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James Key: Sein Toro Rosso ist ein blauer Silberpfeil

Von Mathias Brunner
​Toro-Rosso-Technikchef James Key staunte nicht schlecht, als die ersten Bilder des neuen Mercedes veröffentlicht wurden: «Ich dachte – unfassbar, die sind die den gleichen Lösungen gekommen wie wir!»

Der neue Toro Rosso STR12 ist da. Einhellige Meinung in der Boxengasse des Circuit de Barcelona-Catalunya – ein bildschönes Auto, angefangen von der blau-silbernen Lackierung mit dynamisch-roten Zwischentönen bis hin zur gefälligen Form. Und wie schön: Endlich mal keine Knubbelnase!

Toro-Rosso-Technikchef James Key schmunzelt auf die Frage, ob sein Auto alle Designziele erreicht habe: «Die Sache mit Zielen in der Formel 1 ist die – sie verschieben sich die ganze Zeit. Alles ist relativ. Wir kennen unsere Zahlen. Aber wir haben noch keinen Schimmer, wo uns das gemessen an den Gegnern hinbringt. Ich bin mit der Arbeit bisher zufrieden.»

Verblüffend: Der Toro Rosso wirkt auf den ersten Blick wie ein blausilberner Silberpfeil – die elegante Nase, die Vorderradaufhängung, die Seitenkästen, die Lufteinlässe der Airbox.

James Key beginnt zu lachen: «Das ist wirklich einer Zufall. Ich sah die Bilder des Mercedes und dachte – hm, schau an, die haben unsere Vorderradaufhängung! Die meisten werden sicher schreiben, wir hätten Mercedes kopiert, aber es ist purer Zufall. Die Nase ist wirklich sehr ähnlich, die Vorderseite der Seitenkästen ebenfalls, selbst die Karosserieform der Seitenkästen. Es gab aber keine Personalwechsel von der einen Seite zur anderen. Wir haben schlicht beim Design einen vergleichbaren Weg eingeschlagen. (Beginnt erneut zu lachen.) Jetzt kann ich nur hoffen, dass wir auch einen vergleichbar kraftvollen Motor haben! Auf der einen Seite sind wir happy, weil unser Weg offenbar nicht der Falscheste zu sein scheint. Auf der anderen Seite war ich leise enttäuscht, weil wir mit gewissen Lösungen eben nicht die Einzigen sind.»

Was war die grösste Herausforderung bei den neuen Autos der 2017er Generation? James Key: «Ich sehe da zwei Herausforderungen. Zunächst musstest du als Designer verstehen lernen, was die breiteren Reifen machen werden – einerseits, was die Kinematik der Aufhängung angeht, andererseits, was die Strömung um den Wagen herum betrifft. Da sind alle im gleichen Boot, selbst wenn drei Rennställe für Pirelli gestestet haben. Das Verhalten der Reifen ist ganz elementar für die Funktion des Renners. Die zweite Herausforderung war die Aerodynamik. Die neuen Regeln erlauben dir erhebliche Freiheiten. In manchen Bereichen haben wir bei null angefangen.»

«Ich würde so weit gehen und behaupten – in meinen zwanzig Jahren Formel 1 ist das die grösste Umstellung gewesen, die ich erlebt habe. Nicht nur, dass die Aerodynamik komplett neu ist, mit einem breiteren Auto, mit anders geformeten Flügeln, einem anderen Boden. Wir haben auch wie erwähnt breitere Reifen, wir haben längere Autos, unsere Lernkurve ist steil.»

«Es ist schön, wieder mehr Freiheiten zu haben. So frisch entwerfen konnten wir in den letzten zehn Jahren nie. Ich finde das für die Designer fabelhaft.»

Auch James Key ist gespannt, wie das mit den verschiedenen Autos weitergeht: «Derzeit entdecken wir teilweise recht unterschiedliche Ansätze. Die Frage ist, ob sich das mit der Zeit nicht aneinander angleichen wird. Die Ein-Million-Dollar-Frage: Was ist 2017 ein gutes Auto? Wie muss die Aerodynamik sein? Wie die Mechanik? Jeder arbeitet nach bestem Wissen und Gewissen, aber zu einem bestimmten Teil tappst du noch immer im Dunkeln. Gewisse Lösungen musst du auch vor dem Hintergrund wählen, wie viel Entwicklungspotenzial ein gewisser Weg bietet. Angesichts der hochgestochenen Technik im Windkanal und bei Flussdynamikberechnungen kann ich mir aber schwerlich vorstellen, dass ein Team sein Auto durch und durch verpatzt. Ich persönlich finde es toll, wenn wir in der Formel 1 auch mal wieder verschiedene Lösungen entdecken.»

Auf die Frage, wie viele Teile vom letztjährigen Auto übernommen wurden, meint James Key: «Keines.»

Toro Rosso fährt 2017 wieder mit Renault-Power. James Key dazu: «Wir brauchten Stabilität beim Motorpartner und ein konkurrenzfähiges Aggregat. In den letzten Jahren hatten wir, aus unterschiedlichen Gründen, nicht die kraftvollsten Motoren. Das hat sich auf unsere WM-Darbietung ausgewirkt. Es war auch frustrierend, denn ich weiss, welch gute Arbeit unsere Aero-Abteilung geliefert hat.»

James Key ist davon überzeugt: «Wir stehen am Anfang eines gewaltigen Wettlaufs der verschiedenen Rennställe. Unsere Liste ist ein wenig länger als üblich, einfach deshalb, weil es so viele neue Bereiche gibt, in welchen du dich entfalten kannst. Das wird ein anstrengendes Jahr für alle. Aber heute Abend freue ich mich nur auf eines – dass wir morgen endlich auf die Bahn gehen können.»

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