Ross Brawn: «Aussehen der F1-Autos ist sehr wichtig»

Für die umfassenden Regeländerungen, die 2017 eine neue Formel-1-Fahrzeuggeneration hervorgebracht haben, ernteten die Entscheidungsträger der Königsklasse viel Lob – und zwar von den Fans, Experten, Journalisten und auch von den Fahrern selbst. Doch auch wenn sich der Sport damit in die richtige Richtung bewegt hat, gibt es immer noch einiges, das die Gemüter der meisten Fans in Rage bring.

Kommt die Sprache etwa auf die 1,6l-V6-Turbo-Hybride, die aktuell im GP-Zirkus eingesetzt werden, dann gehen die Schimpftiraden los. Nicht nur, weil die Geräuschkulisse der komplexen Antriebseinheiten im Vergleich zum schrillen V8-Sauger-Sound der Vorgänger – sagen wir mal – bescheiden ausfällt. Auch die fehlende Standfestigkeit, die im vergangenen Jahr zu einer Startplatzstrafenflut geführt hat, ist vielen ein Dorn im Auge.

Das weiss auch Formel-1-Technikchef Ross Brawn, der sich intensiv mit der technischen und sportlichen Entwicklung der Königsklasse auseinandersetzt. Im Interview mit dem früheren GP-Star und heutigen Sky Sports F1-Experten Martin Brundle beteuert er: «Wir betreiben sehr viel Aufwand, um die Meinung der Fans zu untersuchen und das Ganze zu analysieren.»

Der Brite verrät auch: «Wir analysieren die Anliegen der Fans in einem noch nie dagewesenen Ausmass. Wir reden mit den GP-Besuchern an der Rennstrecke und führen auch abseits davon Umfragen durch. Und überraschenderweise verstehen sie, warum es diese Strafen gibt. Gleichzeitig hassen sie sie aber auch alle.»

Deshalb fordert Brawn: «Mit dem neuen Motor müssen wir es schaffen, dass diese Strafen nicht mehr überborden. Wir werden sie wohl nie ganz loswerden, aber wir müssen sie eindämmen, denn derzeit haben wir in der Formel 1eine verrückte Situation mit hunderten von Startplatz-Strafen.» Und er verspricht: «Dieses Anliegen geniesst deshalb eine sehr hohe Priorität bei der Diskussion um die neuen Motoren.»

Auch wenn es um das Aussehen der Autos geht, will Brawn die Anliegen der Fans in den Vordergrund stellen: «Ich denke, die Formel-1-Autos, in denen die neuen Motoren zum Einsatz kommen, werden sensationell aussehen. Wir präsentieren den Teams derzeit einige Ideen, die ich noch nicht verraten darf. Aber sobald wir diese Phase durch haben, würde ich das gerne mit der Öffentlichkeit teilen, denn ich denke, wir können einige spektakuläre Autos konstruieren.»

Dass viele Fans diese Bemühungen angesichts der Einführung des umstrittenen Kopfschutzes Halo belächeln, kann der 63-Jährige verstehen. Aber auch in diesem Punkt beschwichtigt er die Fans: «Wir haben bei der Integration des Halo beispielsweise grossartige Arbeit geleistet. Derzeit sieht der Kopfschutz aus, als wäre er einfach aufs Auto gesetzt worden, was ja im Grunde genommen auch der Fall war. Aber wir haben einige Designer, die sich schon eine ganze Weile mit der Ästhetik der Fahrzeuge befassen.»

«Das Aussehen der Autos ist unglaublich wichtig. Wenn man mit den Fans spricht, dann wird das sofort klar», betont Brawn, und stellt noch einmal klar: «Die Autos müssen grossartig aussehen. Das ist ein sehr, sehr wichtiger Punkt für uns und deshalb denke ich, dass die Formel-1-Renner in Zukunft grossartig aussehen werden.»