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Dominique Aegerter (30): Der erste Titel ist futsch

Von Oliver Feldtweg
Das Gesicht von Dominique Aegerter spricht Bände

Das Gesicht von Dominique Aegerter spricht Bände

Supersport-Leader Dominique Aegerter fehlte beim Meeting in Barcelona, weil er in der MotoE in Misano erfolglos um den Titel kämpfte. Seine Chancen in der seriennahen Weltmeisterschaft sind intakt.

Mit 62 Punkten Vorsprung auf seinen WM-Rivalen Steven Odendaal sorgte Dominique Aegerter dafür, dass er trotz Abwesenheit beim Supersport-Meeting in Barcelona WM-Leader bleibt. So konnte er sich auf seine Aufgabe bei Dynavolt Intact in der MotoE in Misano konzentrieren, wo er ebenfalls um den Titel kämpfte. Doch der Schweizer musste sich nach dramatischen Szenen, bangen Minuten und einer 38-Sekunden-Strafe mit Platz 2 im Weltcup 2021 abfinden.

Denn nach einem hitzigen, riskanten und allzu optimistischen Überhol-Manöver des Schweizers gegen seinen Titelrivalen Jordi Torres in der letzten Kurve des MotoE-Weltcup-Finales entschied die Rennleitung nach dem Zieleinlauf, Aegerter eine 38-Sekunden-Strafe für «unverantwortliches Fahren» zu verhängen, was ihn nicht nur um den Sieg im Rennen, sondern auch den Weltcup siege brachte. Denn Torres war bei der folgenden Kollision zu Sturz gekommen und leer ausgegangen.

Zur Erinnerung: Aegerter lag vor dem letzten Rennen acht Punkte hinter Torres. Er fiel aber nach der Strafe auf Platz 12 zurück, das brachte ihm nur vier Punkte ein.

Durch die nicht unerwartete Entscheidung der FIM MotoGP Stewards fehlten dem Supersport-WM-Leader schließlich sieben Punkte zum Titelgewinn.

In dem 8-Runden-Rennen gab der Rohrbacher alles, was in seiner Macht stand. In kürzester Zeit kämpfte er sich von Platz 5 kommend auf Rang 2 hinter Titelrivale Torres vor, der in der Zwischenzeit eine Lücke von knapp einer Sekunde herausgefahren hatte. Aegerters Pace erlaubte es ihm, innerhalb von wenigen Runden die Lücke zu schließen. Der ambitionierte Routinier gab sich aber mt Platz 2 nicht zufrieden und warf in den letzten Runden alles in die Waagschale.

Torres hielt in der letzten Kurve als Spitzenreiter natürlich beharrlich an seiner Linie fest, als der Dynavolt Intact GP-Pilot auf der Innenlinie in Turn 14 einbog. Torres und Aegerters kollidierten, Torres kam zu Sturz.

Durch die nachträglich verhängte Zeitstrafe bildeten Matteo Ferrari, Mattia Casadei und Miquel Pons die Top-3 im letzten Rennen der Saison.

Der enttäuschte Aegerter hat den Cup-Fight schon in der letzten Saison verspielt, als er punktgleich mit Platz 2 nur Dritter der Meisterschaft wurde.

Dominique Aegerter: «Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu erklären, was ich jetzt fühle. Wir haben um die Meisterschaft gekämpft, wir sind eine starke Saison gefahren und natürlich habe ich heute versucht, diese Meisterschaft zu gewinnen. Leider hatte ich nicht den besten Start und war ein oder zwei Runden lang in einen Kampf mit Ferrari und Casadei verwickelt. Aber dann konnte ich mich freikämpfen und den Rückstand sofort aufholen. Innerhalb von zwei Runden war ich direkt hinter Torres und ab der vorletzten Runde begann ich ihn zu attackieren.»

