eSports-Aufreger: Fehltritte in der virtuellen Welt

Von Andreas Reiners
Die eSport-Branche hat durch den Coronavirus einen großen Zulauf erfahren. Doch das Ganze ist kein Spaß, sondern Ernst, was ein paar Skandale beweisen.

Die eSports-Branche boomt dank Corona: Das Sim-Racing erfährt durch die Krise als Ersatz zum richtigen Racing einen großen Aufschwung, viele Stars mischen mit, viele haben sich eigens dafür einen Simulator zugelegt.

Das Ganze ist allerdings kein Spaß, sondern voller Ernst: Einige Skandale und Aufreger beweisen, dass Fehltritte in der virtuellen Welt im realen Leben Konsequenzen haben. SPEEDWEEK.com mit den Skandalen und Aufregern der vergangenen Wochen.

Daniel Abt: Audi hat nicht lange gefackelt: Drei Tage, nachdem der Deutsche in der virtuellen Formel-E-Serie «Race at Home Challenge» einen Sim-Profi für sich fahren ließ, wurde der 27-Jährige von den Ingolstädtern gefeuert.

Da half auch die prompte Entschuldigung Abts nicht, auch nicht die durchaus schlüssige Erklärung, das sei ein – zugegebenermaßen sehr schlechter - Scherz gewesen, den er auf seinem erfolgreichen YouTube-Kanal auflösen wollte. Keine Chance: Abt ist nach sechs Jahren und 63 Rennen in der Formel E raus.

Max Verstappen: Nein, ein handfester Skandal ist es natürlich nicht, aber irgendwo dann doch ein Armutszeugnis für die Formel 1: Der Niederländer, immerhin ausgewiesener Sim-Fan, hat keinen Bock auf das offizielle Formel-1-Spiel «F1 2019», mit dem die Königsklasse ebenfalls der Coronakrise und dem Sim-Hype Rechnung trägt.

Allerdings ist F1 2019 unter dem Strich das, was es ist: ein Spiel, keine wirkliche Simulation. Deshalb nahm er auch kein Blatt vor den Mund, als er von Lando Norris beim Debüt der virtuellen GP-Reihe auf Twitch zugeschaltet wurde. «Schalte den Computer aus und schaue dir eine Serie an. Schmeiß es in den Müll. Ich werde da niemals mitmachen», lästerte Verstappen.

Lando Norris und Simon Pagenaud: Simon Pagenaud hatte Anfang Mai dem IndyCar-Sport und sich selber einen Bärendienst erwiesen: Der 35jährige Franzose war beim Sim-Rennen in Indianapolis im Rahmen der «IndyCar iRacing Challenge» genervt von Gastfahrer Lando Norris.

Beim Lauf in Indy übernahm Norris kurz vor Schluss die Führung, bei seinem Angriff zwang er Graham Rahal zu einem Ausweichmanöver, und der wiederum kollidierte dann mit Pagenaud, IndyCar-Champion von 2016 und Indy-500-Sieger von 2019.

Pagenaud ließ sich im Gespräch mit seinem Renningenieur Ben Bretzman zur Bemerkung hinreißen: «Lass uns Norris aus dem Rennen nehmen!» Gesagt, getan: Er verlangsamte nach einem Boxenstopp in der vierten Kurve und ließ den heranschießenden Norris auflaufen.

Was im echten Motorsport vermutlich zu einer längeren Rennsperre führen würde, erzeugt unter den Rennfahrern Unverständnis und Spott. Auch deshalb, weil Pagenaud auch noch versuchte, eine miserable Ausrede zu platzieren: «Ich wollte zur Box abbiegen, ich wollte keinen Crash provozieren.»

Kyle Larson: NASCAR-Pilot Kyle Larson hat sich im April einen bösen Fehltritt geleistet. Zunächst reagierte sein Team Chip Ganassi Racing mit einer Suspendierung auf unbestimmte Zeit, dann wurde er entlassen. Auch Sponsoren verlor der 27-Jährige.

«Wie wir zuvor gesagt haben, waren Kyles Kommentare sowohl beleidigend als auch inakzeptabel, besonders mit Blick auf die Werte unseres Unternehmens», hieß es in einem Statement.
Bei einem virtuellen Rennen, das bei Twitch live gestreamt wurde, hatte Larson die Aussage «Hey Nigger» getätigt. Zuvor hatte der Pilot während der Überprüfung seines Mikrofons gefragt: «Sie können mich nicht hören?» Offenbar hatte er gedacht, er sei stumm geschaltet.

Er hat inzwischen ein von NASCAR auferlegtes Schulungsprogramm zum Thema Diversität absolviert und darf bei Sprint-Car-Rennen wieder starten. Für die Rückkehr zur NASCAR müsste er einen entsprechenden Antrag stellen, was er bislang noch nicht getan hat.

Leclerc-Freundin: Zum Abschluss etwas zum Schmunzeln: Charles Leclerc ist in der Coronavirus-Pandemie zum großen eSports-Fan geworden. Der Ferrari-Star ist nicht nur erfolgreich in der virtuellen Welt unterwegs, sondern auch oft.

Und wie es sich für einen waschechten Zocker gehört, sind andere Dinge dann vollkommen unwichtig, wenn er im Simulator sitzt. Ja, sogar die eigene Freundin.

Diese Erfahrung machte jetzt Charlotte, seit ein paar Monaten die bessere Hälfte des Monegassen. Denn die stand vor der Haustür – und Leclerc ließ sie dort stehen.

Wenn auch unabsichtlich. «Meine Freundin musste ein Abo für meinen Twitch-Account kaufen, damit sie im Gruppenchat fragen konnte, ob ich ihr die Haustür aufmachen kann», schrieb der Ferrari-Pilot auf Twitter.

Ist Leclerc im Tunnel, ist er im Tunnel: «Sie wartete 25 Minuten, da ich mein Handy nicht hören konnte. Ich hatte Kopfhörer auf und war sehr fokussiert auf mein Rallye-Rennen», so Leclerc.

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