MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Was der BMW-Rennchef zur Rüge von Scott Redding sagt

Von Ivo Schützbach
BMW-Rennchef Marc Bongers (li.) mit Scott Redding

BMW-Rennchef Marc Bongers (li.) mit Scott Redding

Zwar sorgte Scott Redding mit Platz 5 im zweiten Hauptrennen in Assen für das bislang beste BMW-Ergebnis in der Superbike-WM 2022, doch der Rückstand zur Spitze war groß.

Die Verletzung von Michael van der Mark in der Vorbereitung auf die Saison 2022 hat BMW schwer getroffen, Podestplätze lagen bei den ersten beiden Events in Aragon und Assen in weiter Ferne. 14,6 sec verlor Scott Redding im zweiten Hauptrennen auf dem TT-Circuit in den Niederlanden auf Sieger Alvaro Bautista (Ducati), der fünfte Platz des Engländers markiert das beste BMW-Ergebnis in diesem Jahr. Ohne die Kollision der führenden Toprak Razgatlioglu (Yamaha) und Jonathan Rea (Kawasaki) wäre es Platz 7 geworden.

Es ist offensichtlich, dass der 12-fache Laufsieger Redding mit der Reihenvierzylinder-BMW M1000RR noch nicht eins ist. «Ich habe meine Meinung und Ideen, aber die gehen etwas gegen ihr Konzept», bemerkte Scott, der die vergangenen drei Jahre eine Ducati-V4 fuhr. «Was ich möchte und spüre ist anders als das, was sie für richtig halten. Das ist nichts Schlechtes, es geht nicht um richtig oder falsch. Das ist ihr Projekt und sie wissen, was sie haben wollen. Sie müssen mir aber auch vertrauen, wenn ich ihnen meine Eindrücke schildere. Manchmal darf man nicht nur auf Computer vertrauen. Computer sind sehr gut, sie geben dir viele Daten, viele Informationen. Der Computer sitzt aber nicht auf dem Bike und dreht den Gasgriff.»

Wechselt ein Fahrer den Hersteller, sind immer beide Seiten gefragt: Der Sportler muss sich an das neue Motorrad anpassen, und das Team versucht seinen Wünschen so weit wie möglich entgegenzukommen.

«Es hat sich schon während der Wintertests gezeigt, und auch in Aragon, was gar kein gutes Wochenende war, dass jeder, der zu BMW kommt, eine Zeit lang braucht, um sich zu adaptieren», sagte BMW Motorsport Direktor Marc Bongers im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Natürlich hat ein Motorrad eine eigene DNA, und die von unserem ist anders als das, was er gewohnt ist. Das heißt aber nicht, dass wir mal eben einen V4 einbauen können. Die Motorräder sind einfach vom Charakter anders. Ich würde nicht sagen, dass er nach ein paar Tests bereits eine Entwicklungsrichtung angeben kann. Natürlich reagieren wir auf seine Bedürfnisse, aber das geht im Rahmen des Reglements und der DNA des Motorrads nur ein Stück weit.»

«Michael fehlte uns nach dem ersten Wintertest extrem als Referenz-Fahrer», ergänzte der 51-Jährige. «In Aragon haben wir gesehen, dass das Motorrad zu mehr fähig war als das, was Scott herausholen konnte zu diesem Zeitpunkt. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung. Natürlich steckt noch mehr im Motorrad. Es ist aber auch klar, dass das Motorrad im Moment noch nicht da ist, dass wir Rennen gewinnen können oder ständig aufs Podium fahren. Da haben wir Ansätze in der Entwicklung, um Themen zu lösen, mit denen er zu kämpfen hat. Scott kann noch nicht das Maximum herausholen, in Assen sah es aber schon bedeutend besser aus als in Aragon. Jetzt haben wir Ansätze, auf denen wir aufbauen können, statt völliger Ratlosigkeit.»

Reddings Aussage, BMW würde zu sehr auf die Daten der Computer statt die Aussagen der Fahrer vertrauen, lässt Bongers nachdenken. «Das ist wirklich schwer zu beatworten», meinte der Niederländer. «Natürlich hören wir auf die Fahrer; vom Fahrer muss man hören und aufsaugen, was er kann mit dem Motorrad, was gut geht, und was er nicht kann. Aus den Dingen, die er nicht machen kann, musst du Rückschlüsse ziehen, was du ändern möchtest. Aber wie willst du das machen? Deshalb holt man sich die Kommentare ab und schaut anschließend in die Technik. Denn nur so findest du eine Lösung oder eine Richtung. Es gibt ja auch Fahrer, die sagen, dass sie glauben, dass es härter, länger, steifer hier oder da braucht. Da glaube ich definitiv nicht dran. Aber wir hören den Fahrern sehr genau zu was sie sagen, was sie brauchen, um schneller zu fahren. Denn das können nur sie beurteilen. Wie man das umsetzt, kommt aber aus dem Rechner.»

Bongers abschließend: «Wenn sich ein Fahrer zum Beispiel über den Motorcharakter beschwert, dann musst du als Ingenieur oder Entwicklungstruppe im Hintergrund Ansätze finden. Du musst verstehen, was er mit dem Ausdrücken seines Gefühls meint. Ist zum Beispiel die Drehmomentkurve zu steil? Und dann hat man noch die Referenz, was man aktuell im Motorrad hat. Von da muss man schauen, ob man 5 oder 10 Prozent mehr gibt – du kommst um den Computer nicht herum. Es gibt Fahrer, die würden am liebsten andere Komponenten von anderen Herstellern ans Motorrad bauen, weil sie damit in der Vergangenheit ein besseres Gefühl hatten. Aber das ist keine Entwicklung, das ist Hobby-Racing.»


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