«Ich überholte ihn mehrere Male, so dass er genau wusste, dass ich da war. Er wusste auch, dass er, selbst wenn ich ihn überholen würde, immer noch Weltcup-Sieger sein würde. In der letzten Runde überholte ich ihn schließlich zweimal, und als ich in Kurve 14 einbog, wusste er, dass ich wie in den Runden zuvor von innen kommen und später bremsen würde als er. Er behielt seine Linie bei, was dazu führte, dass er mein Hinterrad berührte und aus dem Rennen stürzte. Natürlich wollte ich nicht, dass er stürzt, aber ich war auf der Innenlinie. Wenn man auf alle Rennen zurückblickt, gab es in der letzten Runde immer große Kämpfe und viele Kollisionen. Ich habe mich bei ihm für das Manöver entschuldigt, denn ich bin ein fairer Fahrer, aber wir hätten es alle riskiert, um den Titel zu gewinnen.»

«Die MotoE-Saison ist super kurz, die Rennen sind kurz, also muss man konstant ans Limit gehen», meint Aegerter. «Das Motorrad ist schwer und nicht leicht zu bremsen. Ich bin nicht von der Strecke abgekommen, aber als ich in den Parc Fermé einfuhr, gab mir die Rennleitung eine Strafe von 38 Sekunden, was einer Durchfahrtsstrafe gleichkommt. Mein Team und ich haben diese harte Entscheidung nicht verstanden und sind zur Rennleitung gegangen, um Einspruch zu erheben, aber die Rennleitung wollte nichts davon wissen, und so blieb es bei dieser Strafe. Ich wurde trotzdem Zweiter in der Meisterschaft. Aber ich bin natürlich nicht glücklich über diese Entscheidung. Ich bin sehr enttäuscht und kann zu diesem Zeitpunkt nicht viel mehr sagen, denn es ist niederschmetternd, wenn ein Rennen und die Meisterschaft auf dem grünen Tisch entschieden werden.»

Ab jetzt kann sich Aegerter voll auf den Gewinn der Supersport-WM 2021 konzentrieren, wo es bereits am kommenden Wochenende in Jerez weitergeht.

Glück für den Rohrbacher: In Barcelona patzte Odendaal und machte mit den Plätzen 8 und 7 nur 17 Punkte gut. Aegerter führt also weiterhin komfortabel mit 45 Punkten.

Stand Supersport-WM 2021 nach Barcelona
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Dominique Aegerter Yamaha 302
2. Steven Odendaal Yamaha 257
3. Manuel Gonzalez Yamaha 203
4. Philipp Öttl Kawasaki 197
5. Luca Bernardi Yamaha 161
6. Jules Cluzel Yamaha 140
7. Randy Krummenacher Yamaha 122
8. Raffaele De Rosa Kawasaki 113
9. Federico Caricasulo Yamaha 113
10. Can Öncü Kawasaki 103
11. Niki Tuuli MV Agusta 85
12. Hannes Soomer Yamaha 62
13. Christoffer Bergman Yamaha 46
14. Marc Alcoba Yamaha 40
15. Kevin Manfredi Yamaha 31
16. Peter Sebestyen Yamaha 29
17. Galang Hendra Yamaha 24
18. Vertti Takala Yamaha 23
19. Simon Jespersen Yamaha 22
20. Marcel Brenner Yamaha 21
21. Andy Verdoia Yamaha 14
22. Glenn Van Straalen Yamaha 13
23. Loic Arbel Yamaha 10
24. Stephane Frossard Yamaha 10
25. Valentin Debise Yamaha 9
26. Sheridan Morais Yamaha 9
27. David Sanchis Yamaha 8
28. Matteo Patacca Yamaha 7
29. Maria Herrera Yamaha 7
30. Patrick Hobelsberger Yamaha 6
31. Filipo Fuligni Yamaha 6
32. Michel Fabrizio Kawasaki 6
33. Max Enderlein Yamaha 5
34. Roberto Mercandelli Yamaha 5
35. Federico Fuligni Yamaha 5
36. Hikaro Okubo Kawasaki 4
37. Massimo Roccoli Yamaha 4
38. Leonardo Taccini Kawasaki 4
39. Luca Grünwald Suzuki 3
40. Unai Orradre Yamaha 2
41. Danni Valle Yamaha 2
42. Ondrej Vostatek Yamaha 2
43. Ludovic Cauchi Yamaha 1
44. Oscar Iglesias Yamaha 1
45. Luca Ottaviani Yamaha 1
46. Davide Pizzoli Yamaha 1
47. Pawel Szkopek Yamaha 1

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