Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Fahrer des Tages: Andreas Mikkelsen

Von Christian Schön
Der 25 Jahre alte Norweger duelliert sich mit Weltmeister Sébastien Ogier um den Sieg in Polen.

Es gibt nicht viele Fahrer im aktuellen WM-Feld, die SébastienOgier das Wasser reichen können. Zuletzt musste der Weltmeister eigentlich nur Teamkollege Jari-Matti Latvala fürchten. Nach sechs Rallyes der Saison steht es zwischen dem Franzosen und dem Finnen 4:2. Piloten anderer Marken kamen im ersten Halbjahr 2014 erst gar nicht in Reichweite eines Siegerpokals.

In Polen ist Latvala keine Gefahr für Ogier. Der Finne vergaloppierte sich in der Fahrwerksabstimmung und ließ sich mehr als erwartet von der Erinnerung an den »schwärzesten Moment meiner Karriere« (Zitat Latvala) beeinflussen.

2009, beim letzten WM-Gastspiel der Rallye Polen, hatte der damalige Ford-Pilot einen sicheren zweiten Platz wenige Meter vor dem Ziel beim Duell mit einer Leitplanke verloren. Nach der ersten Etappe ist Latvala zwar Vierter, hat aber schon 32 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Sébastien Ogier.

Was nicht bedeutet, dass der Weltmeister ausnahmsweise keinen Teamkollegen im Genick hat. Womit wir beim Fahrer des Tages wären. Statt mit Latvala muss sich Ogier nämlich dieses Mal mit Andreas Mikkelsen herumschlagen.

Zumindest während der ersten Etappe in Polen war der 25 Jahre alte Volkswagen-Junior der Einzige, der Superstar Ogier Paroli bieten konnte. Mehrfach wechselte die Führung zwischen dem Weltmeister und dem Herausforderer aus Norwegen.

»Diese superschnellen Wertungsprüfungen machen riesig Spaß«, strahlte Mikkelsen bei der Rückkehr nach Mikolajki. »Es ist eine Ehre, mit Sébastien um den Sieg zu kämpfen.«
Mikkelsen, der sich noch im letzten Jahr einige Kritik aufgrund stagnierender Entwicklung anhören musste, ließ mit Rang zwei bei der Rallye Schweden im vergangenen Februar erstmals Sieger-Potenzial aufblitzen. Danach wurde es wieder ruhig um ihn.
Hat jetzt die Rückkehr seines früheren Beifahrers OlaFloene – seit dem letzten WM-Lauf auf Sardinien wieder an seiner Seite – den Knoten endlich zum Platzen gebracht? »Es ist schön, dass jetzt im Cockpit wieder Norwegisch gesprochen wird«, gab Mikkelsen zu.
Floene war schon Mikkelsens Beifahrer, als dieser mit gerade einmal 17 Jahren bei der Rallye Großbritannien 2006 sein WM-Debüt gab. Eine viel versprechende Karriere als Skiläufer oder Motocrosser hatte der Spross einer wohlhabenden Familie zu diesem Zeitpunkt aufgrund einer Knieverletzung aufgeben müssen.

Fünf Jahre später gewann Mikkelsen die IntercontinentalRallyChallenge (IRC) im SkodaFabia. 2012 holte Volkswagen-TeamchefJostCapito den Norweger in seine Mannschaft, wo er wiederum im SkodaFabia Super 2000 einige WM-Läufe bestritt. Seit der Rallye Portugal 2013 sitzt Mikkelsen im Polo R WRC.

Während der zweiten Polen-Etappe muss er beweisen, dass er dem Druck von Weltmeister Sébastien Ogier standhalten kann.

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