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Verdacht gegen Ferrari: Das sagt Charlie Whiting, FIA

Von Adam Cooper
Sebastian Vettel und Charlie Whiting

Sebastian Vettel und Charlie Whiting

​Die Ferrari-Gegner wissen: Irgendwie holen die Italiener mehr Power aus ihrem Hybridsystem. Sie wissen nur nicht, wie das geht. Was F1-Rennchef Charlie Whiting zur Legalität des Ferrari-Motors sagt.

In Hockenheim ist Mercedes-Teamachef Toto Wolff die einfache Frage gestellt worden: Ist der Ferrari-Motor illegal? Der Wiener stellte fest: «Ferrari hat einen tollen Motor. Was sie da auf den Geraden zeigen, da können wir gegenwärtig nicht mithalten. Wir müssen uns das anschauen und besser werden. Wir stellen uns dabei jedoch nicht die Frage, ob der Ferrari-Motor illegal ist. Wir zeigen nicht mit dem Finger auf andere Hersteller. Wir fragen uns vielmehr: Wie können wir selber etwas besser machen? Wir fragen uns: Haben wir etwas übersehen? Holen wir nicht alles aus dem Motor heraus? Wir haben eine Warnung erhalten. Wenn unsere Rivalen mehr Leistung aus einem Motor holen, dann müssen wir das auch können.»

Wie ein Bumerang ist das Frühlingsgerücht zurückgekehrt, dass Ferrari mindestens in Grauzonen des Reglements arbeite. «Irgend etwas geht da vor, das ist doch nicht normal», meint Renault-Fahrer Nico Hülkenberg. Seit einigen Rennen haben alle Ferrari-motorisierten Autos mehr Dampf. In den Kurven bieten wir den Haas-Rennern die Stirn, doch auf den Geraden fahren die uns davon.»

Was sagen die Regelhüter der FIA? Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting: «Wie wir in Monaco schon festgestellt haben, gibt es unsererseits keine Bedenken ins Sachen Legalität des Ferrari-Motors.» Auf die Frage, ob denn Mercedes Bedenken habe, meint der Engländer: «Diese Gespräche sind privat. Sprecht mit Mercedes, und sie sagen es euch vielleicht. Aber was hinter verschlossenen Türen passiert, das sollte auch hinter verschlossenen Türen bleiben.»

Cyril Abiteboul von Renault stellt fest: «Früher hatten wir ein Power-Manko gemessen an Mercedes. Nun haben wir den Eindruck, dass Ferrari in Sachen Motorleistung das Mass der Dinge ist. Ihre Fortschritte sind erstaunlich. Dieser Schritt nach vorne ging nicht Hand in Hand mit der Einführung neuer Hardware, gleichzeitig merken wir, dass auch Haas und Sauber markant zugelegt haben. Wir kratzen uns schon ein wenig am Kopf. Aber merkwürdig ist nicht gleich illegal. Ferrari gebührt vielmehr Respekt dafür, was sie erreicht haben. Und es ist ein Ansporn für uns, bessere Arbeit zu leisten.»

Verdacht schon in Aserbaidschan

Immer wieder ist die Legalität des Ferrari in Frage gestellt worden – in Sachen Ölverbrennung zur Leistungssteigerung; in Sachen Aerodynamik bei den Rückspiegeln am Halo, die mit Zusatzflügelchen versehen wurden; in Sachen Motorkennfelder, die eine gleichmässigere Anströmung des Heckflügels erlauben soll; in Sachen Nutzung der Batterie, wenn kurzfristig mehr Leistung zur Verfügung steht als 160 PS.

Der Standpunkt der FIA vor dem Monaco-GP: Der Ferrari ist wiederholt geprüft und letztlich für legal erklärt worden, alles Weitere ist Hörensagen oder Mutmassen. Sebastian Vettel bleibt ganz entspannt: «Gerüchte gibt es immer. Ich vertraue Ferrari. Ich vertraue darauf, dass wir das Richtige machen. Ich vertraue auch der FIA, dass sie eingreifen würde, wenn sie etwas sähe, das ihr nicht gefällt. Früher war das jedenfalls so. Ich gebe nichts auf Gerüchte. Vor vier Wochen wurden andere Mutmassungen herumgereicht, und in vier Wochen werden es wieder andere sein.»

Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting Ende Mai gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: «Im Reglement steht, dass der Wettbewerber der FIA nachweisen muss – der Wagen ist zu jedem Zeitpunkt des Einsatzes reglementskonform. Das konnte Ferrari in Monaco tun.» Whiting gibt aber zu, dass in Baku gewisse Fragen aufgetaucht waren, welche die FIA von Ferrari beantwortet haben wollte. Es ging darum, dass Ferrari angeblich Mittel und Wege gefunden hatte, um kurzfristig mehr als die erlaubten 160 PS aus der Energierückgewinnung freisetzen konnte.

Whiting vermutet, ein Teil der Spekulation könnte dadurch entstanden sein, dass leitende Angestellte von Ferrari zu Mercedes gezogen sind. So wie Technikchef James Allison. Oder Motorenspezialist Lorenzo Sassi. «Die Angelegenheit wurde durch haltlose Spekulationen verschlimmert, die sich im Fahrerlager wie ein Steppenbrand verbreiteten. Wir haben anhand der Daten im Rahmen des Baku-GP Einiges erkannt, das uns als erklärungswürdig vorkam. In Spanien dann sind seitens Ferrari Massnahmen ergriffen worden, welche zu verständlicheren Antworten geführt haben.»

Zwischen den Zeilen lässt sich das deuten als: Ferrari wurde mit der Hand an oder in der Keksdose erwischt und angewiesen, das bitteschön sein zu lassen. Wie genau Ferrari Batterieleistung an den üblichen Sensoren vorbeigeschmuggelt haben soll, bleibt im Dunkeln. Ganz zu schweigen von den jüngsten Verbesserungen.

FIA-Präsident Jean Todt: «Wenn andere Rennställe an der Legalität des Ferrari zweifeln, dann dürfen sie gerne protiestieren. Das wäre der saubere Weg – statt die Medien zu manipulieren.»

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