das Problem nicht ganz so stark, weil er schonender mit den Reifen umgehen kann. Er hat mehr Traktion als ich. Mich trifft das schlimmer, ich hatte am Nachmittag echt Probleme, die wir bis zum Rennen verstehen und in den Griff kriegen müssen.

Das heißt, euch kommt das Sprintrennen am kühleren Sonntagmorgen mehr entgegen als die beiden Rennen nachmittags um 15 Uhr?

Definitiv. Es hat sich jetzt mehrfach bestätigt, dass wir mit gleichen Settings in die Trainings am Morgen und Nachmittag gestartet sind, und das Motorrad hat sich nachmittags immer komplett anders angefühlt. Ich fragte mich dann natürlich, warum das so ist. Auch wenn sich der Griplevel auf der Strecke ändert, bleibt das Fahrgefühl normal ähnlich. Bei meinem Motorrad ändert sich das aber komplett. Damit hat auch Tom zu kämpfen.

Wie arg wird euch in den Rennen zu schaffen machen, dass ihr im Topspeed zirka 15 km/h verliert?

Das macht schon was aus. Nicht nur im Topspeed, sondern auch in der Beschleunigung aus der letzten Kurve hinaus. Das hat nicht nur mit Leistung und Aerodynamik zu tun, was sicher die Hauptpunkte sind. Es geht aber auch um Traktion. Unser Motorrad hat am Kurveneingang und in der Kurve Vorteile, sonst wären wir von den Zeiten nicht so gut dabei. Tom ist in den Mutkurven und den Vollgaspassen im Mittelteil gut dabei, da zieht er als harter Kerl richtig durch. Ich bin dafür in Sektor 1 und 4 schneller als er, also hebt sich das wieder auf. Heute waren wir ziemlich auf Augenhöhe.

Wir müssen weiterarbeiten, damit das Bike auf Gripveränderungen nicht mehr so stark reagiert.

Das werdet ihr aber nicht auf die Schnelle lernen, oder?

Nein. Wir können ja auch nicht jede Session nützen, um etwas am Motorrad zu ändern. Wir müssen auch Sachen an der Elektronik testen und dazu die Reifen, es gibt ja immer verschiedene Mischungen. Das nimmt auch viel Zeit in Anspruch, dadurch kann man keine Vergleiche fahren. Am Ende geht dann die Zeit aus. An einem Rennwochenende werden wir das Motorrad auch nicht großartig umschmeißen.

Wir stehen besser da, als alle erwartet haben, auch wir selbst. Ich mache mir nur Sorgen wegen der Reifenhaltbarkeit und dem Griplevel. Wenn unser Motorrad Grip hat, dann fährt es genial. Das heißt, es geht – wir müssen nur rausfinden wie. Und es gibt halt mördermäßig viele Einstellungen»

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