Valentino Rossi sucht das Glück

Überhol-Problem in der Formel 1: Die GP-Teams helfen

Von Adam Cooper
​Spannende Rennen in Bahrain und China hin oder her – die modernen Autos sind aerodynamisch zu sensibel, um jedes Mal spektakulären Sport zu erlauben. So helfen die Grand-Prix-Teams dem Autoverband FIA.

WM-Leader Sebastian Vettel muss in solchen Situationen immer ein wenig schmunzeln: «Wenn wir ein eher überholarmes Rennen erlebt haben, dann geht wieder das ganze Geschrei los – dass wir dringend etwas tun müssen. Und dann haben wir spannende Läufe wie Bahrain oder China. Ich sehe es wie beim Fussball: Es gibt nun mal packende Spiele, doch leider auch fades Gekicke. So ist Sport.»

Klar hat der Ferrari-Star damit Recht. Fakt ist aber auch: Die modernen GP-Renner sind aerodynamisch hochsensibel und so Frontflügel-abhängig, dass das Hinterherfahren wirklich schwierig ist. Nur dass offenbar keiner Daniel Ricciardo davon informiert hat, wie Witzbolde in China feststellten.

Scherz beiseite: Das Problem ist seit Jahren erkannt. Nur steht sich die Formel 1 mit ihrer Entscheidungskaskade selber im Weg, um Änderungen schnell und unbürokratisch umzusetzen. Es gibt Hoffnung: Erstmals überhaupt arbeiten die Grand-Prix-Rennställe mit den Fachleuten des Automobil-Weltverbands FIA und von Formula One Management (FOM) zusammen, um nach Lösungen zu suchen. Denn Rennen wie Bahrain und China, DAS wollen die Fans sehen.

Das Forschungs- und Entwicklungs-Team der Formel 1 mit Chef Pat Symonds und Nikolas Tombazis, technischer Leiter der FIA, haben den Teams Änderungen vorgeschlagen: Als erster Schritt sollen die Frontflügel-Endplatten vereinfacht werden. Die heute überaus komplexen Aero-Kunstwerke zwingen die Strömung möglichst effizient um die Vorderräder herum. Simple Endplatten würden, vereinfacht erklärt, zu einem grösseren Luftloch führen, der Verfolger könnte sich besser im Windschatten halten.

Wenn für die Saison 2019 noch etwas geändert werden soll, dann drängt die Zeit: Bis 30. April müssten solche Änderungen durchgewunken werden. In Bahrain regte sich Widerstand. Die meisten Techniker argumentieren, die Arbeit an den 2019er Autos sei zu weit fortgeschritten, und da 2021 ohnehin eine neue Rennwagengeneration komme, mache die Änderung für 2020 keinen Sinn. Dann würden die neuen Flügel nur für eine GP-Saison entwickelt.

Immerhin haben sich die Rennställe bereit erklärt, Ergebnisse aus dem Windkanal und von Flussdynamikberechnungen zu teilen. Der Engländer Paddy Lowe sass vor Jahren schon in der Arbeitsgruppe Überholen, die sich um die gleiche Thematik kümmerte. Lowe sagt: «Die Vorschläge von FIA und FOM sind die logische Weiterführung unserer „overtaking working group“. Die Formel 1 selber hatte damals keine Forschungsgruppe. Ich finde es vorbildlich, dass hier heute endlich etwas getan wird. Wenn früher so viel Gas gegeben worden wäre, hätten wir heute vielleicht ganz andere Autos.»

«Die FOM hat ihre Ergebnisse präsentiert und uns gebeten, eigene Studien beizusteuern. Wir sollen mit Flussdynamikberechnungen prüfen, ob wir zu den gleichen Resultaten kommen wie FIA und FOM. Das werden wir bis Ende Monat erledigen.»

In Bahrain schien es, als sei der Zug für Änderungen bereits aus dem Bahnhof. Paddy Lowe ist nicht dieser Ansicht. «Es ist im Interesse aller, dass hier etwas passiert, schon für 2019. Gemäss Reglement muss das bis Ende April umgesetzt sein. Ich halte das für machbar.»

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