Redding: «Hätte ein Computer Eier, wären sie riesig»
BMW-Werksfahrer Scott Redding
Zwar sorgte Scott Redding mit Platz 5 im zweiten Hauptrennen in Assen für das bislang beste BMW-Ergebnis in der noch jungen Saison, doch dieses ist den Stürzen der damals in Führung liegenden Champions Toprak Razgatlioglu (Yamaha) und Jonathan Rea (Kawasaki) zu verdanken.
Assen lag der BMW schon immer, der Aufwärtstrend gegenüber dem enttäuschenden Saisonstart in Aragon kam also nicht überraschend. Am Wochenende 20.–22. Mai ist der dritte Event in Estoril, welcher aufgrund der Streckencharakteristik erneut eine schwere Prüfung für den bayerischen Hersteller und seine beiden Teams SMR sowie Bonovo action wird.
Um sich bestmöglich vorzubereiten, testet BMW am 11. Mai mit den Bonovo-Piloten Loris Baz und Eugene Laverty in Oschersleben sowie am 16. Mai mit Scott Redding und Michael van der Mark in Portimao. Es wird vor allem darum gehen, die im vergangenen Winter entwickelten neuen Teile noch einmal gegen zu testen und an der Feinabstimmung der M1000RR zu arbeiten.
Denn nach dem schwierigen Saisonstart, BMW hat als einziger Hersteller in diesem Jahr noch keinen Podestplatz erobert, herrscht viel Nervosität. Und der Erfolgsdruck ist im vierten Jahr seit der werksseitigen Rückkehr mit jetzt zwei Teams und vier starken Fahrern nicht weniger geworden.
«Ich glaube an dieses Projekt und meine, dass BMW die nötigen Ressourcen hat, um es zu schaffen», sagte Redding beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Aber das muss auch umgesetzt werden und wir haben keine vier Jahre Zeit. Als ich das erste Mal auf dem Motorrad saß, zählte ich auf, was nicht gut ist. Seither hat sich einiges verbessert, aber das dauert und Covid hat dabei nicht geholfen. Am Sonntag nach dem Rennen sieht man die Realität auf dem Papier. Wir müssen große Schritte machen, und dazu die richtigen. Manchmal muss man erst einige falsche Schritte machen, bevor man weiß, welche die richtigen sind. Das ist der harte Teil der Arbeit.»
Redding hat mit BMW einen Zwei-Jahres-Vertrag bis Ende 2023 unterschrieben, mit Option auf weitere zwei Saisons. Wie groß der Wille zur Zusammenarbeit sein wird, hängt maßgeblich von den Erfolgen ab.
Dem Engländer ist klar, dass er nach drei Jahren bei Ducati aus der BMW keine Panigale machen kann. Er sagt aber auch: «Ich weiß, was sich richtig anfühlt. Ich weiß, wie es sich anfühlen sollte. Ich habe meine Meinung und Ideen, aber die gehen etwas gegen ihr Konzept. Was ich möchte und spüre ist anders als das, was sie für richtig halten. Das ist nichts Schlechtes, es geht nicht um richtig oder falsch. Das ist ihr Projekt und sie wissen, was sie haben wollen. Sie müssen mir aber auch vertrauen, wenn ich ihnen meine Eindrücke schildere. Manchmal darf man nicht nur auf Computer vertrauen. Computer sind sehr gut, sie geben dir viele Daten, viele Informationen. Der Computer sitzt aber nicht auf dem Bike und dreht den Gasgriff. Hätte ein Computer Eier, wären diese riesig. Weil er genau macht, was man ihm sagt – er hat aber keine.»
Der 12-fache Lausieger abschließend: «In Assen lief es etwas besser, das gibt uns Luft zum Atmen. Sollte das nächste Rennen nicht so gut sein, müssen wir daran arbeiten. Die Arbeit hört nie auf, es wird nie einfach. Wir müssen den Ball ins Rollen bringen. Wir müssen das Motorrad mit den Reifen so hinbekommen, dass ich über die ganze Renndistanz pushen kann.»