Disqualifikation: Payne/Rousseau verlieren WM-Titel
Nur wenige Wochen durften sich Harry Payne (li.) und Kevin Rousseau über den WM-Titel freuen
Egal, ob Le Mans, Estoril, Pannonia Ring, Most oder Assen, an jedem Rennwochenende beendeten Harry Payne und sein Beifahrer Kevin Rousseau zumindest ein Rennen der Seitenwagen-WM an der ersten Position und durften danach auf die oberste Stufe des Siegertreppchens steigen. Dass sich die britisch-französische Paarung den WM-Titel nicht vor dem Finale in Oschersleben sichern konnte, lag daran, dass sie zweimal einen Lauf mit Motorschaden aufgeben mussten.
Beim Sidecar Festival in der Motorsport Arena Oschersleben Anfang Oktober war es dann endlich so weit. Mit einem für ihre Verhältnisse bescheidenen vierten Platz im Sprintrennen gelang Payne und Rousseau die erfolgreiche Titelverteidigung. Beim letzten Saisonrennen zeigten sie befreit ihre Klasse und ließen der Konkurrenz nicht den Funken einer Chance. Dementsprechend euphorisch viel danach der Jubel bei der Überreichung der WM-Medaillen aus.
Die Hochstimmung hielt im Team Steinhausen Racing allerdings nur bis zur technischen Nachkontrolle an. Bei der Öffnung des Motors wurden von den FIM-Technikern eine mögliche Reglementsverletzung festgestellt. Die betroffenen Teile wurden ausgebaut, von der FIM einbehalten und nach der vom Team bestätigten Verplombung an eine geeignete Prüfstelle übermittelt, um zweifelsfrei zu klären, ob sie dem Reglement entsprechen oder nicht.
Für die Mannschaft rund um den zweifachen Weltmeister Rolf Steinhausen und seinem Sohn Maik war es ein herber Rückschlag, hatte man das Aggregat doch nur wenige Tage vor dem WM-Finale bekommen. «Mir wurde vom zuständigen Techniker in Frankreich, der den Motor aufgebaut hat, versichert, dass er nichts Unerlaubtes gemacht hat. Ich kann zuhause ja nicht alles wieder zerlegen und kontrollieren», so Maik Steinhausen im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Die technische Untersuchung wurde in der Universität Padua mit einem optischen 3D-Profilmessgerät durchgeführt. An beiden Nockenwellen wurden jeweils sieben Oberflächenbereiche gemessen. Das Ergebnis wurde Mitte November an den Motorrad-Weltverband übermittelt. Am 14. November wurde das Team Steinhausen Racing bestehend aus dem Fahrer Harry Payne und dem Teammanager Maik Steinhausen zu einer Anhörung mit den Mitgliedern der internationalen Jury der Seitenwagen-Weltmeisterschaft vorgeladen.
Neben dem FIM-Jury-Präsidenten Rezsö Bulcsu sowie den FIM-Jury-Mitgliedern Arjan Van Eekelen und Othmar Bange waren beim Meeting noch die Experten Paul King (FIM CCR Director), Paul Duparc (FIM CCR Manager), Bernd Schenkhut (FIM Sidecar World Championship Technical Director), Ralph Bohnhorst (Clerk oft he Course), Dominique Hebrard (FIM CTI Technical Director), Roland Berger (FIM CTI Driector), Svetlana Nazarova (FIM CCR Coordinator) und Pierre-Alexandre Gallois (FIM CCR Coordinator) anwesend.
Dem Team Steinhausen Racing wurde die Gelegenheit eingeräumt, einige Fragen zum technischen Prüfungsverfahren zu stellen, die vom technischen Dienst der FIM beantwortet wurden. Es erklärte außerdem, dass es die technischen Prüfungen der FIM stets unterstützt und die Vorschriften bei früheren Kontrollen stets eingehalten habe. Daraufhin wurde das Team gebeten die Sitzung vorübergehend zu verlassen, damit die Jury eine Entscheidung treffen konnte.
Nach Prüfung der vorgelegten Unterlagen und Anhörung des technischen Direktors und der Vertreter des Teams kam die Jury zu dem Schluss, dass die Maschine nicht den Vorschriften entspricht (Artikel 2.3.4). Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Motor vor Beginn der Veranstaltung versiegelt und nach dem zweiten Rennen entsiegelt wurde, entschied die Jury, die Maschine aus dem Ergebnis der gesamten Veranstaltung zu disqualifizieren.
Gemäß Artikel 4 der FIM-Disziplinarordnung haben das Team Steinhausen Racing das Recht gegen diese Entscheidung der FIM-Jury beim Internationalen Berufungsausschuss (CAI) Berufung einzulegen. Diese Berufung muss innerhalb von 5 Tagen nach dem Datum und der Uhrzeit der Benachrichtigung eingereicht werden und gemäß dem in der Disziplinarordnung festgelegten Verfahren mit einer Kaution in Höhe von 1320 Euro versehen sein.
Mit dieser Entscheidung verlieren der Brite Harry Payne und sein französischer Beifahrer Kevin Rousseau nicht nur 38 WM-Punkte, sie verlieren den WM-Titel und fallen in der Endabrechnung an die dritte Stelle zurück. Die Weltmeisterkrone wandert damit zum britischen Brüderpaar Sam und Tom Christie (Hannafin Racing). Der schweizerisch-deutsche Duo Markus Schlosser und Luca Schmidt (Gustoil Sidecar Racing) rücken an die zweite Stelle vor.
WM-Endstand (nach 14 Rennen):
1. Sam Christie/Tom Christie (GB), 248 Punkte. 2. Markus Schlosser/Luca Schmidt (CH/D), 244. 3. Harry Payne/Kevin Rousseau (GB/F), 240. 4. Pekka Päivärinta/Adam Christie (FIN/GB), 183. 5. Rupert Archer/Ondrej Sedlacek (GB/CZ), 92. 6. Patrick Werkstetter/Valentin Pirat (D/F), 87. 7. Kevin Cable/Charlie Richardson (GB), 86. 8. Todd Ellis/Emmanuelle Clément (GB/F), 83. 9. Markus Venus/Thomas Hofer (D/CH), 75. 10. Paul Leglise/Marjorie Cescutti (F), 71. 11. Tim Reeves/Ferry Segers (GB/NL), 67. 12. Joni Manninen/Tero Manninen (FIN) 62. 13. Sam Laidlow/Jack Laidlow (GB), 48. 14. Lewis Blackstock/Oscar Lawrence (GB), 29. 15. Lennard Göttlich/Lucas Krieg (D), 23. 16. Raymond Leijdekkers/Calvin Leijdekkers (NL), 21. 17. Ted Peugeot/Vincent Peugeot (F), und Bennie Streuer/Manon Vissenberg (NL), beide 19. 19. Paul Kirby/Ema Salmon (GB/F), 17. 20. Wiggert Kranenburg/Lucas Krieg (NL/D), 16. 21. Robb Biggs/Ferry Segers (GB/NL) und Lewis Nicol/Clement Conil (GB/F), beide 7. 23. Rob Atkinson/Mark Middleton (GB), 7. 24. Cyril Vinet/Gerald Vinet (F), 4. 25. Ezra Brouwer/Palmira ter Steeg (NL), 3. 26. Rogier Weekers/Remco Moes (NL), 2. 27. Claude Vinet/Leané Marsal (F), 2.



