Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Dr. Helmut Marko: Max Verstappen fuhr einfach perfekt

Von Gerhard Kuntschik
​Die Erleichterung war im Red-Bull-Lager fast greifbar. Im Fahrerlager gab Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko Interviews. Der Sieg von Max Verstappen auf der Heimrennstrecke ist ein Traumergebnis.

Marko musste zuerst scherzhaft feststellen: «Heute haben die Lederhosen, die wir schon öfters rausholten, erstmals gewirkt.» Dann wurde der Grazer ernst: «Die steigenden Temperaturen haben uns geholfen. Max fuhr ein unglaubliches Rennen. Er hat den Rennspeed angehoben, als es nötig war, und dann reduziert, um Auto und Reifen zu schonen. Als Ferrari drängte, legte auch er wieder zu.»

Das technische Problem, das Ricciardos Ausfall ausgerechnet an dessen 29. Geburtstag auslöste, wurde auch bei Verstappen befürchtet, dazu kam noch bedrohlicher der Reifenverschleiss. Marko weiter: «Aber es passte auch unsere Taktik mit den richtigen Stopps während der virtuellen Safety-Car-Phase. Allerdings drehten wir im letzten Drittel die Motorleistung zurück und im Finish wieder auf, Max konnte die letzten drei Runden wieder Tempo machen. Ein Sieg im Heim-GP ist doch etwas Besonderes, mit speziellen Emotionen verbunden.»

Marko gibt zu: «Als es immer wärmer wurde, wussten wir, dass Mercedes Probleme bekommen könnte.» Die Empfindlichkeit der Reifen habe sich mit höherer Temperatur total verändert. Mit einem Podestplatz habe er gerechnet, sagt der Le-Mans-Sieger von 1971, mit einem Sieg nach verpatztem Qualifying aber nicht. Fazit des Doktors: «Max gab wohl heute die richtige Antwort auf alle Kritiker der vergangenen Wochen.»

Dass Verstappen noch in den Kampf um den Fahrertitel eingreifen kann, bezweifelt Marko: «Wir verschenkten zu Saisonbeginn zu viele Punkte. Aber niemand weiss, welche Strafen noch kommen. Vielleicht ergibt sich doch noch eine Aussenseiterchance.» Marko lobte ausdrücklich «die auch bei grösster Feierlaune disziplinierten Fans».

In der Ersatz-Energy-Station namens Holzhaus (das Original war von Le Castellet gleich nach Silverstone geschickt worden) wurde angestossen. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz gab zu: «Es war ein Zittern bis zuletzt, weil wir wirklich nicht wussten, wie lang die Reifen halten würden. Aber es war ein wundervoller Tag – trotz Daniel Ricciardos Ausfall.»

Teamchef Christian Horner und sein oberster Boss gratulierten einander, wobei der Engländer (44) gestand: «In den letzten Runden bin ich um fünfzig Jahre gealtert.»

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