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Christian Klien: «Militär ähnlich wie die Formel 1»

Von Rob La Salle
Christian Klien

Christian Klien

Auf Christian Klien, Österreichs bis dato letzter Formel 1-Pilot, kommt ein abwechslungsreiches Jahr zu. Der 33-Jährige begann Anfang 2017 seinen Militärdienst. Klien erkennt dabei sogar Parallelen zur Formel 1.

Klien, der zwischen 2004 und 2010 insgesamt 49 GP absolvierte und dabei 14 WM-Punkte sammeln konnte, kommt mit seinem Einzug in die Walgau Kaserne in Bludesch einer Verpflichtung nach, die er als international aktiver Formel 1-und Sportwagen-Fahrer aufgrund damaliger Statuten nicht erfüllen konnte.

Klien wechselt nach der Grundausbildung beim Österreichischen Bundesheer in das Heeres-Leistungssport-Zentrum in Dornbirn, mit dem es bereits seit vielen Jahren eine gute Trainings-Zusammenarbeit gibt.

Auf der Rennstrecke wird Christian Klien 2017 die gesamte Saison mit dem Schweizer Emil Frey Racing Team in der Blancpain GT3 Serie im einzigen Jaguar GT Team in Europa im Renneinsatz sein. Darüber hinaus gehört er auch heuer wieder zum Redaktionsteam des ORF Sport und wird als Experten-Kommentator bei rund einem Drittel der Formel 1-Rennen vor Ort und am Mikrofon sein. Sein erster geplanter Einsatz ist der Grand Prix in Bahrein im April.

Christian, viele Fans werden überrascht sein, dass Du den Sturzhelm mit dem Stahlhelm tauschst. Hat es keine Möglichkeit gegeben, dem Militärdienst irgendwie zu entkommen?

Zu meiner Formel 1-Zeit war es leider unmöglich, Präsenzdienst und Karriere zu verbinden. Bei meiner ersten Einberufung zum Grundwehrdienst war ich gerade auf dem Sprung in die Formel 1 mit Jaguar. Ich habe damals umgehend Kontakt mit dem Bundesministerium für Landesverteidigung aufgenommen und versucht, wie andere Spitzensportler in Österreich, meinen Grundwehrdienst in der Heeresportabteilung zu absolvieren. Dies war aber leider auf Grund der damaligen Statuten nicht möglich. Beim Bundesheer war man wirklich kooperativ und wertschätzend. Meine Einberufung wurde aufgeschoben, damit ich im Spitzensport international weiter tätig sein konnte. Nun komme ich meiner Verpflichtung nach, obwohl ich seit 10 Jahren meinen Wohnsitz im Ausland habe.

Vom international beachteten Fahrer in der Topliga zum Befehlsempfänger als Rekrut – das klingt nicht gerade verlockend…

Der Rennsport und das Militär sind gar nicht so unterschiedlich wie man glaubt. Da wie dort geht es um klare Strukturen, eindeutige Kommunikation, gesetzte Ziele und motiviertes Personal. Selbst das frühe Aufstehen gehört zur Formel 1. Und nicht umsonst waren ein paar der frühen Grand Prix-Helden hochdekorierte Soldaten. Und es ist wohl auch kein Zufall, dass einige der besten Coaches und Physios der Spitzenteams früher Elitesoldaten waren. Am Ende geht es immer um Disziplin. Ohne Disziplin gewinnt man kein Rennen.

Trotzdem ist das Abdienen des Militärdienstes nicht alltäglich im modernen Rennsport.

Wir sind in Österreich ja eines der wenigen Länder, das diese Form der Wehrpflicht noch hat. Aber selbst mein Freund Kimi Räikkönen musste in Finnland zum Heer. Hat ihm offensichtlich auch nicht geschadet…

Wie lässt sich dein Rennprogramm und der Militärdienst nun unter einen Hut bringen?

Derzeit bin ich mitten in der Grundausbildung. Im Februar stehen dann die ersten Testfahrten an. Bis dahin wechsle ich für fünf weitere Monate ins das Heeres-Leistungssport-Zentrum in Dornbirn, wo optimale Trainingsbedingungen herrschen. Dort trainieren unter anderem auch Christine Scheyer, die ja gerade die Abfahrt in Zauchensee gewonnen hat und viele andere mehr. Ich bin den Verantwortlichen beim Bundesheer sehr dankbar, dass man hier eine Möglichkeit geschaffen hat, auch als Motorsportler seine Karriere weiter zu verfolgen ohne sich vor seiner Pflicht drücken zu müssen.

Kannst du dem Bundesheer auch ein bisschen was zurückgeben dafür?

Ich kann meinen Kameraden leider keine Tickets für den Österreich Grand Prix organisieren, so gerne ich das auch würde. Aber ich habe von einem meiner Kommandanten vernommen, dass sie mich gerne demnächst einmal als Testpilot für diverse Heeresfahrzeuge einsetzen möchten. Ich hoffe, dass ich dafür ausreichend qualifiziert bin.

Gibt es noch Kontakt zur Formel 1?

Eigentlich laufend. Ich bin auch heuer wieder als Ko-Kommentator bei den ORF-Übertragungen im Einsatz und teile mir diese spannende Aufgabe mit Alexander Wurz. Als ehemaliger Fahrer hat man natürlich einen anderen Blickwinkel, wenn man im Fahrerlager Informationen einholt. 2017 wird wegen der breiteren Reifen und der neuen Aerodynamik körperlich sicher für alle wesentlich anstrengender. Vielleicht müssen die Kollegen dann einmal wieder so hart arbeiten wie wir Mitte der 2000er-Jahre. Egal, wen du fragst, Alonso, Webber, alle bestätigen: da waren sie körperlich alle am Limit. Für mich war das normal. Ich kannte ja nichts Anderes.

Wie viele Rennen werden wir dich im ORF hören und sehen?

Wie immer können sich Pläne kurzfristig ändern. Mit dem Sportchef Hans Peter Trost haben wir einmal sechs bis sieben Rennen anvisiert. Beachtlich finde ich dabei immer, wie groß das Fachwissen und auch die Begeisterung der Fans in Österreich ist. Wir sind nicht nur im Fahrerlager, sondern auch bei den Fans eine Topnation im Grand Prix-Sport.

Und wo greifst Du 2017 selbst ins Lenkrad?

Wir haben jetzt einmal eine komplette Saison in der Blancpain GT3 Serie und Einsätze im Sprint Cup mit dem Jaguar GT von Emil Frey Racing fixiert. Ich kenne das Schweizer Team von meinen Einsätzen im vergangenen Jahr. Eine tolle und ehrgeizige Truppe die Lorenz Frey zusammen mit zum Teil Formel 1-erfahrenen Ingenieuren aufgebaut hat. Die Rennen machen eine Menge Spaß. Da fahren bis zu 60 GT3-Autos bei enormer Leistungsdichte gegeneinander. Wir sind von April bis Oktober auf den klassischen GP Rennstrecken in Europa unterwegs. Der Höhepunkt der Saison wird sicher wieder der GT3 Klassiker in den Belgischen Ardennen, wo wir mit zwei Jaguar Raubkatzen beim 24 Stunden- Rennen von SPA teilnehmen werden. Im März testen wir bereits, um optimal vorbereitet in die Saison zu gehen.

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