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Pirelli-Test: Mercedes spottet über Lewis Hamilton

Von Mathias Brunner
​Im Rahmen des Pirelli-Tests von Abu Dhabi: Am meisten zu reden gibt der Testabbruch von Lewis Hamilton. Mercedes-Benz verhöhnt das Aus für den Weltmeister mit einer ironischen Twitter-Nachricht.

Verschwörungstheroretiker haben wieder Hochkonjunktur: Zunächst war davon die Rede, dass Lewis Hamilton – stinksauer über die WM-Niederlage gegen Nico Rosberg – den letzten Pirelli-Test der Saison ganz sausen lasse. Mercedes dementierte sofort. Es ging noch wilder: Der Engländer stehe kurz vor dem Rauswurf, geisterte im Internet herum. Dieses Mal kam keine Stellungnahme von Mercedes.

Verwirrung stiftete auch ein Tweet von Pirelli, was die Aufstellung von Mercedes für den Test anging.

Am Ende nahm eine Twitter-Nachricht von Mercedes die ganzen, teils hanebüchenen Geschichten über Lewis Hamilton ein wenig auf die Schippe: «Lustige olle Welt, wenn sich Leute mehr Sorgen machen um einen Reifentest als um die WM-Entscheidung. Lewis war für diesen Tag eingeplant, Pascal stand als Ersatzmann bereit. Lewis fühlte sich unwohl, also übernahm Pascal. Das ist alles. Pirelli war ein wenig neben den Schuhen gestern.»

Die nicht weniger ironischen Antworten auf die Nachricht von Mercedes liessen nicht lange auf sich warten. Einer meinte: «Vielleicht war Lewis seekrank von seinem gemächlichen Geschaukle im Abu Dhabi-GP.» Ein anderer twitterte: «Vermutlich fuhr Lewis zu langsam, um Pirelli das Sammeln nützlicher Daten zu erlauben.»

Was immer hinter dem Testabbruch steckt: Es hielt den Mailänder Formel-1-Alleinausrüster Pirelli nicht davon ab, weiter Erfahrungen mit den 2017er Reifen zu sammeln.

Insgesamt wurden mit den breiteren Reifen nun 2607 Runden gedreht, elf verschiedene Fahrer sassen seit August an total 24 Testtagen am Lenkrad, auf fünf verschiedenen Pisten (Fiorano, Mugello, Barcelona, Paul Ricard und Abu Dhabi). Die Fahrer waren Sebastian Vettel, Esteban Gutiérrez, Antonio Fuoco und Kimi Räikkönen für Ferrari, Sébastien Buemi, Pierre Gasly, Daniel Ricciardo sowie Max Verstappen für Red Bull Racing sowie Pascal Wehrlein, Nico Rosberg und Lewis Hamilton im Silberpfeil.

Die Optik ist appetitlich: Die neuen Vorderreifen sind mehr als sechs Zentimeter breiter als die bisherigen Slicks, bei den Hinterreifen beträgt der Zuwachs mehr als acht Zentimeter. Das bedeutet, die Reifen der Saison 2017 sind rund 25 Prozent breiter als die bis anhin eingesetzten Walzen. Das gilt für die Slicks, die Intermediates und die Regenreifen gleichermassen – die gewohnten Reifenmischungen werden mit den gleichen Farben wie gewohnt gekennzeichnet. Also violett für die ultraweiche Mischung, rot für die superweiche, gelb für die weiche, weiss für die mittelharte und orange für die harte Mischung, dazu grün für die Intermediate-Reifen für Mischverhältnisse und blau für Regenreifen.

Rennchef Paul Hembery sagte in Abu Dhabi über die Entwicklungsphase: «Die Ziele, welche uns vorgegeben wurden – die Autos sollen gemessen an Barcelona 2015 zwischen vier und fünf Sekunden pro Runde schneller werden. Wir schätzen, dass drei Sekunden oder etwas mehr von den Reifen kommen werden, der Rest durch die Aerodynamik. Das wird allerdings von Piste zu Piste variieren.»

«Dieses Projekt war nicht einfach, weil wir mit vielen Unbekannten beginnen mussten. Wir danken allen Teams für ihre Hilfe in Sachen Daten, wir bedanken uns besonders bei Mercedes, Red Bull Racing und Ferrari, dass sie 2015er Wagen umbauten, um die Abtriebswerte für 2017 zu simulieren und uns rollende Labors zur Verfügung zu stellen. Wir schätzen, dass diese angepassten Autos vielleicht zwanzig Prozent weniger Abtrieb aufbauen als die Renner, welche wir 2017 erleben, aber die Hilfe der Teams war unschätzbar.»

«Die Daten der Rennställe besagen: Mit den 2017er Reifen werden Piloten gewisse Kurven voll fahren können, die bis anhin nicht voll gingen, die Belastung auf die Fahrer werden um rund 1g steigen. Das wird tüchtig auf die Nackenmuskeln gehen. Auf Pisten wie Silverstone wird das sehr spektakulär.»

«Wir haben die Charakteristik der Slick-Reifen geändert. Die neuen Reifen werden ein breiteres Nutzungsfenster bieten, sind also weniger anfällig auf Temperaturwechsel. Wir haben anhand der Daten der Rennställe versucht, Konstruktion und Mischungen der markant erhöhten Belastung anzupassen. Aber auch wir selber können heute noch nicht im Detail sagen, ob wir dabei zu aggressiv oder zu konservativ vorgegangen sind. Das werden wir ab Februar herausfinden. Wir sehen 2017 als Übergangsjahr, denn wir werden dank 25 Testtagen innerhalb der Saison die Reifen weiterentwickeln können. Um dann 2018 einen noch besseren Reifen zu haben.»

In Abu Dhabi wurden zuletzt 331 Runden zurückgelegt, das entspricht 1839 Kilometer (sechs GP-Distanzen).

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