Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Flavio Briatore: «Das mit Schumacher war falsch»

Von Mathias Brunner
​​Der frühere Renault-Teamchef Flavio Briatore schimpft: «Die neue Formel 1 ist für Funktionäre und Techniker, nicht für Gladiatoren hinterm Lenkrad. Gekämpft wird um die Regeln statt auf der Strecke.»

Flavio Briatore (67) hat in der Formel 1 Michael Schumacher bei Benetton und Fernando Alonso bei Renault zu je zwei WM-Titeln geführt. Mit dem Deutschen wurde er 1994 und 1995 Weltmeister, mit dem Spanier 2005 und 2006. Seit der Italiener Renault wegen der Singapur-Affäre verlassen musste (Befehl an Nelson Piquet, absichtlich in die Mauer zu fahren, um eine Safety-Car-Phase auszulösen und so Alonso in Führung zu bringen), seither ist der 67-Jährige dem Sport als scharfzüngiger Beobachter verbunden geblieben.

Im Oktober machte der Spitzenmanager klar, was er von Kimi Räikkönen hält: «Ich hätte für 2018 gewiss nicht beiden Ferrari-Piloten einen neuen Vertrag gegeben. Mit Räikkönen wird es sehr schwierig, den Markentitel einzufahren. Um das zu schaffen, musst zu zwei Siegfahrer haben. Vettel geht in Ordnung, aber Räikkönen hätte ich nicht weiter beschäftigt.»

Dafür lobte er im November den jungen Max Verstappen: «Ich wünschte, wir hätten zwölf Fahrer von seinem Kaliber im Startfeld.»

Nun hat sich Briatore via Facebook den Fragen seiner Fans gestellt. Dabei sagt er über den gegenwärtige Grand-Prix-Sport: «Die heutige Formel 1 ist ein Sport, in welcher die Hersteller die Chefs spielen. Die Teams mit Persönlichkeit sind alle verschwunden. Die gegenwärtige Formel 1 ist eine Meisterschaft der Funktionäre und der Techniker, nicht der Gladiatoren hinter dem Lenkrad. Gekämpft wird um das Reglement statt auf der Rennstrecke. Das alles kann einem nun gefallen oder nicht, aber Fakt ist – das ist eine andere Formel 1 als früher.»

Ein Italiener will wissen, wie man einen Erfolgsweg wie Briatore machen könne. Flavio: «Indem man nicht auf die Nase fällt! Nein, ernsthaft – ja, ich habe hart gearbeitet und hatte gewisse Erfolge, aber ich halte mich jetzt wirklich nicht für etwas Aussergewöhnliches. Was vielleicht ein Unterschied zu anderen Managern ist: Unsere Ergebnisse waren jeden zweiten Sonntag sichtbar. Du führst einen Formel-1-Rennstall zwar wie eine Firma, aber ob du das gut machst, verfolgen Millionen von Fans alle zwei Wochen mit. In einer normalen Firma musst du den Aktionären ein oder zwei Mal pro Jahr die Zahlen vorlegen.»

Dann watscht Briatore den Automobil-Weltverband FIA ab: «Wir sind mehrfach Weltmeister geworden, obschon der Autoverband alles getan hat, um das zu verhindern. Uns wurde nicht die gleiche Glaubwürdigkeit zugestanden wie den Alteingesessenen, wie Ferrari, McLaren, Brabham, Tyrrell. Besonders im ersten WM-Jahr 1994 wurde wirklich alles unternommen, dass wir den Titel verlieren. So wurde Michael Schumacher ein paar Mal disqualifiziert, was falsch war. Dennoch haben wir den Titel erobert. Und den im Jahr darauf obendrein.»

«Die Formel 1 hatte einen anderen Stellenwert. Ich gebe ein Beispiel – damals schickte die Gazzetta dello Sport acht oder neun Journalisten zu den Rennen, in der Zeitung konntest du fünf Seiten über den Grand-Prix-Sport lesen. Heute sind noch ein oder zwei Berichterstatter vor Ort (in Wahrheit sind es drei bis vier, die Red.), und als Fan findest du nur noch eine Seite und basta. Ich fand, der Enthusiasmus für den Sport war damals ein ganz anderer.»

Allerdings ist nicht alles schlecht in der Formel 1. Flavio Briatore: «Alfa Romeo bei Sauber, das ist eine feine Sache. Eine solche Marke wieder in den Sport zu bringen, das ist ein positives Signal für die ganze Formel 1.»

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