Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Schock: Force India unter Zwangsverwaltung – was nun?

Von Mathias Brunner
​Was länger schon gemunkelt wurde, ist jetzt Tatsache: Der Force-Rennstall ist nach einer gerichtlichen Anhörung in London unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Wie geht es jetzt weiter?

Immer wieder war davon die Rede, dass Force India am finanziellen Abgrund balanciere, stets konnte der Rennstall den Kopf aus der Schlinge ziehen. Der langjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone half mit Vorschüssen aus der Preisgeldkasse, gewichtige Gläubiger wie Mercedes drückten bisweilen beide Augen zu. Aber nun ist der Rennstall nach einer gerichtlichen Anhörung in London unter Zwangsverwaltung gestellt worden – es handelt sich um eine in England nicht unübliche, kontrollierte Insolvenz. Der Hintergrund: Eine zahlungsunfähige Firma soll die Möglichkeit erhalten, in Ruhe den Besitzer wechseln zu können. Auf diese Weise können Gläubiger später befriedigt werden.

In der Nacht auf Samstag hat Bob Fernley, der stellvertretende Teamchef von Force India, den Gang in die Zwangsverwaltung bestätigt. «Ja, das Gericht in London hat einen Verwalter bestimmt, der sich um uns kümmert», so der Engländer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Force India-CEO Otmar Szafnauer hatte schon im Laufe des Freitags im Fahrerlager des Hungarorings Andeutungen gemacht, wonach sein Team die kontrollierte Zahlungsunfähigkeit anmelden könnte, um sich finanziell gesünder aufzustellen.

Unbestätigten Gerüchten zufolge ist der ganze Prozess von Sergio Pérez ausgelöst worden, bei dem Force India angeblich mit vier Millionen Dollar in der Kreide stehe. Der WM-Siebte von 2016 und 2017 hatte die Situation bei Force India als kritisch bezeichnet. Die Schulden bei Motorpartner Mercedes-Benz sollen sich auf 13 Millionen Euro belaufen. Diese Zahlen werden vom Rennstall nicht kommentiert.

Otmar Szafnauer am Freitag: «Wir hoffen, dass unsere finanzielle Zukunft innerhalb der kommenden zwei Wochen ein wenig klarer wird.»

Angeblich gibt es fünf interessierte Parteien, welche gerne das Ruder bei Force India übernehmen würden. Allen voran der kanadische Milliardär Lawrence Stroll, der mit der Entwicklung des Williams-Rennstalls sehr unzufrieden ist, wo sein Sohn Lance fährt. Stroll hat sich zu Force India bislang nicht geäussert.

Auch der Russe Dmitry Mazepin – der sein Vermögen mit Dünger gemacht hat – soll Force India inhalieren wollen. Sein Sohn Nikita Mazepin hat verschiedene Male für das Team getestet und ist offizieller Entwicklungsfahrer von Force India.

Die grundsätzlichen Probleme von Force India sind die zahlreichen Verfahren gegen die Mitbesitzer Subrata Roy und Vijay Mallya. Die beiden indischen Unternehmer sind in Dutzende verschiedener Gerichtsverfahren verwickelt. Subrata Roy wurde 2014 in Indien hinter Schloss und Riegel gesetzt. Mallya entzog sich einer Verhaftung, indem er sich nach England absetzte. Indien versucht seither, seine Auslieferung zu erwirken. Die Probleme von Mallya hatten mit dem Untergang seiner Fluggesellschaft Kingfisher angefangen.

Mallya hatte sich für seine Kingfisher-Airline sehr viel Geld geliehen, die Rede ist von insgesamt einer Milliarde Euro. Am 18. April 2017 stellte sich Mallya in England, der Druck war ihm offenbar zu gross geworden. Auf Kaution in Höhe von 650.000 Pfund (773.000 Euro) kam Mallya frei. Fluchtgefahr besteht keine: Mallyas Reisepass ist eingezogen.

Und so geht es weiter: Der Einsatz von Force India in Ungarn ist nicht gefährdet. Der Zwangsverwalter wird sich nun die Offerten möglicher neuer Besitzer ansehen und dann dem Londoner Gericht seine Empfehlung abgeben. Es liegt am Richter zu entscheiden, wer die beste Lösung ist – im Interesse des Rennstalls. In welchem Zeitrahmen das alles passiert, ist noch ungewiss. Die Zwangsverwaltung ausgerechnet jetzt auszulösen, ist eine kluge Idee: Die Formel-1-Sommerpause schenkt Zeit, eine Lösung zu finden, ohne Gefahr zu laufen, dass der Rennbetrieb gestört wird.

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