Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Jacques Villeneuve: «Wann wacht Lewis Hamilton auf?»

Von Mathias Brunner
​Der Kanadier Jacques Villeneuve spielt gerne mit Zündhölzern. Aber nach dem China-GP stellt der 47jährige Kanadier nicht zu Unrecht fest: «Wenn es für Lewis Hamilton nicht gut läuft, fährt er nicht wie sonst.»

Wir haben in den letzten zwanzig Jahren gelernt: Jacques Villeneuve spielt gerne mit Streichhölzern. Der Franko-Kanadier hat diebische Freude daran, kontroverse Aussagen in die Welt zu posaunen, gefragt oder ungefragt. Der Weltmeister von 1997 provozierte schon zu seiner Zeit als Formel-1-Fahrer gerne, daran hat sich nichts geändert. Aber nicht all seine Aussagen sind Jahrmarktgeschrei des billigen Jakobs. Mit seiner jüngsten Kritik an Mercedes-Star Lewis Hamilton liegt der elffache GP-Sieger richtig. Denn Villeneuve findet: «Wenn es für Lewis Hamilton nicht gut läuft, fährt er nicht wie sonst.»

Der 47jährige Villeneuve ist oft im Formel-1-Fahrerlager anzutreffen, er arbeitet als GP-Experte für die italienische Sky und ist auch regelmässig auf dem französischen Canal+ zu sehen. Nach einem enttäuschenden Saisonbeginn für Lewis Hamilton – drei Rennen, kein Sieg für den Briten – sagt Villeneuve: «Hamilton steckt in einer Krise und verliert wichtige WM-Punkte. Ich sehe den ganzen Mercedes-Rennstall in einer Krise. Sie müssten eigentlich eher auf Bottas setzen, aber der ist nun mal kein weltmeisterlicher Fahrer.»

«Seit seinem eindrucksvollen Qualifying in Melbourne scheint Lewis nicht mehr fähig zu sein, dieses Auto zu fahren. Ich finde das besorgniserregend. Wir haben schon im vergangenen Jahr beobachtet – wenn sich Lewis in einer Krise befindet, verliert er viel Boden, er fällt in Rennen zurück, als würde er einschlafen, die übliche Aggressivität ist weg. Ich frage mich: Wann wacht er wieder auf?»

Jacques Villeneuve ist mit seiner Kritik nicht alleine. Auch dem langjährigen Formel-1-Fahrer und –TV-Experten Martin Brundle ist in China aufgefallen: «Wenn es nicht für Lewis läuft, fährt er überaus unscheinbare Rennen.»

Drei Rennen, kein Sieg für Hamilton. Um genau zu sein, ist der Engländer nun seit Texas 2017 ohne GP-Triumph, also sechs Rennen oder bald ein halbes Jahr lang. Gleichwohl ist sein WM-Start so schlecht nicht: Immerhin liegt er auf dem zweiten Zwischenrang, nur neun Punkte hinter WM-Leader Sebastian Vettel.

Mich hat interessiert: Wo stand Lewis Hamilton nach jeweils drei Rennen in seiner Formel-1-Karriere? Hier eine Übersicht:

2007
Australien: 3.
Malaysia: 2.
Bahrain: 2.

2008
Australien: 1.
Malaysia: 5.
Bahrain: 13.

2009
Australien: disqualifiziert (Falschaussage bei Rennkommissaren)
Malaysia: 7.
China: 6.

2010
Bahrain: 3.
Australien: 6.
Malaysia: 6.

2011
Australien: 2.
Malaysia: 8.
China 1.

2012
Australien: 3.
Malaysia: 3.
China: 3.

2013
Australien: 5.
Malaysia: 3.
China 3.

2014
Australien: Ausfall
Malaysia: 1.
Bahrain: 1.

2015
Australien: 1.
Malaysia: 2.
China: 1.

2016
Australien: 2.
Bahrain: 3.
China: 7.

2017
Australien: 2.
China: 1.
Bahrain: 2.

2018
Australien: 2.
Bahrain: 3.
China: 4.

Fazit: Nicht jeder Saisonstart ist dem Superstar gelungen. Aber  2008, als er mit der Serie 1/5/13 begann, wurde er am Ende Weltmeister. Es ist also noch Zeit zum Aufwachen.

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