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Marco Melandri: Absage an MotoE – seine wahren Pläne

Von Ivo Schützbach
Marco Melandri (li.) mit SPEEDWEEK-Redakteur Ivo Schützbach

Marco Melandri (li.) mit SPEEDWEEK-Redakteur Ivo Schützbach

Kommenden Samstag fährt der 22-fache Superbike-Laufsieger und ehemalige Vizeweltmeister Marco Melandri in Katar sein letztes WM-Rennen. Der Italiener spricht von «starken Emotionen».

Im Alter von 37 Jahren, zwei Monaten und 19 Tagen wird Marco Melandri am Samstag seine WM-Karriere beenden, die 1997 in der 125er-WM begann. Der Italiener wurde 2002 Weltmeister bei den 250ern und Vizeweltmeister in der 125er-Klasse (1999) in MotoGP (2005) und bei den Superbikes (2011).

Marco Melandri hat Charisma, er nimmt kein Blatt vor den Mund und will es auch nicht immer jedermann Recht machen. Mit ihm wurde es nie langweilig, er sorgte immer für Schlagzeilen. SPEEDWEEK.com traf sich mit ihm in Katar und sprach über die Zeit nach dem Rennsport.

Marco, Magny-Cours war dein letztes Rennen in Europa, kommendes Wochenende folgt der Abschluss deiner WM-Karriere. Wie gehst du damit um?

Ich habe starke Emotionen, erst jetzt wird mir so richtig bewusst, was ich im Rennsport erreicht habe.

Als du bei Yamaha unterschrieben hast, hättest du je geglaubt, dass du in deiner letzten SBK-Saison so große Schwierigkeiten haben würdest?

Ich habe in jedem Rennen dieses Jahr gelitten. Auf Phillip Island war ich im Qualifying nicht schnell, sondern nur im Rennen. Das war aber nur, weil es dort darauf ankommt, den Hinterreifen zu schonen. Die Rennreifen sind härter, das bedeutet weniger Grip und damit lässt sich das Motorrad einfacher fahren.

Thailand war nicht so schlecht, weil man dort nur spät bremsen muss. Sobald ich in Schräglage bremsen muss, wird es extrem schwierig. Das Bike macht dann nicht, was ich mir wünsche. So war es dann der Rest des Jahres.

Du hattest auch früher schon Probleme mit für dich neuen Motorrädern, konntest aber immer eine Lösung finden.

Richtig. Das liegt vielleicht aber auch daran, weil GRT kein Werksteam ist. Das Motorrad war von Anfang an schnell, aber sein Charakter passt nicht zu mir. Die Yamaha verlangt nach größeren Fahrern und einem anderen Stil. Ich mag das Bike frontlastig, es ist aber hecklastig.

Wann hast du für dich entschieden, dass nach dieser Saison Schluss ist?

Ich würde sagen, in Donington. Seit Imola hatte ich darüber nachgedacht. In Thailand hatte ich das Problem, dass sich das Motorrad auf den geraden so aufschaukelte. Das gleiche Problem hatte ich im Jahr davor. Jedes Jahr die gleichen Probleme – das war mental sehr fordernd. Ich habe die letzten zehn oder zwölf Jahre fast jedes Jahr das Team und das Motorrad gewechselt, das ist nicht einfach. Ich war oft an einem guten Ort, aber zur falschen Zeit.

Die Realität ist. Ich bin 37 Jahre alt und ging davon aus, dass ich ein viel besseres Gefühl für die R1 haben würde. Für die Zukunft konnte ich keine großen Verbesserungen sehen, deshalb bin ich ehrlich zu mir. Es ist Zeit für eine Veränderung in meinem Leben.

Ich würde die Saison gerne mit Podestplätzen beenden, aber einfach wird das nicht. Es ist nicht so, dass dieses Jahr alles schlecht war. Aber selbst wenn ich schnell war, hatte ich nie das Gefühl, dass ich das Motorrad fahre.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Zusammen mit meiner Schwester habe ich einen Laden für Motorrad-Zubehör. Wir vermieten auch Yamaha R3 für die Rennstrecke. Wenn ich nicht mehr Rennen fahre, kann ich mehr Rennfahrerschulen auf kleinen Strecken machen, dadurch wird es recht günstig.

Wir machen das für VIPs und bringen berühmte Fußballspieler oder Rennradfahrer oder bekannte Leute aus dem Fernsehen auf die Rennstrecke. Solche Leute kannst du nicht nach Geld fragen, sie haben auf den Social-Media-Kanälen aber Millionen Follower, so erreicht man neue Kundenschichten. Ich habe schon oft erlebt: Wenn einer das mal gemacht, will er noch mal.

Wichtig ist für mich, dass ich Spaß habe und die Zeit mit der Familie genießen kann. Ich möchte mal zum Vergnügen reisen, ohne Rennstrecken oder Krankenhäuser zu sehen.

Mich interessiert auch die technische Seite des Rennsports, ich will aber nicht jeden Tag im Fahrerlager verbringen. Die Welt hat so viel mehr zu bieten.

Eine Weile lang hast du überlegt, MotoE zu fahren. Ist das noch aktuell?

Ich werde sicher keine Motorradrennen mehr fahren. Was ich will, ist zum Spaß die Italienische E-Bike-Enduro-Meisterschaft zu fahren. Sie findet an schönen Orten statt, da kann ich mit der Familie hin und den Grill anheizen. Das sind sechs Rennen im Jahr. Der Promoter des World Cups hat mich auch schon angerufen, das sind vier Rennen in Monte Carlo, Barcelona, Lucarno und eins in Italien. Ich will all’ das machen, wofür ich bislang keine Zeit hatte – nur zum Spaß.

Menschen arbeiten ihr ganzes Leben für drei Jahre Rente am Ende – ich kann jetzt in Ferien gehen. Wenn ich nichts Dummes anstelle, habe ich genug Geld verdient.

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