Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Claire Williams lässt Fans von Robert Kubica hoffen

Von Gerhard Kuntschik
Claire Williams

Claire Williams

Das dürften viele Formel-1-Fans gerne hören: Claire Williams erklärt im Interview, dass Robert Kubica gute Chancen auf ein Renncomeback hat, sollte sich Lance Stroll in Richtung Force India verabschiedet.

Seit 2013 ist Claire Williams (42), die Tochter des Teamgründers Sir Frank, nominell stellvertretende und de facto Teamchefin des drittältesten Formel-1-Teams, das in Singapur seinen 700. Grand Prix seit Gründung 1977 bestreiten wird. Doch die Zeiten der sieben Fahrer- und neun Konstrukteurs-WM-Titel (beide letztmalig 1997) sind längst vorbei, auch der letzte von 114 Siegen in der Formel 1 (Pastor Maldonado in Barcelona) ist sechs Jahre her.

Nach dem fünften WM-Rang 2017 schlitterte der Traditionsrennstall in diesem Jahr wieder in die Krise, erst durch die Streichung aller Konstrukteurspunkte von Force India (jetzt Racing Point) ist man mit sieben Zählern nicht mehr Letzter. Doch die studierte Politologin Williams ist zuversichtlich, dass ihr Team wieder vorankommen wird. Und sie lässt auch auf ein baldiges Renncomeback von Ersatzfahrer Robert Kubica hoffen.

Es scheint mit Williams seit Monza etwas aufwärts zu gehen. Was erwartest Du für die nächste Zukunft? 2019 ist der erste F1-Sieg durch Clay Regazzoni 40 Jahre her, kann da gefeiert werden?

Claire Williams: Oh mein Gott, richtig! Und Frank ist dann 50 Jahre in der Formel 1! 2018 war sicher bisher ein sehr schwieriges Jahr. Der Lernprozess geht mit den technischen Updates, die wir schon eingeführt haben und die noch kommen werden, weiter. Wir müssen heuer als Lehrjahr und Vorbereitung für 2019 sehen. Was die Leute hier an der Strecke nicht sehen, ist die harte Arbeit daheim in der Fabrik. Wir setzen alles daran, um 2019 in bester Form zu sein. Dafür bin ich vorsichtig optimistisch. 2019 muss eine andere Geschichte für uns sein. Aber ein Team vom letzten Platz in der WM nach vorn zu bringen, funktioniert nicht in wenigen Tagen. Es dauert länger, als wir alle wünschen.

Was gibt Dir Grund zur Zuversicht?

Dass wir die Probleme am Auto klar identifiziert haben und alle mit Elan an die Lösung herangehen, inklusive der Fahrer.

Was bedeutet der bevorstehende Abgang der Familie Stroll als nicht unwesentlicher Geldgeber für das Team?

Nun, Lance ist ein Rennfahrer, und die verändern sich. Wir wissen noch nicht wann, aber er wird vermutlich zu Force India wechseln, nachdem sein Vater dieses Team übernahm. Die Formel 1 kann froh sein, dass ein Mann wie Lawrence Stroll (Vater von Lance, Anm.) einen Rennstall rettet. Wir wünschen beiden viel Glück, aber es passiert hier nichts anderes, als dass ein Fahrer weggeht und ein anderer seinen Platz einnehmen wird.

Kommt Dein Reservefahrer Robert Kubica demnächst zu einem Renncomeback?

Wenn uns Lance (Stroll) tatsächlich in Richtung Force India verlässt, ist es eher wahrscheinlich, dass Robert ihn ersetzen wird als nicht.

Willst Du weiter mit Bezahlfahrern antreten oder mit zumindest einem Routinier, der auch das Team weiterbringen kann?

In der aktuellen Situation wenig verfügbarer Sponsorships ist es für ein unabhängiges Team nicht einfach, ohne Bezahlfahrer die Ziele zu erreichen. Wir arbeiten sehr hart daran, bald wieder finanziell so aufgestellt zu sein, dass wir Fahrer mit mehr Erfahrung verpflichten können. Das ist sicher ein Ziel für 2019.

Du plädiertest immer stark für ein Budgetlimit. Bist Du sicher, dass es kommen wird?

Ja, das haben wir immer gefordert. Es ist auf dem Weg. Das F1-Management plant die erste Stufe 2020 und dann eine kontinuierliche Senkung bis 2023. Es muss die Top-Teams wieder näher an den Rest des Feldes heranbringen um mehr Konkurrenzfähigkeit herzustellen. Da geht es nicht nur um Williams, sondern um den Sport und dessen Zukunft insgesamt.

Erwartest Du ab 2021 noch immer ein Motorenreglement mit vereinfachtem Hybridsystem, das weiter auf Widerstand der aktuellen Antriebshersteller stösst?

Wir sind klar für eine Vereinfachung, aber unter Beibehaltung eines Hybridsystems. Der Sport muss abbilden, was auch in der realen Welt passiert. Leider hält das aktuelle Reglement neue Hersteller vom Eintritt in die Formel 1 ab. Ein einfacheres Hybridsystem und geringere Leasing-Kosten für den Antrieb würden den unabhängigen Teams massiv helfen. Was die künftigen Chassis-Regeln betrifft, sind die Gespräche gut angelaufen.

Der Titelsponsor Martini verlässt Williams zum Ende der Saison. Gibt es schon Ersatz?

Die Ankündigung erfolgte ja schon im Vorjahr, wir sind also seit Langem darauf vorbereitet. Wir führen intensiv Verhandlungen, aber es ist offen, ob es einen Hauptsponsor geben wird oder eine Lösung mit mehreren Partnern. Ich bin zuversichtlich, dass die Finanzierung stehen wird.

Die Formel 1 wird seit Anfang 2017 von Liberty vermarktet. Bist Du zufrieden?

Liberty erbte einen schwierigen Job. Die Erfahrungen bisher scheinen für mich positiv. Aber man muss ihnen auch Zeit geben, und ich warne vor übereilten Entscheidungen. Lieber genauer hinsehen und Entscheidungen nicht abrupt treffen.

Die Technologieabteilung von Williams, Advanced Engineering, verlor den Vertrag als Batterielieferant der Formel E. Wie massiv ist dieser Verlust und gibt es Alternativen im Bereich der E-Mobilität?

Batterietechnologie ist eine der Stärken von Williams Advanced Engineering. Die Formel E war ein Projekt, aber es gibt noch viel mehr Aktivitäten, z. B. für Jaguar oder Aston Martin. Und einige andere sind im Werden.

Wird Alex Wurz weiter eine Rolle bei Williams spielen?

#Alex hatte immer ein gutes Verhältnis zu uns, in verschiedenen Rollen. Er arbeitet mit uns in verschiedenen Bereichen, aber wir wollen das nicht diskutieren, das ist vertraulich.

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