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Formel 1 ab 2021 ohne Ferrari: Was Mercedes dazu sagt

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton mit Dieter Zetsche

Lewis Hamilton mit Dieter Zetsche

​Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hat wiederholt damit gedroht, dass der berühmteste GP-Rennstall der Welt die Formel-1-Bühne verlassen könnte. Was Mercedes-Chef Dieter Zetsche dazu sagt.

Fiat/Chrysler-Konzernchef und Ferrari-Präsident Sergio Marchionne kommt uns hin und wieder vor wie der kleine Junge, der ständig «Feuer!» schrie und zunächst alle in Angst und Schrecken versetzte. Denn die meisten Formel-1-Insider halten die Drohung für eine leere Gebärde, dass Ferrari den GP-Sport tatsächlich verlassen könnte.

Zur Erinnerung – Marchionne hatte gesagt: «Wir sind in Sachen strategischer Ausrichtung nicht auf einer Linie, und wenn sich der Sport ab 2021 in eine andere Richtung bewegt, dann wird das seitens Ferrari zu gewissen Entscheidungen zwingen. Wenn aus dem Sport eine Art Supermarkt werden sollte, dann interessiert mich das nicht die Bohne.»

«Die Formel 1 gehört fest zur Geschichte von Ferrari. Und ich werde alles tun, um die Position von Ferrari im Sport zu schützen und zu wahren. Aber wir bleiben nicht um jeden Preis und auch nicht aus rein geschäftlichen Gründen. Die Formel 1 hat etwas Edles, etwas Nobles, das ist kein Sport wie jeder andere, wir wollen das bewahren helfen, und es sollte hier nicht nur rein ums Geschäft gehen.»

«Wenn wir den Eindruck erhalten, die Rahmenbedingungen seien der Marke Ferrari nicht förderlich, wenn die einzigartige Stellung von Ferrari nicht gestärkt wird, dann wird Ferrari da nicht mitmachen. Das wäre für unsere Gewinn- und Verlustrechnung hervorragend. Wir würden hier feiern bis in die Puppen.»

Und was käme nach dem Ausstieg Ende 2020, wenn der derzeit gültige Vertrag ausläuft? Der 65jährige Italo-Kanadier Marchionne setzte noch einen drauf: «Dann würde ich nach einer Alternativ-Strategie suchen und die Formel 1 ersetzen. Durch eine vernünftigere Lösung. Wenn die glauben, dass wir nur bluffen, dann spielen sie mit dem Feuer. Im neuen Vertrag mit Liberty Media gibt es die Möglichkeit, sich aus dem Abkommen rauszuwinden. Und Ferrari ist kraftvoll genug, um andere mitzuziehen und eine alternative Meisterschaft zu gründen!»

Was sagt der grösste Gegner von Ferrari zu all dem Gepolter?

Dieter Zetsche, seit 2006 Vorstands-Chef von Daimler, bezeichnet Marchionne und sich selber in einem Gespräch mit den Kollegen von Autocar so: «Wir sind guter Cop und böser Cop. Wir versuchen alles, um uns auf der Rennstrecke zu bezwingen und auch nur den kleinsten Vorteil zu erarbeiten, aber wir sind hundertprozentig auf einer Linie, was die strategische Ausrichtung in Sachen Formel 1 betrifft. Wir sind gute Freunde.»

Der frühere Formel-1-Teambesitzer Eddie Jordan hatte in den Raum gestellt, dass Mercedes im GP-Sport als vierfacher Weltmeister nichts mehr zu gewinnen habe und unvermittelt die Formel 1 verlassen könnte. Aber der 64jährige Zetsche meint weiter: «Wir sind auf lange Sicht in der Formel 1. Aber klar muss diese Plattform sinnvoll bleiben und sich positiv entwickeln.»

Zur Überlegenheit von Mercedes meint der in Instanbul geborene Deutsche: «Ich habe es oft gesagt – für mich wäre der beste Ausgang einer Weltmeisterschaft, wenn wir im letzten Rennen der Saison den Titel mit einem Punkt Vorsprung gewinnen würden. Wir wollen erfolgreich sein. Wir wollen aber auch, dass die Formel 1 erfolgreich ist. Und Dominanz hilft dabei nicht. Wir brauchen starke Gegner. Wir brauchen Regeländerungen, welche es der Konkurrenz ermöglicht, gute Autos zu bauen, und mit den Veränderungen zur Saison 2017 hin ist dieser Wechsel begonnen worden.»

Zetsche über den Stand der Dinge in der Formel 1: «Eine ziemlich gute Show, aber da ist Potenzial für mehr. Wir sollten die Fans besser einbinden.» Zetsche fügt hinzu, es sei elementar, dass sich die Menschen eine Eintrittskarte zu WM-Läufen leisten können. «Es geht nicht nur darum, so viel Geld als möglich aus dem Sport zu quetschen.»

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