Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Martin Brundle: «Sebastian Vettel hat Kopf verloren»

Von Mathias Brunner
​Die Schimpftirade von Sebastian Vettel gibt unter Fans und Fachleuten anhaltend viel zu reden. Sky-Formel-1-Experte Martin Brundle ist der Meinung: «Sebastian Vettel hat einfach den Kopf verloren.»

Beim Automobilweltverband FIA ist Ferrari-Star Sebastian Vettel vom Haken – nach seinen mündlichen und schriftlichen Entschuldigungen sieht FIA-Chef Jean Todt davon ab, Vettel vors Pariser FIA-Tribunal zu zerren. Nicht alle finden das gut. In den sozialen Netzwerken wird weiterhin kontrovers über die Verbalentgleisung von Vettel im Mexiko-GP diskutiert. Und auch darüber, ob es richtig ist, den vierfachen Formel-1-Champion straffrei zu lassen. Das Argument der Kritiker: Hier wurde ein Präzedenzfall geschaffen. Der nächste fehlbare Fahrer wird sagen – wieso bekomme ich eine Strafe, wenn Vettel damals keine erhielt?

Martin Brundle (57), 158facher GP-Teilnehmer und Sportwagenweltmeister 1988, gibt in seiner Kolumne der britischen Sky zu bedenken: «Die Ironie an der ganzen Sache ist für mich Folgende. Vettel wurde der dritte Platz weggenommen für ein Vergehen, das erst durch die Einwände von Vettel und seiner Fahrerkollegen überhaupt strafrelevant geworden ist. Sebastian und die anderen Piloten hatten sich lautstark darüber beschwert, wie Max Verstappen sein Auto in den Bremszonen herumwanden lässt. Nun hat Vettel genau das Gleiche gegen Ricciardo getan. Und wurde als erster Fahrer für so ein Foul bestraft.»

«Dieser Vorfall stellt uns vor ein grosses Rätsel», hält der Le-Mans-Sieger von 1990 weiter fest. «Wir wollen, dass die Fahrer beinhart kämpfen, das ist eine Grundlage für den Sport, um glaubwürdig und aufregend zu sein. Aber wo ziehen wir die Grenze? An welchem Punkt wird der Sport überreglementiert? Ich fürchte: Erlauben wir seitliche Bewegungen in der Bremszone, wenn Autos Seite an Seite liegen, dann unterbindet das echten Rennsport.»

«Rennleiter Charlie Whiting hat mir versichert, die Strafe von Vettel habe nichts mit Sebastians Wutausbruch am Funk zu tun gehabt. Aber ich dachte sofort: Was würde passieren, wenn ein Fussballspieler so gegen den Schiri wettert? Ich bin sicher, er würde eine Disziplinarstrafe erhalten, im wahrscheinlichsten Falle eine Sperre.»

«Wir alle fluchen ab und an, und auf der Strasse ist solche Sprache bedauerlicherweise an der Tagesordnung. Aber hätte ich das Rennen mit kleinen Kindern geschaut, so hätte ich mich geschämt. Da hätte ich von Vettel mehr Grösse erwartet, Wut und Andrenalin hin oder her. Für mich hat er einfach den Kopf verloren.»

«Noch vor wenigen Jahren kam Sebastian frisch wie der junge Frühling ins Fahrerlager, mit seinem Rucksack sah er aus, als ginge er an die Uni. Aber inzwischen ist er ein vierfacher Formel-1-Champion, und als solcher hat er eine gewisse Verantwortung dem Sport gegenüber und muss sich professionell verhalten, ob er das nun mag oder nicht. Seine Wortwahl war nicht akzeptabel.»

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