Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Skepsis, Neid und Missgunst

Kolumne von Martin Smolinski
Martin Smolinski im GP-Challenge vor Iversen

Martin Smolinski im GP-Challenge vor Iversen

Je höher man auf den Berg kommt, desto rauer weht der Wind! Das wurde mir vor allem im Speedway-GP-Challenge in Kroatien bewusst.

Ich war bei dem Rennen gut dabei und kann mit meinen sieben Punkten absolut leben. Zum Weiterkommen hätte ich jedoch einen Super-Super-Abend benötigt! Ich habe am Renntag selbst etwas zu lang gebraucht, um das optimale Set-up für die Bahn zu finden. Hinzu kam, dass in solchen Rennen auch der kleinste Fehler gnadenlos bestraft wird, daher habe in den ersten beiden Durchgängen Punkte liegen lassen. Im Endeffekt war ich in Gorican genau drei Punkte von den zweitplatzierten Piloten entfernt und konnte auch spätere Qualifikanten schlagen. Für den Einzug in den GP hat’s unterm Strich aber nicht gereicht.

Gemessen an den Möglichkeiten der anderen Fahrer, muss ich mit dem Ergebnis eigentlich zufrieden sein. Dennoch werden wir auch weiterhin hart arbeiten um noch weiter nach vorne zu kommen. Wobei es für uns Deutsche enorm schwer ist, beispielsweise mit den zahlreichen jungen dänischen Fahrern wie Mikkel Bech und Michael Jepsen Jensen mitzuhalten. Die Jungs sind natürlich absolute Riesentalente. Man muss aber sehen, dass sie bereits in jungen Jahren ein enormes Sponsoring und eine entsprechende Sportförderung im Rücken haben und so über die finanziellen Mittel verfügen, sich fest angestellte Mechaniker, entsprechende Trainer und technisches Equipment nach Herzenslust leisten zu können.

Ich kann dagegen lediglich auf mein kleines Team aus zahlreichen, zum grossen Teil ehrenamtlichen Helfern, bauen und muss in allen Bereichen der Planung oder bei Arbeiten am Motorrad noch in hohem Mass selbst Hand anlegen, was bei vielen Fahrern aus anderen Ländern nicht der Fall ist: Sie müssen sich lediglich aufs Motorrad setzen und fahren. Alles andere regelt der jeweilige Stab. Hinzu kommt, dass die Jungs auch vom Verband massive Unterstützung erfahren, so werden Kosten übernommen, der Nationaltrainer steht das gesamte Wochenende beratend zur Verfügung – wir agieren als Einzelkämpfer ohne jeglichen externen Support!

Hart erarbeitet habe ich mir alles, was ich bislang sportlich erreicht habe. In anderen Ländern arbeiten die Fahrer viel enger zusammen, die älteren, erfahrenen Piloten geben ihr Wissen an die jüngeren weiter, die damit natürlich einen enormen Vorsprung gegenüber anderen haben. In Deutschland werden wir aus Skepsis, Neid, Missgunst und falscher Verbissenheit gegenüber anderen bereits in den Schülerklassen häufig zu Eigenbrödlern erzogen.

Ich selbst habe auch schon versucht jüngeren Fahrern in Landshut zu helfen und bin auf taube Ohren gestossen. Jedoch waren es nicht die Jungs selbst, die alles besser wussten, sondern deren Eltern, die selbst häufig noch nie eine Runde auf dem Moped gedreht haben. Wie positiv sich die Erfahrung der «alten» für junge Fahrer auszahlen kann, zeigte das Beispiel Erik Riss bei der Langbahn-DM. Erik hat mir das Leben in Pfarrkirchen enorm schwer gemacht und mit Sicherheit auch von der enormen Erfahrung seines Vaters profitiert.

Ob wir in naher Zukunft mal einen deutschen Fahrer im Speedway-GP sehen, weiss ich nicht. Ich war in diesem Jahr bis auf drei Punkte am GP dran und werden nun weiter hart arbeiten, um 2013 einen neuen Anlauf zu unternehmen.

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