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Ogier nach Rekordsieg in Wales zurück im Titelkampf

Von Toni Hoffmann
Die amtierenden Weltmeister Sébastien Ogier/Julien Ingrassia gewinnen mit dem Ford Fiesta WRC nach einem spektakulären Duell den britischen Klassiker in der Rallye-Weltmeisterschaft.

Mit dem Sieg bei der Wales-Rallye Großbritannien haben Sébastien Ogier und Julien Ingrassia ihre Chancen auf die Titelverteidigung in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft verbessert. Die Franzosen rückten in der Fahrerwertung auf die zweite Position vor, nur noch sieben Punkte trennen sie bei zwei noch ausstehenden WM-Läufen von den Tabellenführern Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul. Am Steuer ihres über 380 PS starken Ford Fiesta WRC, der auf dem in Köln gebauten Kleinwagen basiert, haben  die amtierenden Weltmeister bei 60 noch zu vergebenden Punkten alle  Möglichkeiten in ihrer Hand. Ogier/Ingrassia gewannen die Wales-Rallye zum insgesamt fünften Mal und sind damit das erfolgreichste Team in der Geschichte dieses Klassikers. M-Sport Ford wiederholte den Erfolg des Vorjahres.

«Dieser Sieg bedeutet mir und der gesamten Mannschaft wirklich unheimlich viel», betont M-Sport-Teamchef Malcolm Wilson. «Wir wussten, dass wir ein starkes Resultat in der Hand haben und dass alle unsere drei Ford Fiesta WRC um ein Topergebnis kämpfen können. Doch am Freitagabend sah es bereits so aus, als müssten wir alle Hoffnungen auf einen zweiten Sieg in Folge bei unserem Heimspiel  aufgeben: Sébastien Ogier hatte Zeit wegen eines Problems im Antriebsstrang verloren, Elfyn Evans musste sein Auto mit Fehlzündungen abstellen und Teemu Suninen war mit einem beschädigten Überrollkäfig für den Rest der Rallye aus dem Rennen. Ich hatte schon darüber sinniert, wie krass der Unterschied zu unserem mega erfolgreichen Rallye-England-Wochenende ein Jahr zuvor ausfallen würde. Doch Sébastien sollte eben niemals abgeschrieben werden: Gemeinsam mit Julien Ingrassia lieferte er anschließend eine wahrlich weltmeisterliche Vorstellung ab – und am Samstagabend habe ich darüber nachgedacht, welchen Unterschied 24 Stunden ausmachen können... Speziell auf den letzten drei Wertungsprüfungen am Sonntag  fuhr Ogier einfach brillant, das hat uns in puncto WM-Kampf wieder auf Spur gebracht. Wie wohl jeder Rallye-Fan bin ich nun gespannt, was bei den letzten beiden Rallyes der Saison passiert.»

Sébastien Ogier und Julien Ingrassia stellten bei der WM-Rallye Großbritannien einmal mehr unter Beweis, warum sie vier Weltmeisterschaften eingefahren haben - mit einem hart erkämpften Sieg meldeten sie sich in den Titelkampf zurück. Die Franzosen verstrickten sich am Schlusstag in ein intensives Duell mit ihren  ehemaligen Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila. Dabei konnten die Finnen einen 4,4-Sekunden-Rückstand mit zwei starken Wertungsprüfungszeiten zunächst in einen 3,6-Sekunden-Vorsprung verwandeln, doch Ogier schlug machtvoll zurück, ließ die letzten drei Bestzeiten folgen - und setzte sich um 10,6 Sekunden von seinem Verfolger ab.

