MotoGP-Finale: Verschiebung, Verlegung, Absage?

Stefan Bradl (Honda): «Bisher sind das Mutmaßungen»

Von Günther Wiesinger
HRC-Testfahrer Stefan Bradl

HRC-Testfahrer Stefan Bradl

2016 fuhr Stefan Bradl seine letzte MotoGP-Saison, im Jahr darauf versuchte er sich in der Superbike-WM. Traut sich der bald 30-jährige Bayer noch eine Rückkehr als Fixstarter zu?

Stefan Bradl (29) bestreitet die zweite Saison als HRC-Testfahrer für die MotoGP-Weltmeisterschaft, die deutschen Fans fragen sich, ob er und Jonas Folger sich irgendwann wieder Aussichten ausrechnen, Stammfahrer in der Königsklasse zu werden. Oder ob wir sie in der Superbike-WM sehen.

Während wir in der Superbike-WM mit Sandro Cortese (GRT Yamaha) und Markus Reiterberger (BMW) dieses Jahr zwei starke Deutsche sehen, ist in der Königsklasse keiner vertreten.

Stefan Bradl fuhr 2017 ein Jahr für Red Bull Honda in der seriennahen Weltmeisterschaft, seine Saison war nach einem Sturz in Portimao aber frühzeitig beendet. Und die Honda Fireblade war damals so wenig konkurrenzfähig, wie sie es heute ist.

Stefan, eine Rückkehr als Stammfahrer reizt dich nicht? Smith, de Puniet, alle wollen Rennen fahren. Sogar Sete Gibernau steigt als Mittvierziger wieder in die MotoE ein. Wenn du Bautista siehst, er war bei Aprilia 1,5 Jahre lang meist ein ebenbürtiger Gegner für dich – befällt dich da nicht Wehmut?

Bei Bautista hat sich jetzt eine perfekte Konstellation ergeben. Es hat sich herauskristallisiert, dass er bei der neuen V4-Ducati von Anfang an gut zurechtgekommen ist. Er war bei den Tests schnell und hat jetzt in Australien in der Superbike-WM wie eine Rakete eingeschlagen, weil alles zusammenpasst.

Spekulierst du noch damit, eines Tages wieder Fixstarter werden zu können?

Naja, Ende 2019 laufen nicht viele Verträge aus. Es gibt vermutlich trotzdem immer wieder mal Möglichkeiten.

Aber mit solchen Themen beschäftige ich mich nicht. Jetzt gehen wir zuerst einmal in die Saison 2019, es kommt das erste Rennen in Katar für ServusTV. Danach bin ich beim Testen eingespannt.

Es kommt auch darauf an, wie sich Honda bei den ersten Rennen schlägt, wie der neue Motor funktioniert. Man muss abwarten, wie gut die Werksfahrer mit dem Gesamtpaket zurechtkommen und wie konkurrenzfähig sie sind.

Jetzt wird abgewartet. Nach den ersten drei Rennen wird der Testplan wieder an die Situation angepasst.

Das Problem: Es gibt nur noch 22 statt 24 Plätze, die Rookies bewähren sich, Honda hat nur noch ein Kundenteam. Und 2020 wird man mit weiteren Rookies rechnen müssen – zum Beispiel mit Brad Binder.

Ja, ich bin realistisch und denke mir: Es wird schwer. Es wird nicht einfach, als Stammfahrer in die MotoGP zurückzukommen.

Und in die Superbike-WM? Vielleicht bringt HRC die Fireblade in diesem Jahr so weit, dass man konstant in die Top-5 fahren kann? Das Fahrerduo Camier/Kiyonari wird dort nicht ewig fahren.

Ja, das Superbike-Projekt ist jetzt wieder enger mit HRC verstrickt. HRC ist in der SBK wieder aktiv geworden. Vielleicht werden die Projekte irgendwann zusammengewürfelt. Vielleicht braucht HRC irgendwann eine dritte oder vierte Meinung, was das Superbike-Motorrad betrifft.

Keine Ahnung. Das kann natürlich sein. Bisher sind es Mutmaßungen. Das ist ruck-zuck möglich, denn es gibt im Juli wieder das Acht-Stunden-Rennen in Suzuka, das für HRC sehr wichtig ist. Das ist jedoch alles noch Zukunftsmusik.

In diesem Geschäft ist alles schon vorgekommen. Plötzlich kriegst du einen Anruf, und am nächsten Tag sitzt du im Flieger nach Malaysia und ersetzt Cal Crutchlow im LCR-Team zweimal in einem MotoGP-Rennen.

Ist der MotoGP-Testvertrag bei HRC die beste Lösung in diesem Business, wenn man schon keinen Stammfahrerplatz bekommt?

Ich habe Spaß, wenn ich die MotoGP-Honda fahre. Und mein Speed ist in letzter Zeit wieder relativ gut geworden. Das hat man auch im Februar beim IRTA-Test in Malaysia gesehen. Je mehr ich auf dem Motorrad sitze, umso hilfreicher ist das für mich, umso schneller werde ich.

Randy de Puniet fährt jetzt mit 37 Jahren die Endurance-WM. Das Aufhören fällt vielen Rennfahrern schwer. Ich erinnere mich an die Tränen von vielen Stars wie Agostini bis Schwantz, als sie ihre Rücktritte verkündeten.

Ja, im September 2017, als ich mir im ersten Superbike-WM-Lauf in Portimão Mitte September an der rechten Hand verletzt habe, habe ich auch nicht gewusst, wie es weitergeht und was ich künftig machen soll.

Ich bin im Krankenhaus gelegen, das rechte Handgelenk war nicht wirklich gut. Ich bin zweimal wegen einer Verletzung des skapholunären Bands operiert worden, das sich vom Kahnbein zum Mondbein spannt.

Ich hab' damals nicht gewusst, was mache ich im Oktober, November oder Dezember. Das Honda-SBK-Team hat lange kein Angebot gemacht. Gott sei Dank ist vorher der Anruf von HRC gekommen. Man hat mich gefragt, ob ich Interesse an dem neuen Projekt habe, es ging um das neue in Europa stationierte MotoGP-Testteam.

Dann war ich happy und erleichtert. Denn mit der MotoGP-Honda hatte ich aus den Jahren 2012 bis 2014 bei LCR gute Erfahrungen.

Ich habe gesagt: «Ja, das mach' ich.»

Du hättest auch für Honda in der Superbike-WM weiterfahren können. Aber das Verhältnis mit Ten Kate war stark abgekühlt. Du hast dann nach 130 Tagen Pause in Sepang im Februar 2018 die Honda RC213V getestet.

Ja, dieser erste Test in Malaysia vor einem Jahr war nicht unbedingt so erfolgreich, wenn ich jetzt zurückdenke. Da waren noch einige Zweifel von beiden Seiten da. Erstens, weil meine Hand noch nicht ausgeheilt war. Zweitens hat es etwas gebraucht, bis man gegenseitiges Vertrauen gefunden hat.

Aber das hat sich entwickelt.

Ich muss sagen, ich bin recht zufrieden mit meiner aktuellen Situation. Denn die Zusammenarbeit mit Japan und die Entwicklung des Motorrads läuft aktuell gut.

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