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Ten Kate mit Sandro Cortese: Wieso Yamaha zögert

Von Ivo Schützbach
Sandro Cortese ist zuversichtlich

Sandro Cortese ist zuversichtlich

Das Team Ten Kate Yamaha und Sandro Cortese sind zuversichtlich, dass sie die Superbike-WM 2020 gemeinsam bestreiten. Doch erst muss die Finanzierung sichergestellt sein.

«Wenn wir mit einem zweiten Fahrer antreten, dann mit Sandro Cortese», bestätigte Ten-Kate-Teammanager Kervin Bos gegenüber SPEEDWEEK.com. «Die Verhandlungen mit unserem Hauptsponsor ziehen sich hin, weil wir von einem mehrjährigen Vertrag reden und es um einen siebenstelligen Euro-Betrag geht – die Anwälte brauchen länger als erwartet.»

Ten Kate hat schon früh die Option auf Loris Baz für 2020 gezogen, «es war im Vornherein klar, dass wir zusammen weitermachen», bemerkte Bos. «In San Juan haben wir gesehen, dass ein zweiter Fahrer nötig ist, als Baz nach seinem Sturz verletzungsbedingt ausfiel.»

Sandro Cortese gewann 2018 für Yamaha die Supersport-WM und preschte in seiner ersten Superbike-Saison 20 Mal (!) in die Top-10, dazu mehrmals in die erste Startreihe. Sein bestes Resultat: Platz 6 in Jerez. Der Schwabe eroberte 134 Punkte und wurde damit WM-Zwölfter. Zu Jordi Torres (Pedercini Kawasaki) und Loris Baz (Ten Kate Yamaha) vor ihm, fehlen nur ein und vier Punkte.

Trotzdem hat Yamaha ihm bislang keine Unterstützung im Team Ten Kate für 2020 zugesagt. Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli steckt in der Zwickmühle: Er will keine Unterstützung zusichern, bevor das Projekt nicht fix ist. «Unsere Unterstützung alleine würde nicht reichen, um Sandro den Platz zu garantieren», räumte der Italiener ein.

Sobald Ten Kate den Vertrag mit dem Hauptsponsor fixiert hat, steigt auch Yamaha ins Boot.

Fest steht bereits: Selbst wenn sich Ten Kate und Cortese bald einigen, wird der 29-Jährige die R1 des niederländischen Teams nicht vor Januar testen können – Yamaha kann vorher nicht genügend Teile liefern.

Cortese geht entspannt in die Winterpause, obwohl er für 2020 noch keinen Arbeitgeber hat. «Es schaut ja alles positiv aus, außerdem ist diese Situation nichts Neues für mich», unterstrich der zweifache Weltmeister gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich bin es inzwischen gewöhnt, dass ich teilweise bis Weihnachten keinen Beruf habe.»

Sandro, nach sechs Jahren auf der 600er: Was war die größte Schwierigkeit in deinem ersten Jahr auf der 1000er?

Wir hatten viel zu wenig Erfahrung mit der Abstimmung des Motorrads. Mit mehr Wissen wären sicher einige Rennen anders gelaufen. Wir wussten teilweise nicht mal, welche Schwinge wir fahren sollen und mussten auch die Übersetzung erst rausfinden. Wir kamen zur Rennstrecke, hatten zweimal 50 Minuten freies Training, und am Samstag fährst du gleich das erste Rennen. Jetzt haben wir die Daten gesammelt und ich verlasse das Team.

Wenn der Vertrag mit Ten Kate zustande kommt, wäre die Arbeit nicht vergeblich gewesen und du könntest von den Daten 2020 profitieren.

Ja, bei Yamaha hat jeder Zugriff auf die Daten aller Fahrer.

Ich will mich nicht hochloben, aber es gibt schlechtere Rookie-Saisons. Ich habe gewisse Highlights gesetzt und war mehrmals in der ersten Startreihe. Natürlich war es in einigen Rennen dann nicht ganz so gut. Mein Superpole-Rennen waren oft sehr gut.

Wenn ich die Saison analysiere, dann fehlte es überall an Erfahrung, nicht nur technisch. Ich wusste nicht, wie ich die drei Rennen körperlich überstehe und was mein Körper von Samstag auf Sonntag macht.

Mir sind auch ein paar Stürze passiert, die nicht hätten passieren sollen. Aber auch das zu wissen, wie justiert man ein Rennen, wenn das Vorderrad einklappt, – wenn du nicht stürzt, dann kannst du das nicht lernen. So wächst man als Fahrer.

Drum hoffe ich, dass ich eine zweite Chance bekomme. Um zu zeigen, dass ich es wert bin; und um umzusetzen, was ich dieses Jahr gelernt habe.

Du warst mehrfach in der ersten Startreihe, hast im Rennen aber Platz 6 als bestes Resultat vorzuweisen. In Misano bist du auf Platz 3 liegend gestürzt, in Katar als Vierter. Ist das alleine der mangelnden Erfahrung geschuldet oder auch deinem Fahrstil?

Beides. Ich musste meinen Fahrstil extrem ändern. Jetzt bin ich ein Superbike-Fahrer, am Anfang der Saison war ich das nicht. Da war noch vieles 600er-mäßig. Oft verfällt man in den alten Stil, das hängt aber wieder mit der Erfahrung auf den Rennstrecken zusammen.

Ich dachte zum Beispiel, dass man von Supersport auf Superbike unbedingt Muskulatur zulegen muss. Ich bin mit 67 Kilo in die Saison gestartet, jetzt wiege ich 61, zwei Kilogramm weniger als in meiner Supersport-Saison. Ich habe gesehen, dass man viel mit den Beinen macht, wenn man das Motorrad gut abgestimmt bekommt, braucht man weniger Kraft. Meine Vorbereitung im kommenden Winter wird komplett anders sein als letztes Jahr.

Wäre das Jahr ohne die Verletzungen in Assen und Donington anders gelaufen?

Superbike tut halt weh, wann man hinfliegt. Oft ist es nicht nur ein einklappendes Vorderrad, man hat auch Highsider. Das Gewicht, welches das Motorrad mit sich bringt, da tut man sich schnell weh. Es gibt viele Fahrer, die verletzt waren. Aber zwei Schulterverletzungen, das ist fast das Dümmste, was einem Rennfahrer passieren kann. Ein gebrochener Fuß ist nach drei Wochen wieder in Ordnung. Da nimmst du Schmerzmittel und dann tut’s das. Bei der Schulter kannst du noch so viel nehmen, die tut immer weh.

Ten Kate hat Putoline als Schmiermittellieferant: Deine langjährige Zusammenarbeit mit Liqui Moly würde zu Ende gehen, wenn du für das Team fährst?

So weit sind wir noch nicht. Erst muss alles in die richtigen Wege geleitet werden, ich muss abwarten.

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