Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Kopfschutz Halo: Wird die Arbeit der FIA verkannt?

Von Mathias Brunner
​Die Fans sind genervt, wie der Autoverband FIA 2018 den Kopfschutz «Halo» einführt. Doch der frühere stellvertrende Rennleiter Herbie Blash sagt: «Einige Leute verkennen, wie hart die FIA für die Sicherheit arbeitet.»

Die meisten Formel-1-Anhänger wollen keinen Kopfschutz im GP-Sport wie den «Halo» (Heiligenschein). 80 Prozent der Fans sind genervt, wie der Autoverband diese Vorrichtung gegen den Willen von Fahrern und Teams einführt, ganz zu schweigen vom Widerstand jener, ohne die es keine Formel 1 gäbe – die Formel-1-Zuschauer. Der frühere stellvertretende Formel-1-Rennleiter Herbie Blash hat die teilweise hitzig geführte Diskussion um den Halo mitverfolgt. Der heute 68-Jährige hat jahrelang an der Seite von Charlie Whiting für mehr Sicherheit im GP-Sport gekämpft, Ende 2016 hat Blash dem jüngeren Franzosen Laurent Mekies Platz gemacht.

Herbie Blash kann nicht nachvollziehen, dass es so viel Kritik für den Autoverband gibt. Der Brite gegenüber crash.net: «Vielleicht verkennen einige Leute ein wenig, wie hart die FIA für die Sicherheit arbeitet. Vieles geht auf die Arbeit jener Forschungsgruppe zurück, die nach dem schlimmen Wochenende mit den tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger gegründet worden war. Ich war Teil dieser Gruppe, und ich konnte jahrelang mitverfolgen, wie intensiv die FIA sich mit Sicherheitsbelangen befasst, die alle möglichen Bereiche erfassen – Autos, Strecken, Randsteine, Auslaufzonen, vor allem aber die Rennwagen, die von Jahr zu Jahr mit weiteren Optimierungen sicherer gemacht worden sind. Die FIA reagiert auch immer wieder auf aktuelle Vorkommnisse. Der üble Unfall von Billy Moger in Donington Park ist ein gutes Beispiel.»

Im April prallte Monger mit seinem Formel-4-Renner ins Heck eines gestrandeten Rivalen, der Aufprall war so heftig, dass dem jungen Engländer danach beide Unterschenkel amputiert werden mussten.
Herbie Blash weiter: «Wir haben aufgrund dieses Unfalls vor dem Monaco-GP von den Formel-1-Rennställen verlangt, dass sie den Anlenkpunkt des Wagenhebers verändern.»

Laurent Mekies hatte allen Formel-1-Teams einen Brief geschrieben und sie gebeten, die Anlenkpunkte des hinteren Wagenhebers zu überarbeiten. Die FIA-Spezialisten sind der Ansicht, dieser Anlenkpunkt an jenem Formel-4-Auto, auf das Monger damals geprallt ist, hat möglicherweise einen Teil der schweren Beinverletzungen verursacht. Mekies schrieb: «Wenn wir Stärke, Form und Position des Wagenheber-Ansetzpunkts bedenken, dann müssen wir davon ausgehen – bei einem Auffahrunfall ist dies der erste Teil, der in Kontakt mit dem anderen Fahrzeug kommt. Der Anlenkpunkt kann die Aufprallstruktur des Hintermannes beeinträchtigen.»

Seit Monaco darf in der Formel 1der Anlenkpunkt nicht weiter als 45 mm aus der hinteren Crash-Struktur herausragen. Verboten ist, was die FIA als aggressives Design bezeichnet. Nicht alle Rennställe mussten reagieren, Haas-Teamchef Günther Steiner jedoch gibt zu, dass vor Monaco an seinem Renner umgebaut werden musste. Der Südtiroler sagt: «Das ist eine Änderung zu einem guten Zweck, es war nicht allzu aufwändig. Alle Teams sind natürlich für diese Änderung gewesen. Wann immer wir etwas aus einem Unfall lernen können, dann sollten wir das auch tun.»

Herbie Blash: «Das ist nur ein Beispiel dafür, wie gründlich die FIA über Sicherheit nachdenkt.»

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