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Warum ist Felix da Costa plötzlich der DTM-Buhmann?

Von Andreas Reiners
Antonio Felix da Costa

Antonio Felix da Costa

Antonio Felix da Costa konnte einem schon fast leid tun. Da stapfte der Portugiese nach dem zweiten Rennen in Spielberg in die Mixed Zone, um seinen verunglückten vierten DTM-Saisonlauf zu erklären.

Und der BMW-Pilot hatte gleich mehrere Baustellen zu erklären. Ein bisschen bedröppelt schaute er drein. Kein Wunder nach diesem Wochenende. Es hatte wenig überraschend dann doch Spuren hinterlassen.

Da war der Crash mit Audi-Pilot Edo Mortara. Erst hatte Felix da Costa ein wenig gerempelt, dann hatte Mortara zurückgeschossen. Und zugegeben, dass er nichts dafür tat, die Kollision zu vermeiden, seinen und den Ausfall seines Kontrahenten in Kauf nahm. Mortara schied aus, Felix da Costa fuhr auf Platz 21 anstatt aufs Podium. Was einem Ausfall gleichkommt.

Daneben wurde er natürlich gefragt, was er von der Kritik des Schweden Mattias Ekström hält, nachdem beide im ersten Spielberg-Rennen auf der Strecke aneinander geraten waren. «Clown, Pappnase oder Nasenbohrer» hatte der Audi-Pilot ihn und auch Mercedes-Kollege Maximilian Götz genannt. Mortara hatte natürlich auch ein paar warme Worte übrig. «Er war unfair. Er hat mich berührt. Das ist nicht sein erster Unfall in dieser Saison. Er ist schnell, aber manchmal muss er den Kopf ein bisschen benutzen», sagte Mortara.

Einer gegen alle und alle gegen einen – das war zumindest ein bisschen der Eindruck. Doch warum ist der Portugiese plötzlich der Buhmann der DTM?

Felix da Costa nahm es nach außen hin relativ gelassen, er versuchte es zumindest. «Diese Jungs suchen Entschuldigungen für ihre Fehler. Wenn er mich für seine Fehler verantwortlich machen will, ist das in Ordnung», sagte er.

Ob es für ihn so in Ordnung ist, wenn sich die Alphatiere der Tourenwagenserie auf einen Fahrer einschießen, der seine zweite Saison fährt, sei einmal dahingestellt. Unterstützung erhält er von seinem Chef. BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt sagte auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com, ob er sich die Dauerkritik erklären könne: «Das kann ich nicht nachvollziehen, Antonio fährt super Rennen und hat letztes Jahr auch schon eines gewonnen. Er ist gut unterwegs, ein super Fahrer, auf den wir setzen. Ich habe das Gefühl, dass man sich immer einen ausgucken muss.»

Immer wieder geraten die Fahrer in der DTM verbal aneinander, stecken ihr Revier ab, verschaffen sich so auch Respekt neben der Strecke. Das übliche Ballyhoo, das zum Geschäft gehört. Das war auch nach dem actionreichen Auftaktwochenende in Hockenheim so.

Respekt erarbeiten

Schließlich sind zwar keine 24 Feinde in der Serie unterwegs, dafür aber auch nur selten wirkliche Freunde. Den notwendigen Respekt innerhalb einer im Idealfall gesunden Rivalität muss man sich erst erarbeiten. Sowohl im Auto als auch in der Nachbetrachtung. Dann wird auch schon mal gekeilt und gekeift.

Natürlich ist der eine dabei ein größerer Lautsprecher als der andere. Der eine macht es sofort über den Funk, oder unter vier Augen, der andere wieder über die Medien, gerne auch via Twitter. Neu ist das alles also nicht, wohl aber die geballte und wiederholte Kritik an einem einzelnen Fahrer an einem einzigen Wochenende.

Zum einen muss man wissen, dass Ekström nach dem Dreher zu dem Zeitpunkt nach drei Rennen und zuvor bereits mehreren Kollisionen mit nur zwei Punkten im Titelkampf dastand. Der 37-Jährige hatte nach dem crashhaltigen Saisonstart offenbar die Faxen dicke.

Vier Rennen, vier Unfälle

Auf der anderen Seite hatte Mortara bei seiner Schimpftirade einen weiteren entscheidenden Grund genannt. «Vier Rennen, vier Unfälle – das ist eine hundertprozentige Statistik», meinte der Schweizer. In der Tat war Felix da Costa in bislang allen vier Saisonrennen in Situationen verwickelt, die von den Sportkommissaren untersucht wurden. Beim Auftakt in Hockenheim war seine Kollision mit Timo Scheider als Rennunfall gewertet worden.

Scheider und Felix da Costa hatten sich anschließend in der Mixed Zone wort- und gestenreich ausgesprochen, die Meinungen gehen aber immer noch auseinander. Scheider hatte auch 2014 eine Begegnung mit dem Portugiesen, die ihn auf die Palme brachte.

Im zweiten Hockenheim-Rennen löste Felix da Costa eine Kollision zwischen Esteban Ocon, Jamie Green und Bruno Spengler aus, wofür er in Spielberg um drei Startplätze zurückversetzt wurde.

Auf dem Red Bull Ring gab es dann die folgenschwere Kettenreaktion: Erst der Dreher von Ekström, für den Felix da Costa vom Schweden die Schuld zugeschoben bekam, ganz im Gegensatz zur Rennleitung, die das als Rennunfall wertete. Im Anschluss gab Ekström die Interviews, in denen er sich seine Konkurrenten verbal vorknöpfte. Zum Abschluss folgte dann das Duell mit Mortara. Dafür erhielt Felix da Costa eine Verwarnung.

«Mortara hat zwei Rennen kaputt gemacht und dann muss man sich nicht darüber unterhalten, wer der Clown ist. Die Jungs sollen ihre Gemüter beruhigen und ihren Job machen. Und der heißt Rennen fahren», forderte Marquardt.

Und was sagen die anderen zur Wortwahl des Schweden? «Das gehört doch dazu. Emotionen wollen wir sehen und hören. Clown und Pappnasen geht ja noch. So lange mich keiner so nennt», meinte Glock. Ähnlich sieht es auch Scheider: «Wenn das Limit nicht überschritten wird, ist es genau das, was die DTM ausmachen soll. Wir müssen nicht alle händchenhaltend über die Strecke fahren.»

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