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Urs Kuratle: Nach «Daytona 20» auch «Le Mans 20»?

Von Gerhard Kuntschik
Urs Kuratle

Urs Kuratle

Der Schweizer Urs Kuratle ist Leiter der Prototypen-Einsätze von Porsche in der Sportwagen-WM (FIA WEC) und auch in der amerikanischen IMSA-Serie. Im Interview mit SPEEDWEEK.com spricht er über die Saison.

Er war schon vier Mal an Le-Mans-Siegen beteiligt. Und strebt «seine»“ fünften an, der auch der 20. für Porsche wäre. Urs Kuratle, der aus Davos stammende 56-jährige Leiter der Prototypen- (LMDh-)Einsätze von Porsche im World Endurance Championship (WEC) und in der amerikanischen Sportwagen-Meisterschaft (IMSA), erlebt nach vielen Jahren im F1-Team von Sauber nun die Sportwagenwelt in den zwei Topserien. Während der Saisonstart im WEC in Katar nicht wunschgemäß verlief, gab es in den USA mit den Triumphen in den 24 Stunden von Daytona, den 12 Stunden von Sebring und zuletzt im Sprint von Long Beach fast ein Wunschkonzert. Vor dem zweiten WEC-Lauf in Imola spricht Kuratle mit SPEEDWEEK.com über seine Karriere und Ziele.

Wie bist Du eigentlich zum Rennsport gekommen?

Urs Kuratle: «Ich machte in der Schweizer Heimat die Lehre zum Mechaniker. Ich wollte immer im Motorsport oder in der Helikopterbranche tätig sein. Nach dem Armeedienst sah ich mich um und rief Peter Sauber an, der tatsächlich ans Telefon ging. Er brauchte aber keinen neuen Mitarbeiter. Ich machte dann Schulungen als Helikoptermechaniker und hatte fast schon einen Job, als ich Peter nochmals anrief. Diesmal lud er mich zur Vorstellung ein, und es passte. Ich begann 1989, es war das Jahr des ersten Le-Mans-Sieges von Sauber-Mercedes (mit Mass/Reuter/Dickens, Anm.).»

Nach der Zeit mit Sauber in der Sportwagen- und ab 1993 in der Formel-1-WM ging es zu Porsche. Wie verlief der Wechsel?

«Ich begann am 1. März 2013, zu der Zeit, als wir das LMP1-Projekt vorbereiteten. Fritz Enzinger war dabei und Andreas Seidl, die ich gut kannte, weil sie früher bei BMW im Formel-1-Projekt mit Sauber engagiert waren. Also alte Bekannte…»

Welchen Aufgabenbereich bekamst Du damals?

«Die gesamte Logistik. Also alles Organisatorische.»

Und dann kam nach dem Ende des LMP1-Projektes mit drei WM-Titeln und drei Le-Mans-Siegen die Beförderung zum Leiter der neuen Aufgabe LMDh (Le-Mans-Daytona-Prototypen hybrid, Anm.)?

«Ja. Das war im Spätsommer 2021. Wir hatten dann im Jänner 2022 das erste Roll-out mit dem neuen 963.»

Was waren dabei die größten Herausforderungen?

«Das war anfangs das Zusammenbringen aller Komponenten zwischen Porsche und den Partnern. Alle entwickelten ihre Komponenten, und die sollten dann alle zusammenpassen. Da war die Koordination meine Hauptaufgabe. Am Anfang lagen da bei vielen die Nerven blank. Als das geschafft war, war der Aufbau der beiden Teams einfacher. Die Zuliefererkette blieb aber lang ein Sorgenkind. Vor allem auch wegen des Brexit (das 963-Chassis stammt von Multimatic in England, Anm.). Die Verfügbarkeit der Teile war damals eine richtige Herausforderung. Die zweite war die Problematik der Kundenteams. Es war dennoch zweifellos die richtige Entscheidung, das Fahrzeug auch Kunden zur Verfügung zu stellen. Den richtigen Kunden vor allem, und da war das Jota-Team eine sehr gute Wahl, das genügend Erfahrung auf hohem Niveau hatte.»

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Penske als Einsatzteam in beiden Serien?

«Trotz der unterschiedlichen Mentalitäten war sie relativ einfach. Aber wir wussten, dass die Amerikaner etwas anders an die Sachen herangehen. Aber mein Gegenüber bei Penske, Jonathan Diuguid, trug sehr zum schnellen Zusammenwachsen bei. Wir kommen ausgezeichnet miteinander aus. Wir waren schnell auf einer Linie, weil wir beide das Projekt in den Vordergrund stellten.»

Wie schwierig ist für Dich die Doppelbelastung mit den acht Rennen in der WM und neun in Nordamerika? Wie oft fliegst Du über den Atlantik?

«Ich bin grundsätzlich bei allen Rennen dabei, bei Terminüberschneidungen in der WM. Es ist für mich immer wieder interessant, wie Motorsport hier und drüben betrieben wird. Die Abläufe in der IMSA funktionieren anders als hier im WEC. Was in der einen Serie gut funktioniert, muss nicht zwangsläufig auch in der anderen klappen. Da muss man auf die Strukturen aufpassen. Beide Seiten profitieren natürlich von den Erfahrungen der jeweils anderen, aber man muss akzeptieren, dass manches anders abläuft. Die Belastung des Fahrzeugs in Langstreckenrennen ist in beiden Serien gleich, aber die Herangehensweise ist verschieden. Da braucht es gewisse Freiheiten.»

Du hast mit Porsche 2024 in der IMSA alles gewonnen, im WEC stellt Porsche die Fahrerchampions. Was kannst und willst Du heuer noch erreichen?

«Auf jeden Fall Le Mans zu gewinnen. Der Sieg mit dem 963 dort fehlt uns noch. In Daytona haben wir Ende Jänner den 20. Porsche-Gesamtsieg gefeiert. In Le Mans soll der 20. im Juni gelingen. Und wir wollen heuer auch Hersteller-Weltmeister werden.»

Lebst Du in Deutschland oder pendelst Du aus der Schweiz?

«Ich lebe mit meiner Familie in der Nähe von Stuttgart. In die Schweiz komme ich nur noch selten. Eine starke Verbindung ist Eishockey, für mich als Fan des HC Davos! Und, das wird vor allem meinen österreichischen Freunden nicht so gefallen, ich freute mich sehr über die Erfolge der Schweizer Skifahrer!»

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