Ex-Ferrari-Chef Stefano Domenicali: Pilot zählt mehr
Lamborghini-CEO Stefan Domenicali
Immer wieder wird Stefano Domenicali (51) auf Formel-1-Pläne angesprochen. Der Lamborghini-CEO schaltet dann jeweils auf Stehsatz um: «Ich muss in solchen Situationen betonen, dass wir derzeit eben andere Schwerpunkte setzen.»
Die Formel 1 ohne Domenicali, das geht, aber Domenicali ohne Formel 1, das geht gar nicht. Natürlich hat der Italiener den Grand-Prix-Sport nie aus den Augen gelassen. Im Rahmen des Genfer Autosalons sagt er bei Gazzetta TV: «Das ist ein ganz neues Jahr, angefangen mit Formel-1-Grossaktionär Liberty Media, die mit dem Sport grosse Pläne haben. Sie müssen sich nun in Ruhe überlegen, wie das künftige Produkt Formel 1 aussehen muss. Für mich ganz elementar ist dabei die Frage: Wie kann die Formel 1 die jungen Menschen wieder faszinieren?»
«Gleichzeitig erkenne ist einen markanten Neustart in Sachen Technik. Es gilt, in den Menschen wieder den Wunsch zu schüren, Grands Prix schauen zu wollen. Von dem, was ich bislang aus Spanien von den Tests gesehen habe, kann ich mir vorstellen – die Saison 2017 wird einen anderen Verlauf nehmen als die drei Jahre zuvor.»
«Entscheidend sind für mich dabei zwei Faktoren. Erstens: Wer schafft es im Rahmen dieses neuen Reglements, die Autos am besten zu entwickeln? Hier erkenne ich die Gefahr, dass wir bei diesem Entwicklungswettlauf zwei Meisterschaften haben werden, eine für die drei Top-Teams und eine für alle anderen.»
«Der zweite Faktor: Ich bin selber darauf gespannt, wie sich die neue, schnellere Formel 1 auf die Leistungen der Fahrer auswirken wird. Klar ist das Auto noch immer wichtig, aber ich glaube, dass der Pilot wieder mehr zählt als früher.»
Seinen früheren Weggefährten von Ferrari sagt Domenicali: «Teamchef Maurizio Arrivabene, Technikchef Mattia Binotto und die ganze Truppe haben eine überaus intensive Arbeit hinter sich, und ich wünsche ihnen von Herzen, dass diese Arbeit von Erfolg gekrönt wird.»
Lamborghini und die Formel 1
Stefano Domenicali zum Rennsport im Hause Lamborghini: «Der Motorsport bleibt fester Bestandteil der DNA von Lamborghini. Die Formel 1 ist dabei ein Traum, aber es wird beim Traum bleiben, denn wir müssen die Füsse auf dem Boden behalten. Wir wollen unseren Marktanteil ausbauen, dann kommt 2018 unser SUV-Modell Urus, das wird eine ganz neue Dimension bei Lamborghini. Wir haben einfach andere Prioritäten als die Formel 1.»
Zwischen 1987 und 1993 war Lamborghini als Konkurrent von Ferrari in der Formel 1 vertreten. Der Einsatz wurde durchgeführt von «Lamborghini Engineering», einer Tochterfirma in Modena, die (ausgerechnet!) vom ehemaligen Ferrari-Technikchef Mauro Forghieri geleitet wurde. Lamborghini Engineering war im Wesentlichen als Motorenlieferant für andere Teams tätig; dazu setzten die Italiener in der Saison 1991 ein eigenes Chassis ein, das unter dem Namen «Modena Team» zur Formel-1-Weltmeisterschaft gemeldet wurde und punktelos blieb. Weitere Kundenteams waren BMS Scuderia Italia, Larrousse, Ligier, Lotus und Minardi.
Im Spätsommer 1993 testete McLaren einen V12-Motor von Lamborghini in einem modifizierten MP4/8B – mit dem Etikett Chrysler. Ayrton Senna und Mika Häkkinen lobten Power und Durchzugsvermögen, aber Teamchef Ron Dennis hatte für 1994 die Weichen schon Richtung Peugeot gestellt (was ein Schlag ins Wasser wurde, aber das ist wieder eine andere Story).
Damit verschwand Lamborghini sang- und klanglos aus der Formel 1.