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Haas-Ferrari VF-17 für Grosjean–Magnussen: Hohes Ziel

Von Mathias Brunner
​Der US-amerikanische Formel-1-Rennstall des Unternehmers Gene Haas zeigt die ersten offiziellen Bilder. Der Teambesitzer hat grosse Pläne: «Wir wollen im Feld idealweise zwei Ränge hochrücken.»

Die Enthüllung des Haas VF-17 fand auf ungewöhnliche Art und Weise statt: Die ersten Fahrbilder des neuen Rennwagens von Romain Grosjean und Kevin Magnussen irrlichterten durchs Internet, noch bevor die Studiofotos veröffentlich wurden. Grund: Haas bestritt am Samstag in Barcelona den so genannten Filmtag. Übrigens zusammen mit Renault, deren Plan durchkreuzt worden waren, am Freitag alleine den ganzen Tag lang zu fahren. Denn es regnete.

Beim VF-17 fällt der geänderte Grauton der Lackierung auf. Die grosse Haiflosse der Motorabdeckung hat ein gefälliges Design erhalten. Haas geht den Trend ausgeklügelter Luftleiter unter der Fahrzeugnase mit, die ein Stubsende aufweist. Der Lufteinlass der Motorhaube ist gemessen an Rennwagen mit Mercedes-Motoren verhältnismässig klein.

Die Kühlung der Antriebseinheit ist bei allen Motorherstellern ein elementares Thema. Ein moderner Formel-1-Turbomotor samt Energierückgewinnung hat einen um rund 20 Prozent höheren Kühlbedarf als einer der früher verwendeten Saugmotoren. Am Ladeluftkühler kommt keiner vorbei: Kühlere, also dichtere Luft enthält mehr Sauerstoff, damit lässt sich mehr Leistung erzeugen.

Die Zwischenkühlerlösung Wasser/Luft, wenn also die Luftröhren des Kühlers von Wasserjacken umschlossen sind, erlaubt mehr Kompaktheit als reine Luftkühlung, kleinere Seitenkästen und damit eine bessere Aerodynamik. Nachteil: ein komplexes Wasserleitungssystem bedeutet mehr Gewicht.

Generell ist bei den 2017er Rennern ein Trend zu kleineren Lufteinlässen zu sehen, vor allem bei den Seitenkästen: Durch die grösseren Räder und das generell breitere Auto stellt sich der Wagen vehementer in den Fahrtwind, die Aerodynamiker suchen nach Mitteln und Wegen, die Renner windschlüpfiger zu machen.

Zudem sollen Flügel und Boden ideal angeströmt werden. Nur deshalb haben wir die Haiflossen – sie garantieren bei Kurvenfahrt einen gleichmässigeren Luftstrom zum Heckflügel. Force-India-Technikchef Andy Green: «Ich finde die Lösung auch nicht hübsch. Aber wenn ich weiss, dass sie unser Auto schneller macht, dann ist klar, dass wir sie verwenden.»

Haas-Teamchef Günther Steiner: «Das Ziel für uns ist das Gleiche wie vor einem Jahr. Wir wollen in den ersten Rennen Punkte machen. Dann müssen wir eine schärfere Gangart anschlagen, was die Entwicklung angeht. Am meisten Erfolg werden jene Rennställe haben, die in kürzester Zeit die effizientesten Verbesserungen am Wagen haben.»

Der Südtiroler meint: «Ich glaube, nur der Pedalbereich ist noch gleich, gemessen am 2016er Renner. Ich finde, der Neue sieht aggressiver aus. Wir konnten auch mehr mit Ballast arbeiten, um den Schwerpunkt zu senken.»

Die Tatsache, dass Haas nun ein Jahr Grand-Prix-Erfahrung besitzt, ist gemäss Günther Steiner nicht so wichtig: «Klar war das gut für die ganzen Abläufe. Aber das hier ist eine ganz andere Modellgeneration, zudem lernen wir alle die breiteren Pirelli-Reifen kennen. Immerhin beginnen alle am gleichen Punkt.»

«Beim ersten Test in Barcelona geht es zunächst darum sicherzustellen, dass alles wie geplant funktioniert. Beim zweiten gilt es dann, mehr und mehr Leistung aus dem Wagen zu kitzeln. Alles am 2017er Auto ist neu. Daher ist es elementar, das Fahrzeug so schnell als möglich standfest zu machen. Dieser Test bildet die Basis für den Rest des Jahres.»

