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Garrett Gerloff: Der unbekannte Debütant aus den USA

Von Ivo Schützbach
Nur eingefleischte Rennsportfans kennen Garrett Gerloff, der dieses Jahr die MotoAmerica-Serie als Dritter beendete und 2020 seine erste Saison in der Superbike-WM fahren wird. Das exklusive Interview.

Nur Cameron Beaubier und Toni Elias waren in der US-Meisterschaft 2019 besser als Garrett Gerloff. Der 24-Jährige aus Katy in Texas sitzt heute im MotorLand Aragon zum ersten Mal auf einer Werks-Yamaha R1, 2020 fährt er im Satelliten-Team von Mirko Giansanti.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Gerloff in Aragon zum Vier-Augen-Gespräch zusammen.

Garrett, was ist an deiner WM-Maschine anders als an der R1, mit der du in MotoAmerica gefahren bist?

Das sind nur Kleinigkeiten, die Basis ist dieselbe. Aber die Reifen sind anders und auch die Gabel. Auch an die Elektronik muss ich mich erst gewöhnen. Was ich jetzt schon sagen kann: Das Motorrad fühlt sich gut an, die Ergonomie passt.

Viele Fans waren überrascht, dass GRT Yamaha dich verpflichtet hat.

Das verstehe ich, ich bin nicht sehr bekannt.

MotoAmerica ist eine starke Meisterschaft, dort gibt es viele schnelle Fahrer.

In den letzten zehn Jahren kamen nur zirka fünf Piloten aus MotoAmerica in die Superbike-WM, Ben Spies war der einzige starke. Das sind nicht viele.

Ja, aus einem Land mit 300 Millionen Einwohnern. Ich glaube, dass viele Rennfahrer aus den USA gerne in der Weltmeisterschaft fahren würden, letztlich kann ich aber nur für mich sprechen. Seit ich begann Rennen zu fahren, war mein Ziel, es in eine Weltmeisterschaft zu schaffen: Supersport-WM, Superbike-WM, Moto2, was auch immer. Ich will gegen die Besten der Welt fahren, das hat mich immer angetrieben.

Wann immer ich auf ein Motorrad steige, möchte ich einen Schritt nach vorne machen, so ist es auch jetzt. Mal sehen, zu was ich es bringe. Die Fahrer in der Superbike-WM sind sehr schnell, ich will in jedem Rennen etwas von ihnen lernen.

Wirst du während der Saison in Europa leben?

Das ist mein Plan, ich arbeite noch an den Details. Wahrscheinlich ziehe ich nach Italien, vielleicht nach Spanien. Ich rede Spanisch, dort wäre es für mich wohl bequemer, mehr wie zuhause. Ich hatte länger eine Spanierin als Freundin, mein Spanisch ist recht gut. Ich wollte auch immer schon Spanisch lernen, weil im Rennsport in Europa Spanisch und Italienisch die beiden wichtigsten Sprachen sind.

Du hast 24 Jahre in den USA gelebt, jetzt kommst du in ein neues Land und fährst in einer neuen Meisterschaft. Stellt das dein Leben nicht ziemlich auf den Kopf?

Letztlich reden wir nur von Reisen. Ich habe die letzten vier Jahre viel Zeit in Spanien und anderen Ländern verbracht, ich fühle mich in Europa sehr wohl. Mir kommt das gar nicht so vor, dass ich in einem fremden Land bin. Ich habe Freunde im Superbike-Fahrerlager, in Spanien und Italien. Die größte Umstellung für mich ist, dass ich bei GRT jetzt mit neuen Leuten arbeite.

Als Dritter in MotoAmerica kommst du mit viel Selbstvertrauen in die Superbike-WM?

Ich versuche, die Rennen gleich anzugehen wie ich das bislang tat. Bisher kann ich aber noch nicht viel sagen, weil ich gegen diese Jungs ja noch kein Rennen fuhr. Nach dem Test in Aragon und dem in Jerez nächste Woche werde ich eine klarere Vorstellung davon haben, wo ich stehe. Dann kann ich mir Ziele setzen, um mich anhand derer zu verbessern. Erst möchte ich so schnell werden wie die anderen Yamaha-Fahrer, dann möchte ich der Beste von ihnen werden – mindestens.

Dann reden wir von den Top-3.

Mal sehen. Ich mache mir keine Illusionen, es wird nicht einfach. Aber ich arbeite hart und bin sehr fokussiert. In meiner bisherigen Karriere habe ich die gesetzten Ziele immer erreicht. Hoffentlich bleibt das so.

Stimmt es, dass dir Ben Spies sehr geholfen hat, in die Superbike-WM zu kommen?

Ja, er hat die letzten Monate dafür gesorgt, dass die Leute in Europa wissen, dass ich Interesse an einem Start in der Superbike-WM habe. Davor kannten mich einige Leute, aber sicher nicht genug. Es war sehr nett von ihm, dass er mir geholfen hat – er hilft auch anderen Amis. Wir kommen beide aus Texas und haben einiges gemeinsam.

Wie bist du den Tag heute angegangen?

Zuerst habe ich die Strecke gelernt. Als ich mich auf dem Motorrad wohler fühlte, begannen wir mit der Arbeit an der Abstimmung. Erst die Federelemente, dann die Elektronik. Ich versuche, es Schritt für Schritt zu erledigen und nicht alles auf einmal. Sonst wird es schnell kompliziert. Mein Ausgangspunkt war das Set-up von Alex Lowes beim letzten Rennen hier.

Was weißt du über deinen Teamkollegen Federico Caricasulo?

Dass er sehr nett, freundlich und sehr schnell ist. Das ist gut, so können wir Informationen teilen und verbessern uns hoffentlich ständig.

Du hast einen Ein-Jahres-Vertrag?

Genau, ich werde alles geben. Das ist eine große Chance für mich.

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