Valentino Rossi sucht das Glück

Stark: Das hatte Andrea Iannone kaum einer zugetraut

Von Ivo Schützbach
Jeder im Team Go Eleven Ducati und auch Andrea Iannone selbst war überrascht, wie gut der erste Superbike-Test in Jerez nach vier Jahren Rennpause über die Bühne ging. Der Italiener preschte auf den fünften Platz.

Nach 66 Runden am Mittwoch war Andrea Iannone am Abend völlig ausgepumpt, als sich SPEEDWEEK.com mit ihm in Jerez hinter der Box des Teams Go Eleven Ducati zum Interview traf. Vier Jahre Rennpause haben ihre Spuren hinterlassen.

«Ich bin fertig», stöhnte der 34-jährige Comeback-Mann, der wegen Dopings gesperrt war. «Es war lange her, dass ich eine Rennmaschine fuhr. Ich bin dieses Jahr insgesamt nicht viel gefahren, weil es schwierig ist, mit Amateuren auf der Strecke zu trainieren – man hat quasi nie freie Bahn. Trotzdem habe ich versucht, bestmöglich zu trainieren. Aber das ist nicht genug für ein Superbike oder eine MotoGP-Maschine. Diese Motorräder sind eine ganz andere Geschichte: Sie haben viel Leistung, beschleunigen und bremsen sehr stark. Das merke ich in den Unterarmen, ich bin trotzdem glücklich.»

Iannone setzte sich für die beiden Testtage als Ziel, Spaß zu haben. Am Mittwochabend fand er sich überraschend auf Platz 5 der Zeitenliste, knapp 9/10 sec hinter der Bestzeit von Remy Gardner (GRT Yamaha). Der Australier ist mit dem Qualifyer-Hinterreifen eine sehr starke Zeit gefahren und war lediglich 2/10 sec langsamer als der Pole-Rekord. Das wertet die Zeit von Iannone, ebenfalls mit einem Qualifyer gefahren, zusätzlich auf.

«Ich habe den Tag sehr genossen», betonte Andrea. «Ich habe ein gutes Gefühl für das Motorrad und die Reifen, das sind die beiden wichtigsten Dinge. Natürlich muss ich mich in gewissen Bereichen verbessern, aber wir haben Zeit. Unser Startpunkt ist sehr gut, das hätte niemand gedacht. Ich hatte es viel schlechter erwartet. Glücklicherweise sind wir am besten Fahrer näher dran als erwartet.»

Iannones gute Leistungen wurden auch von der Konkurrenz zur Kenntnis genommen. «Er ist schnell und war das auch in der Vergangenheit», hielt Weltmeister Alvaro Bautista fest, der Andrea gut aus seiner MotoGP-Zeit kennt. «Die Probleme kommen mit den Rennen – Tests sind etwas anderes. Seine Leistung war eindrucksvoll, es ist schön, gute Fahrer in der Meisterschaft zu haben.»

Mit der Ducati Panigale V4R hat Iannone das erfolgreichste Motorrad der vergangenen zwei Saisons unter sich. Für ihn begann die Erfolgsgeschichte aber schon früher: «Seit 2016 hat Ducati für großartige Ergebnisse gearbeitet und diese auch erreicht. Ducati hat in Borgo Panigale viel Zeit, Geld und Arbeit investiert, jeden Tag. Heute haben sie ein herausragendes Motorrad in der MotoGP- und Superbike-WM. Für mich ist das keine Überraschung, weil ich mit meinen Augen gesehen habe, wie alle im Werk über Jahre geschuftet haben, um so weit zu kommen.»

Den nächsten Test hat Iannone am 25./26. November in Jerez. Dann gilt es laut dem Team vor allem, an der Konstanz zu arbeiten.

Zeiten SBK-Test Jerez, Dienstag (1. November):
Pos Fahrer (Nation) Motorrad, Kategorie Zeit Diff
1 Remy Gardner (AUS) Yamaha, SBK 1:38,448 min
2 Nicoló Bulega (I) Ducati, SBK 1:38,726 + 0,278 sec
3 Jonathan Rea (GB) Yamaha, SBK 1:39,179 + 0,731
4 Alex Lowes (GB) Kawasaki, SBK 1:39,211 + 0,763
5 Andrea Iannone (I) Ducati, SBK 1:39,335 + 0,887
6 Lorenzo Savadori (I) Aprilia, MotoGP 1:39,669 + 1,221
7 Michael Rinaldi (I) Ducati, SBK 1:39,807 + 1,359
8 Stefan Bradl (D) Honda, MotoGP 1:39,832 + 1,384
9 Álvaro Bautista (E) Ducati, SBK 1:39,962 + 1,514
10 Bradley Ray (GB) Yamaha, SBK 1:40,007 + 1,559
11 Michele Pirro (I) Ducati, SBK 1:40,024 + 1,576
12 Dominique Aegerter (CH) Yamaha, SBK 1:40,103 + 1,655
13 Scott Redding (GB) BMW, SBK 1:40,291 + 1,843
14 Garrett Gerloff (USA) BMW, SBK 1:40,334 + 1,886
15 Axel Bassani (I) Kawasaki, SBK 1:41,346 + 2,898
16 Tarran Mackenzie (GB) Honda, SBK 1:42,110 + 3,662
17 Adrian Huertas (E) Ducati, SSP 1:42,470 + 4,022
18 Valentine Debise (F) Yamaha, SSP 1:43,084 + 4,636
Zeiten SBK-Test Jerez, Dienstag (31. Oktober):
Pos Fahrer (Nation) Motorrad, Kategorie Zeit Diff
1 Remy Gardner (AUS) Yamaha, SBK 1:39,837 min min
2 Michael Rinaldi (I) Ducati, SBK 1:40,034 + 0,197 sec
3 Dominique Aegerter (CH) Yamaha, SBK 1:40,106 + 0,269
4 Jonathan Rea (GB) Yamaha, SBK 1:40,302 + 0,465
5 Stefan Bradl (D) Honda, MotoGP 1:40,305 + 0,468
6 Álvaro Bautista (E) Ducati, SBK 1:40,564 + 0,727
7 Lorenzo Savadori (I) Aprilia, MotoGP 1:40,990 + 1,153
8 Michele Pirro (I) Ducati, SBK 1:41,018 + 1,181
9 Garrett Gerloff (USA) BMW, SBK 1:41,193 + 1,356
10 Alex Lowes (GB) Kawasaki, SBK 1:41,229 + 1,392
11 Nicoló Bulega (I) Ducati, SBK 1:41,244 + 1,407
12 Scott Redding (GB) BMW, SBK 1:41,333 + 1,496
13 Axel Bassani (I) Kawasaki, SBK 1:41,801 + 1,964
14 Andrea Iannone (I) Ducati, SBK 1:41,922 + 2,085
15 Bradley Ray (GB) Yamaha, SBK 1:42,295 + 2,458
16 Adrian Huertas (E) Ducati, SSP 1:44,157 + 4,320
17 Tarran Mackenzie (GB) Honda, SBK 1:44,266 + 4,429

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