«Das war ein großartiges Wochenende, das für uns ein ganzes Bündel an Emotionen bereit hielt», so Ogier. «Ich bin unheimlich stolz darauf, diese Veranstaltung zum fünften Mal gewonnen zu haben - vor allem, weil es bei der Wales-Rallye Großbritannien so schwierig ist, immer auf der Straße zu bleiben und bei diesen anspruchsvollen Bedingungen keine Fehler zu begehen. Der Freitag begann für uns problematisch, ich dachte bereits, die Rallye wäre für uns gelaufen. Aber dann konnten wir uns mit allem, was wir zu geben hatten, zurückkämpfen.  Plötzlich lag ein Podiumsergebnis wieder in Reichweite, und als Ott Tänak in Schwierigkeiten geriet, ging es sogar wieder um den Sieg. Jari-Matti Latvala war wirklich schnell unterwegs und wild entschlossen, selbst auf Platz eins zu fahren. Darauf mussten wir reagieren. Glücklicherweise konnte ich zum Schluss drei wirklich gute Wertungsprüfungszeiten hinlegen, speziell die WP 22 war nahezu perfekt. Toll, dass wir dort das Ruder herumreißen konnten. Wir haben mit Blick auf die Titelverteidigung einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht, wir sind zurück im Spiel. Die verbleibenden zwei WM-Rallyes werden sehr aufregend, in puncto Intensität könnte es so spannend wie nie zuvor werden. Ich schaue  jetzt der Rallye Spanien entgegen, wo ich mir einiges ausrechne. Danach folgt die Rallye Australien, wo vermutlich die Entscheidung fallen wird - das Saisonfinale begeistert mich ebenso wie die Fans.»

Die Vorjahressieger hätten ihren Erfolg von 2017 bei ihrem Heimspiel gerne wiederholt, doch als ihr Fiesta WRC am Freitagnachmittag unter Fehlzündungen litt, mussten der Waliser Evans und sein britischer Beifahrer Barritt auf dem Weg zur zweiten Schleife vorzeitig aufgeben - auch zur tiefen Trauer ihrer treuen Fans. Unter Rallye-2-Reglement führen sie die Veranstaltung zu Ende.

«Diese Rallye war für uns sehr enttäuschend», gestand Evans. «Wir wären schnell genug gewesen, um für ein Topresultat zu kämpfen. Aber so ist es manchmal. Nach dem Ausfall wegen der Fehlzündungen ging es für uns vor allem darum, die Veranstaltung ohne weitere Probleme zu Ende zu fahren. Dabei war ich immer wieder überrascht, wie weit vorne wir auf einigen Wertungsprüfungen lagen, ohne wirklich hart zu pushen - kaufen können wir uns dafür aber leider nichts. Trotzdem habe ich mich sehr über die vielen Zuschauer an der Strecke und die großartige Atmosphäre im Zielort Llandudno gefreut.»

Nach einem bärenstarken Start bei der Wales-Rallye Großbritannien kam für Teemu Suninen und Mikko Markkula der Ausfall überraschend: Erst setzten die Finnen im Shakedown - dem offiziellen Test vor der Veranstaltung - die Bestzeit und drängten zu Beginn des WM-Laufs in Richtung Podium, dann warf sie ein Dreher auf der WP 8 zurück. Eine Prüfung später folgte ein Aufhängungsschaden, bevor eine Beschädigung der Sicherheitszelle das endgültige Aus bedeutete.

«Der Freitag begann für uns ziemlich cool», rapportiert Suninen. «Wir lagen auf einer sehr vielversprechenden Position, dann - auf der letzten Prüfung des Freitags – habe ich in einer Kurve etwas zu hart geschnitten und einen Baumstumpf erwischt. In der nächsten Kurve brach das Fahrwerk und wir schlugen ein. Mein Fehler. Und echt traurig, denn ich habe es wirklich genossen, den Ford Fiesta WRC konkurrenzfähig schnell zu bewegen und ein Topergebnis anzupeilen. Leider ging es sich in dieser Saison nicht aus, wir freuen uns auf die Rückkehr zur Rallye GB im kommenden Jahr.»

Rallye Wales – Endstand nach 23 Prüfungen (= 318,13 km):

Pos.

Team/Nat./Fahrzeug

Zeit/Diff.

1.

Ogier/Ingrassia (F), Ford

3:06:12,5

2.

Latvala/Anttila (FIN), Toyota

+ 10,6

3.

Lappi/Ferm (FIN), Toyota

+ 35,1

4.

Breen/Martin (IRL/GB), Citroën

+ 1:10,4

5.

Neuville/Gilsoul (B), Hyundai

+ 1:14,4

6.

Mikkelsen/Jaeger (N), Hyundai

+ 1:15,9

7.

Paddon/Marshall (NZ/GB), Hyundai

+ 1:18,4

8.

Östberg/Eriksen (N), Citroën

+ 1:21,6

9.

Rovanperä/Halttunen (FIN), Skoda R5

+ 9:14,7

10.

Tidemand/Andersson (S), Skoda R5

+ 10:48,9

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