«Wir wollen so viel als möglich zum Fahren kommen. Nur so kannst du einen neuen Rennwagen kennenlernen. Wir möchten Vorkommnisse wie beim zweiten Barcelona-Test 2016 vermeiden. Damals hatten wir grosse mechanische Probleme. Wir hoffen, dieses Mal läuft es besser.»

Zum Testauftakt lässt das jüngste GP-Team im Feld Neuzugang Kevin Magnussen auf die Piste. Der Däne bleibt auch am zweiten Tag am Steuer, bevor Routinier Romain Grosjean am dritten Tag übernimmt. In der zweiten Testwoche wechseln sich die beiden Haas-F1-Piloten ab, wobei der 24-jährige Team-Neuling erneut als Erster auf die Strecke darf.

Darüber hinaus wird Grosjean am vierten Testtag die Probefahrten mit den neuen Mischungen für die nasse Piste bestreiten. «Das hilft vor allem dem Reifenhersteller, das Reifenverhalten im Nassen zu begreifen», räumt Teamchef Günther Steiner ein.

Der Genfer Romain Grosjean sagt über den Dänen Kevin Magnussen: «Die Testfahrten sind elementar, um die Richtung für die Saison vorzugeben, und ein Stallgefährte mit mehr Erfahrung wie Kevin hilft da eine Menge. Sein Wissen von der Arbeit bei McLaren und Renault werden eine grosse Hilfe sein.»

Wieso eigentlich VF-17, wird sich der eine oder andere SPEEDWEEK.com-Leser fragen. Ganz einfach: Der erste Formel-1-Rennwagen aus dem Stall des US-Amerikaners Gene Haas erhielt im vergangenen Jahr den Namen VF-16 – als Anlehnung an eine Reihe von Haas-Werkzeugmaschinen, welche mit der legendären VF-1 begann. Intern wurde der Haas-Renner vom Personal auch augenzwingernd «VF-1, the very first one» (der Allererste) gerufen. VF-17 für 2017 lag auf der Hand.

Haas begann die erste GP-Saison 2016 mit einem Paukenschlag: Romain Grosjean Sechster in Australien, dann sogar Fünfter in Bahrain, mit Rang 8 in Russland hatten die Neuling drei Mal in den ersten vier WM-Läufen gepunktet. Dann wurde es ein wenig schwieriger, weil die Gegner die Kinderkrankheiten ihrer Renner kuriert hatten. Aber schämen brauchte sich bei Haas keiner: WM-Schlussrang 8 war höchst respektabel. Teambesitzer Gene Haas: «Unser Ziel besteht darin, um einen Platz, idealerweise um zwei Ränge hochzurücken.»

Und so wird ab Montag, 27. Februar auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya gefahren.

Mercedes: Valtteri Bottas und Lewis Hamilton
(Mercedes teilt alle Tage auf, um die Fahrer nicht zu sehr zu belasten.)
Red Bull Racing: Daniel Ricciardo
Ferrari: Sebastian Vettel
Force India: Sergio Pérez
Williams: Felipe Massa
McLaren-Honda: Fernando Alonso
Toro Rosso: Carlos Sainz
Haas: Kevin Magnussen
Renault: Nico Hülkenberg
Sauber: Marcus Ericsson

Die wichtigsten Termine 2017

Präsentation oder Roll-Out
26. Februar: Red Bull Racing im Internet
26. Februar: Toro Rosso in Barcelona
26. Februar: Haas im Internet

Wintertests
27. Februar bis 2. März: Barcelona
7. bis 10. März: Barcelona

Tests innerhalb und nach der Saison
18./19. April: Bahrain
1./2. August: Budapest
28./29. November: Abu Dhabi

Formel-1-WM 2017
26. März: Australien (Melbourne)
9. April: China (Shanghai)
16. April: Bahrain (Sakhir)
30. April: Russland (Sotschi)
14. Mai: Spanien (Barcelona)
28. Mai: Monaco (Monte Carlo)
11. Juni: Kanada (Montreal)
25. Juni: Aserbaidschan (Baku)
9. Juli: Österreich (Spielberg)
16. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
30. Juli: Ungarn (Budapest)
27. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
3. September: Italien (Monza)
17. September: Singapur
1. Oktober: Malaysia (Sepang)
8. Oktober: Japan (Suzuka)
22. Oktober: USA (Austin)
29. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
12. November: Brasilien (São Paulo) *
26. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

* Finanzierung nicht gesichert, daher provisorisch

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