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Wie sinnvoll ist der neue Winterkalender der FIA WEC?

Kolumne von Oliver Müller
In Le Mans findet zukünftig das Finale der FIA WEC statt

In Le Mans findet zukünftig das Finale der FIA WEC statt

SPEEDWEEK.com machte sich Gedanken zum neuen Format der Sportwagen-WM (FIA WEC). Ab nächstem Jahr erstreckt sich die Saison über die Wintermonate. Somit werden die 24 Stunden von Le Mans zum Saisonfinale.

Neben der Neuausrichtung in der LMP1-Klasse war vor allem die Umstellung der FIA-WEC-Saison auf einen Winterkalender das beherrschende Thema des Wochenendes. Damit haben die Macher der Sportwagen-WM endlich ihren langersehnten Wunsch durchgeboxt, die 24 Stunden von Le Mans zum grandiosen Saisonfinale zu küren. Viele LMP-Hersteller, die den Plänen hätten widersprechen können, gibt es aktuell ja gerade nicht (mehr). Jeder Operngänger kennt die Idee des fulminanten Schlussakkords, der eine Aufführung beschließen lässt. Wie geschickt dieser Gedanke bei einer Motorsport-Rennserie ist, muss sich jedoch noch herausstellen. Denn wenn der Le-Mans-Sieger und der Weltmeister exakt am selben Tag feststehen, nimmt sich die FIA WEC die Möglichkeit, zweimal im Jahr ganz groß in den Schlagzeilen der Weltpresse zu stehen. Ein Weltmeister-Titel wird bei einem Bericht über den Le-Mans-Sieg wohl nur am Rande Erwähnung finden.

Wie dem auch sei: Mit einer sogenannten 'Super Season' startet die neue WM Anfang Mai 2018 in Spa-Francorchamps. Insgesamt acht Rennen werden dann bis inklusive Le Mans 2019 ausgetragen. Das ist brutto zunächst erst einmal nur ein Lauf weniger als in der aktuellen Saison. Doch netto sind es sogar drei weniger. Denn die 6h von Spa-Francorchamps und die 24h Le Mans stehen zwei Mal im Kalender (jeweils im Mai und Juni 2018 bzw. 2019). Bedeutet: Mit Silverstone, dem Nürburgring, Bahrain, Mexiko und Austin flogen fünf der neun aktuellen Events aus der Meisterschaft. Insgesamt finden im Kalenderjahr 2018 somit nur noch vier FIA-WEC-Läufe statt.

Eines der Highlights der neuen Saison wird ein 12-Stunden-Rennen in Sebring Mitte März 2019 sein. Doch bei dem Rennen handelt es sich nicht um DIE 12-Stunden von Sebring, sondern vielmehr um einen Klon, der am Folgetag des traditionsreichen IMSA-Spektakels steigt. Hier haben alle Verantwortlichen aus dem Jahr 2012 gelernt. Damals starteten IMSA- und WEC-Boliden in einem einzigen Rennen. Doch mit unzähligen Klassen als Basis eines heillosen Durcheinanders, hatte kaum ein Player am Ende Freude an der Veranstaltung. Die Idee, in Sebring zu fahren, ist dennoch keine verkehrte. Denn die 'Rüttelpiste' in Zentralflorida gilt als die ultimative Vorbereitung der Fahrzeuge auf die 24 Stunden von Le Mans. «Was in Sebring 12 Stunden lang hält, das sollte auch in Le Mans über die Distanz kommen», propagiert die Ingenieurs-Front immer wieder.

Außerdem ist die Rückkehr nach Sebring ein Hinweis darauf, dass die WEC- Macher von der Marschrichtung abgekommen sind, außer in Le Mans, nur auf FIA-Grade-1-Strecken antreten zu wollen. Das 5,97 Kilometer lange Layout in Sebring besitzt aktuell den Grade-2-Status des Weltverbandes und ist von der höchsten Stufe so weit entfernt, wie Skipisten vom Fegefeuer der Hölle.

Vor Sebring soll im Februar 2019 noch ein weiteres FIA-WEC-Rennen stattfinden. Hier haben sich die Protagonisten noch nicht final zu einem Schauplatz geäußert. Favorisiert wird jedoch ein Kurs, irgendwo auf dem (kompletten) amerikanischen Kontinent. Selbst das 'Autódromo Hermanos Rodríguez' in Mexiko soll noch in der Verlosung sein.

Mitgrund für die terminliche Platzierung der Übersee-Rennen ist, dass das Material des WEC-Trosses nun über den Seeweg transportiert werden soll. Hiermit könnten (zumindest theoretisch) circa zwei Drittel der Logistik-Kosten eingespart werden, da auf teure Luftbrücken verzichtet werden wird. Gerade in einer Saison mit zwei 24-Stunden-Rennen, einem 12-Stunden-Rennen und insgesamt vier Übersee-Events ist die Budgetierung heikel – vor allem bei den Privatteams.

In dieselbe Kerbe schlägt auch die Möglichkeit zur Absolvierung eines 36-Stunden-Dauertests im Rahmen des Prologues (Vorsaison-Test), der wieder in Le Castellet angesiedelt wird. Denn so können die Mannschaften ohne den Aufwand, selbst eine Strecke zu mieten, 'kostengünstig' zu ein Langstrecken-Ausfahrt kommen. Praktisch sieht das Ganze so aus: Während des sowieso schon immer auf zwei Tage angesetzten Prologues wird zwischen den Sessions einfach keine schwarzweiß-karierte Flagge mehr geschwenkt. So kann dann jeder nach Belieben und selbst gewähltem zeitlichen Umfang Gas geben. Ach ja, wenn wir gerade beim Thema Kosten und Testfahrten sind: Der offizielle Le-Mans-Vortest fand am Wochenende kaum mehr Erwähnung. Ist hier etwas im Busch? Lassen wir uns überraschen...

Ab der Saison 2019/2020 wird dann von acht auf sieben Rennen reduziert - oder besser ausgedrückt: Von sechs Events auf sieben aufgestockt. Saisonbeginn ist im September oder Oktober 2019. Somit schafft die Serie die seit jeher gewünschte Verschnaufpause nach den materialmordenden 24 Stunden von Le Mans. Als schauplatz sollen womöglich wieder europäische Rennstrecken in den Überlegungen eine Rolle spielen. Doch Fakt ist auch: Je später das Rennen angesetzt ist, desto unwahrscheinlicher wäre ein Europa-Saionauftakt. Denn (wie erwähnt) werden die Rennwagen über den Seeweg zu den Übersee-Rennen gebracht. Und das traditionsreiche Rennen in Fuji findet schon seit der ersten FIA-WEC-Saison immer Mitte Oktober statt.

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