Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ferrari – Christian Horner, Adrian Newey: Nur Gerücht

Von Mathias Brunner
​Im Fahrerlager des Autódromo Hermanos Rodríguez ist feilgeboten worden, Ferrari angle nach Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner und Technikchef Adrian Newey. Horner kann darüber nur den Kopf schütteln.

Immer wieder kursieren in der Formel 1 die verrücksten Gerüchte. Oft werden angebliche Sensationstransfers auch nur deshalb in die Welt gesetzt, um Unruhe zu stiften oder einen Gegner zu destabilisieren. Was jedenfalls im Fahrerlager des Autódromo Hermanos Rodríguez unter vorgehaltener Hand verbreitet wurde, hält einer nüchternen Betrachtung nicht stand – dass nämlich Ferrari die Angeln nach Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner und Technikchef Adrian Newey ausgeworfen habe. Horner solle Teamchef Maurizio Arrivabene ersetzen, Newey endlich die Technikabteilung von Ferrari auf Vordermann bringen.

RBR-Teamchef Christian Horner kann über solche Räuberpistolen zu den Kopf schütteln. Das Gerücht machte so lange die Runde, bis sich Horner bei der britischen Sky zu einem Dementi genötigt sah: «Ich habe absolut kein Verlagen, den Rennstall zu wechseln. Ich bin glücklich dort, wo ich bin, ich besitze einen Vertrag bis 2020. Adrian hat sich ebenfalls im Rahmen eines langjährigen Abkommens dem Team verpflichtet, eines Vertrags, der auch andere Aufgaben als die Formel 1 einschliesst, wie etwas den Supersportwagen, den wir zusammen mit Aston Martin bauen. Unser Ziel besteht darin, Red Bull Racing wieder zum WM-Titel zu führen.»

Lockrufe aus Maranello

Unfassbare zwanzig WM-Titel gehen auf das Konto des genialen Rennwagen-Designers Adrian Newey, zehn Titel bei den Piloten, zehn Konstrukteurspokale. Seit 2015 hat sich Adrian Newey bei Red Bull Racing aus dem Tagesgeschäft etwas zurückgezogen und ist auch nur noch bei ausgewählten Rennen vor Ort. Zusammen mit Aston Martin erfüllt sich Newey im Rahmen seiner Arbeit für diese Abteilung einen alten Bubentraum – den ultimativen Supersportwagen zu bauen.

GP-Kenner wissen: Adrian Newey war im Laufe seiner Karriere immer dann besonders stark, wenn er sich eines engmaschigen Reglementshemds entledigen durfte. Das war zuletzt jahrelang nicht der Fall, Newey sprach von einer motordominierten Formel 1, in welcher er sich als Aerodynamiker zu sehr eingeschränkt fühle. Ganz anders jetzt: 2017 werden wir eine neue Formel 1 erleben, andere Aerodynamik, breitere Reifen.

Daher sagt Christian Horner: «Adrian findet das neue Reglement aufregend. In den vergangenen Jahren hat Adrian vielleicht die Hälfte seiner Zeit für die Formel 1 aufgewandt. Wir haben uns personell entsprechend aufgestellt. Aber in das Projekt 2017 ist er von Anfang an sehr eingebunden gewesen.»

Mit Sirenengesängen hatte Ferrari versucht, den genialen Red-Bull-Designer Adrian Newey zu verlocken. Ob dem erfolgreichsten Formel-1-Techniker von Ferrari offeriert worden war, in England bleiben zu dürfen, wissen wir nicht. Denkbar wäre es, denn es gibt Präzedenzfälle. Eine Ferrari-Aussenstelle in Grossbritannien böte auch den Vorteil, auf viele weitere Techniker rückgreifen zu können, die gerne für Ferrari arbeiten möchten, die jedoch (aus familiären oder anderen Gründen) nicht nach Italien ziehen wollen. Ex-Renault-Teamchef Flavio Briatore sagt seit Jahren: «Ferrari braucht endlich eine Aussenstelle in England, um an die besten Techniker heran zu kommen.»

Die Versuche in der Vergangenheit waren nicht immer von Erfolg gekrönt: McLaren-Designer John Barnard erhielt zwei Millionen Dollar Jahresgage (damals wurde kein Techniker besser bezahlt) und führte ab 1987 ein Designbüro in England, das «Ferrari Guildford Technical Office», kurz Ferrari GTO. Dort heckte er unter anderem das erste halbautomatische Getriebe für Ferrari aus, wenn der Fahrer mit einer Wippe hinterm Lenkrad schaltet und nicht mehr mit dem klassischen Schaltknauf.

1972 war Ferrari so tief in eine Krise gerutscht, dass sogar in England ein Chassis in Auftrag gegeben wurde – der Ferrari 312B3. Das fanden viele Italiener nicht akzeptabel. Und damit sind wir beim heutigen Ferrari-Präsidenten Sergio Marchionne. Der Italo-Kanadier im Rahmen der «Detroit Motorshow» fest, und dies nicht nur in Bezug auf die Formel 1: «Ferrari, das ist Italien, und diese Exklusivität wird nicht angetastet. Ein Ferrari muss in Italien gebaut sein, alles andere wäre Gotteslästerung.»

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