Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Lecuona: «Zu gefährlich – dürfen dort nicht fahren»

Von Ivo Schützbach
Honda-Werksfahrer Iker Lecuona hat seinen heftigen Crash während des Superbike-Tests in Barcelona mit viel Glück ohne große Blessuren überstanden. Auch er macht sich über die Rennstreckensicherheit Gedanken.

Nach den MotoGP-Tests in Portimao und dem anschließenden WM-Auftakt in Portugal wurde viel über die Sicherheit diskutiert. Kiesbetten sind oft zu klein, die Steine darin zu groß, Streckenbegrenzungen stehen zu nahe und Airfences fehlen an wichtigen Stellen. Es gibt auf zahlreichen Rennstrecken Nachholbedarf, was die Sicherheit betrifft.

Das wurde Honda-Werksfahrer Iker Lecuona am eigenen Leib bewusst, als er am zweiten Testtag auf dem Circuit de Catalunya-Barcelona Ende März einen heftigen Abflug in der Zielkurve hatte.

Der Spanier wurde mit dem Krankenwagen erst ins wenige Meter entfernte Medical Center der Rennstrecke gebracht und anschließend in ein nahegelegenes Krankenhaus, durfte es aber bereits wenige Stunden später wieder verlassen.

«Die Blessuren in meinem Gesicht rühren von meinen fünf oder sechs Überschlägen im Kies», erzählte Iker SPEEDWEEK.com. «Das Visier an meinem Helm ging auf und mich trafen die ganzen Steine. Über dem rechten Auge musste ich mit drei Stichen genäht werden. Zuerst dachte ich, der Fuß wäre gebrochen, weil er gleich lila wurde und so weh tat. Aber er ist nur stark geprellt.»

«Jedes Jahr werden die Reifen und Motorräder besser und wir schneller», hielt der 23-Jährige fest. «In MotoGP kommt noch die Aerodynamik dazu, die das Problem zusätzlich verschlimmert. Deren Bikes werden noch schneller, die Fahrer können später bremsen und mehr Speed durch die Kurven mitnehmen. Unsere Probleme sind nicht ganz so groß, aber auch wir kommen in Barcelona in der ersten Kurve mit 325 km/h an. Wenn du dann stürzt, erreichst du sehr schnell die Streckenbegrenzung. Diese sind in vielen Kurven nahe, das ist sehr gefährlich. Ich sage nicht, dass wir auf solchen Rennstrecken nicht fahren können. Aber feststeht, dass wir die Sicherheit auf jeder älteren Rennstrecke verbessern müssen.»

Auf einigen Rennstrecken können die Auslaufzonen problemlos erweitert werden, zum Beispiel in Most oder Imola ist das hingegen in einigen Kurven schwierig bis unmöglich.

«Mir ist das alles klar», betonte Lecuona. «Aber wenn es unmöglich ist, dann können wir dort nicht fahren – weil es für uns gefährlich ist.»

Die Superbike-WM hat nur bedingt freie Auswahl, was die Belegung der Rennstrecken betrifft – interessierte Ausrichter stehen im Gegensatz zur Formel 1 oder MotoGP nicht Schlange.

Man könnte das Problem auch andersherum angehen und die Motorräder einbremsen. Das hält Lecuona aber für nicht umsetzbar: «Wenn du über 300 km/h fährst, dann spürst du keinen Unterschied, ob du 300 oder 350 fährst. Deshalb halte ich die Aerodynamik in MotoGP für nicht gut, sie vermittelt auch keine Emotionen. In der Superbike-WM wird viel mehr gekämpft, es gibt auch viele Berührungen während der Rennen. In MotoGP ist das beinahe unmöglich. Wir können jetzt aber nicht einfach sagen, dass die Bikes auf den Geraden 30 km/h langsamer werden müssen. Denn ebenso wie die Motorräder werden auch die Reifen entwickelt. Die Verbesserungen der Rundenzeiten gehen mehr auf die Reifen als auf die Bikes zurück. Pirelli will seine Reifen ebenso verbessern wie Honda das Motorrad. Jeder Hersteller tut das, um die Meisterschaft zu gewinnen. Das kannst du nicht einfach stoppen.»

«Auf vielen Rennstrecken gibt es für uns gefährliche Kurven, auch in Barcelona», sagte der Honda-Pilot. «Für Moto3 sind sie okay, in Moto2 wird es schon knapp. Und für MotoGP und Superbike sind die Auslaufzonen zu gering, weil wir sehr schnell sind. Ich bin schon mehrfach hart in die Streckenbegrenzung eingeschlagen – vom Motorrad will ich gar nicht reden.»


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