Lewis Hamilton in China: So verschätzte sich Mercedes

Ex-GP-Fahrer Jolyon Palmer wunderte sich, als er den Grossen Preis von China verfolgte: «Ich fand es genial, wie Red Bull Racing bei der Safety-Car-Phase blitzartig reagiert hat. Sie holten Verstappen und Ricciardo sofort herein. Das Ergebnis kennen wir: Mit frischen Reifen fuhr Daniel unwiderstehlich zum Sieg. Was ich nicht verstehe – Mercedes stand mit Lewis Hamilton die gleiche Taktik offen, er lag zu diesem Zeitpunkt vor Ricciardo, und er hätte dann die selben Reifen wie der Weltmeister gehabt. Aber Mercedes holte ihn nicht an die Box.»

Viele Formel-1-Fans stellten sich die gleiche Frage wie der frühere

Renault-Pilot Palmer: Hat Mercedes-Benz einfach nicht überrissen, was hier passiert? Ausgerechnet jenes Mercedes, das viele Rennen gerade wegen der brillanten Vorgehensweise von Chefstratege James Vowles gewonnen hat? Wie konnte sich Mercedes so einen Fehler erlauben? Vowles nimmt jetzt dazu in einem Video von Mercedes-Benz Stellung.

Der Engländer sagt: «Wir haben uns täuschen lassen. Denn im ersten Rennteil erlebten wir eher wenige Überholmanöver. Wir gingen also davon aus, dass der Unterschied zwischen den Reifentypen unter Rennbedingungen nicht so gross ist. Wir hatten im ersten Teil des Grand Prix Autos mit weichen Reifen und mit mittelharten, und es wurde so gut wie nicht überholt.»

«Kimi Räikkönen lag vor Hamilton, Lewis kam dem Finnen nicht einmal nahe, beide auf weichen Pirelli. Das Gleiche spielte sich weiter vorne mit Bottas und Vettel ab. Verstappen hingegen war mit dem ultraweichen Reifen losgefahren, ein Reifen der im Umgang sehr sensibel ist, und Kimi und Lewis konnten gegen den Niederländer nichts ausrichten.»

«Wenn das Safety-Car auf die Bahn kommt, dann sehen wir uns immer kann, wie viele Positionen wir gewinnen oder verlieren würden. Wir fragen uns: Was gewinnen wir, wenn wir Hamilton reinholen? Wir vermuteten, dass Red Bull Racing mit Verstappen etwas riskieren würde, das hätte Hamilton Rang 3 gegeben, wenn wir es mit dem mittelharten Reifen bis ins Ziel schaffen. Der mittelharte Pirelli ist eine Mischung, die üblicherweise am Mercedes sehr gut arbeitet.»

«Wir wussten: Wenn wir anhalten, dann fallen wir hinter Riccardo zurück, sofern Daniel nicht stoppt. Wir wussten auch: Gegen Kimi kann es knapp werden. Als dann die beiden RBR-Autos anhielten, kam Max vor Kimi auf die Bahn zurück und Daniel dahinter.»

Dann, gemäss James Vowles, der entscheidende Fehler: «Wir haben es schlicht unterschätzt, wie gut der weiche Reifen in dieser Phase des Rennens sein würde. In Wahrheit liefen die beiden RBR-Autos mit dem gelb markierten Pirelli wie die Hölle, und sie überholten einen Gegner nach dem anderen.»

Lewis Hamilton wurde in China Vierter.