Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Christian Horner zu Esteban Ocon: Fehler von Mercedes

Von Adam Cooper
Esteban Ocon

Esteban Ocon

​Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner bestätigt, was in der Formel 1 als offenes Geheimnis galt: Für einen Mercedes-Junior ist bei einem anderen Rennstall schwerlich ein Cockpit zu finden.

Die Tage von Esteban Ocon bei Force India sind gezählt: Sein Cockpit wird früher oder später der Kanadier Lance Stroll übernehmen. Aus dem geplanten Renault-Einsatz 2019 und 2020 wurde für den Mercedes-Junior Ocon auch nichts – als Daniel Ricciardo erhältlich war, griff Renault-Teamchef Cyril Abiteboul unverzüglich zu. Die Chance McLaren verpuffte, weil CEO Zak Brown sich sein Talent Lando Norris nicht wegschnappen lassen wollte. Damit haben wir die merkwürdige Situation, dass einer der vielversprechendsten jungen Formel-1-Fahrer für 2019 möglicherweise ohne Auto bleiben wird.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat in Monza dazu gesagt: «Wir haben drei wirklich talentierte Fahrer, aber fast keine Gelegenheit, für sie ein Cockpit zu finden. Es kommt der Punkt, an dem wir entscheiden müssen, wie wir weiter vorgehen wollen, was den Nachwuchs angeht. Ein Junior-Team, das kommt für uns nicht in Frage. Das würde zwischen 80 und 100 Millionen pro Jahr kosten. Wir haben auch gemerkt: Wenn ein Pilot das Etikett Mercedes trägt, ist er nicht leicht feilzubieten.»

«Ich bin im Herzen ein Racer, also finde ich: In der Formel 1 sollten die talentierteste Fahrer antreten. Ich hoffe, wir finden für unsere drei Jungs eine Lösung. Falls nicht, müssen wir das Nachwuchsprogramm in Frage stellen. Wenn du ein solches Programm hast, am Ende aber für deine Fahrer keinen Platz findest, dann macht dieses Programm keinen Sinn mehr. Ich muss das mit dem Vorstand diskutieren.»

«Bei Esteban schien alles klar zu sein, wir hatten ein Abkommen mit Renault, aber innerhalb von 48 Stunden hat sich alles geändert. Abkommen waren auf einmal keine mehr. Ich kann die Entscheidung von Renault verstehen. Die Dinge sind einfach nicht für Ocon gelaufen. Ich bin sehr zuversichtlich, was seine Zukunft angeht. Früher oder später wird er in einem Siegerwagen sitzen.»

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner findet, Mercedes sei an der Misere selber schuld. «Es ist Mercedes hoch anzurechnen, dass sie für diese jungen Fahrer Steigbügelhalter sind. Aber inzwischen sieht das mehr nach einem Mühlstein am Bein aus. Es ist verrückt, dass ein Fahrer wie Ocon vielleicht keinen Platz findet. Hätte er keinen Vertrag mit Mercedes, dann wäre es überhaupt keine Frage – er wäre ein Spitzenkandidat für Toro Rosso. Aber Red Bull wird nicht in einen Mercedes-Fahrer investieren, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es andersherum laufen würde.»

Horner ist der Ansicht: Mercedes hätte das Risiko eingehen sollen, Ocon in einen Silberpfeil zu setzen. «Es ist leicht, mit einer bekannten Grösse zu arbeiten. Es ist riskanter, einen Junioren zu befördern, aber wir haben zahlreiche Male bewiesen, dass sich das auszahlt. Wir erhielten den Lohn für unser Nachwuchsprogramm mit Sebastian, Daniel und Max und nun auch mit Pierre Gasly. Und unser Engagement hat anderen Fahrern Türen geöffnet, wie Carlos Sainz.»

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