Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

McLaren mit Sonnenstich: Eine GP-Strecke in Woking

Von Mathias Brunner
​Wird es dem Briten zu heiss, dann kommt er auf die kuriosesten Ideen. Wie etwa in einem schottischen See nach einem Ungeheuer zu forschen. Oder Woking zu einer Grand-Prix-Destination zu machen.

Huch – findet der 1. April in diesem Jahr am 15. August statt? Niemand kann McLaren jedenfalls mangelnde Kreativität vorwerfen. In einer Phase, in welcher die meisten Formel-1-Fachkräfte mit ihren Liebsten die Ferien geniessen, haben sich Geschäftsleiter Jonathan Neale und Direktor Zak Brown so als Zeitvertreib etwas ganz Besonderes einfallen lassen und stellen die provokante Frage in den Raum: Wird Woking die nächste britische Grand-Prix-Destination?

McLaren nennt die Bahn «Woking International Circuit» und gibt zu: Die Lokalregierung weiss noch nichts von seinem Glück. McLaren kommentiert das augenzwinkernd so: «Wir fürchten uns ein wenig vor der Reaktion des Gemeinderats von Woking, wenn wir ihnen eröffnen, dass einige Strassen und Sehenswürdigkeiten umplatziert werden müssen.»

McLaren-Geschäftsleiter Jonathan Neale über den (nicht unbedingt) geplanten Kurs: «Wieso eigentlich nicht? Wieso bringen wir die Formel 1 nicht in die Strassen von Woking? Wir sehen keinerlei richtige Hürden. Hm, vielleicht mit Ausnahme von unfassbar grossem finanziellen und personellem Engagement für die Infrastruktur, abgesehen vom Neuformen von Strassen, dem Bau von Kilometern von Leitschienen, Tribünen für viele tausend Menschen, der Antrittsgebühr für die FOM und der Erlaubnis der FIA. Das wäre dann aber auch schon alles. In einer Ära, die von Bürokratie und Engstirnigkeit geprägt ist, wäre das doch erfrischend.»

Die Idee für einen Kurs mitten in Woking entstand, als Mika Häkkinen seinen Weltmeister-McLaren 1998 durch die Strassen der englischen Stadt bewegte. McLaren-Direktor Zak Brown: «Mika war der erste Racer in Woking, wobei er eine Riesenleistung vollbrachte. Denn er war es schlicht nicht gewöhnt, einen Formel-1-Renner langsam zu fahren. Aus dieser Demofahrt ist die Idee entstanden: Was wäre, würden wir in Woking eine Formel-1-Bahn bauen?»

McLaren hat sich Einiges einfallen lassen: Das Fahrerlager befände sich auf schwimmenden Pontons, die am Woking-Basingstoke-Kanal vertäut sind. Ein Medienzentrum gibt es nicht. Die Journalisten werden ermuntert, die lokalen Cafés und Restaurants zu nutzen. Immerhin gibt es dort überall kostenloses WiFi. Die Fahrzeuge für die Rahmenrennen stünden im Victoria-Way-Parkhaus, ein Knicks vor der Unterbringung in Monte Carlo und Singapur.

Aufmerksame Beobachter erkennen: Die Strecke führt an zwei früheren McLaren-Fabriken vorbei, an der Boundary Road und am Albert Drive. Zak Brown: «Ohne es zu wissen, haben wir unserer Mitarbeiter diese Strecke hundertfach befahren. Das gibt uns einen entscheidenden Heimvorteil. Sie kennen jeden Buckel hier. Und jeden Take-Away. Solche Vorteile kannst du dir mit keinem noch so tollen Budget erkaufen.»

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