Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Spektakel Singapur-GP: Safety-Car-Phase garantiert

Von Mathias Brunner
So sicher wie das Amen in der Kirche: Safety-Car-Einsatz in Singapur

So sicher wie das Amen in der Kirche: Safety-Car-Einsatz in Singapur

​In allen bisherigen zehn Formel-1-WM-Läufen von Singapur musste Bernd Mayländer mit dem Safety-Car ausrücken. Es ist kaum anzunehmen, dass dies bei der Ausgabe 2018 des Nachtrennens anders sein wird.

Singapur ist der einzige Formel-1-WM-Lauf, der schon mindestens zehn Mal stattgefunden hat, und bei jedem einzelnen Rennen musste Bernd Mayländer mit dem Safety-Car mindestens einmal auf die Bahn. Die enge Strecke erhöht die Wahrscheinlichkeit für Zwischenfälle und macht es schwierig, ausgeschiedene Autos zu entfernen. Es gibt auch nicht so viele Zugangsstellen wie etwa in Monte Carlo. Die hohe Safety-Car-Phase erzeugte einen Lacher: In der Statistik der Singapur-GP-Leader nach der Ausgabe 2012 tauchte Bernd Mayländer mit der viertgrössten Rundenzahl auf! Das Rennen dauert oft die volle Renndistanz von maximal zwei Stunden. Das erhöht die Belastung für die Fahrer zusätzlich.

Auch der Führungs-Mercedes von Mayländer ist vor Defekten nicht gefeit. Bislang gab es bei den Einsätzen von Bernd Mayländer seit Melbourne 2000 kein Problem: Sein Mercedes liess ihn nie im Stich, und Mauerkontakt hatte der frühere DTM-Rennfahrer auch keinen. Aber klar könnte auch Mayländer mal erkranken: «Eigentlich gibt es keinen offiziellen Ersatzfahrer», erklärt der Waiblinger. «Aber ich denke, wir hätten im Fahrerlager genügend fahrerisches Talent, um eine Lösung zu finden, wie etwa die ganzen Ersatzfahrer der Rennställe.»

Schnell reagieren könnte die Rennleitung, wenn es mit dem Mercedes-Führungswagen (seit 2018 vom Typ AMG GT R) ein Problem gäbe. Richtig kritisch wurde es nur einmal. In Südkorea 2010 war Mayländer so lange draussen, dass langsam der Sprit zur Neige ging! Für solche Fälle steht in der Box ein Ersatzfahrzeug, in das Mayländer und Tibbetts hätten umsteigen können. Das Gleiche gilt übrigens auch für das Einsatzfahrzeug des Formel-1-Chefarztes, das vom Südafrikaner Alan van der Merwe gesteuert wird.

Oft gestellte Frage der Leser: Wieso sagen die US-Amerikaner dem Führungswagen eigentlich Pace-Car, wir aber sagen in der Formel 1 Safety-Car? In Amerika wurde der Führungswagen eingeführt, um das Feld auf eine gewisse Geschwindigkeit zu bringen, bevor das Pace-Car ausschert und den Start freigibt. In der Formel 1 haben wir stehende Starts, keine rollenden wie in Amerika. Im GP-Sport kommt das Safety-Car auf die Bahn, um das Feld nach einem Zwischenfall bei moderater Geschwindigkeit hinter sich zu halten. Sinn und Zweck von Pace- und Safety-Car sind also verschieden.

Pace-Cars wurden in der Urzeit des Motorsports übrigens auch Pacemaker oder Pacesetter genannt. Der Ursprung könnte dabei gar nicht in den USA liegen, sondern auf der britischen Oval-Rennstrecke Brooklands. Alte Bilder zeigen den damaligen Rennleiter Colonel Lindsay Lloyd mit einem Rolls-Royce oder Bentley oft an der Spitze des Felds, schon 1907 oder 1908. Von dort dürfte die Idee in die USA exportiert worden sein, nach Indianapolis. Schon seit mehr als 100 Jahren gehört nun das Pace-Car zu amerikanischen Rennen.

Die Mercedes für Safety-Car und Medical-Car in der Formel 1 kennen wir in dieser Form seit 1996. Zuvor wurden alle möglichen Autos eingesetzt, der erste Wagen dieses Zwecks kam beim Kanada-GP 1973 auf die Bahn – es war ein VW-Porsche 914! Und der setzte sich im kritischen Moment dann prompt vor den falschen Piloten.

Weil einige Autos in den Jahren danach einfach nicht flott genug waren (Fiat Tempra 1993, Honda Prelude 1994, um nur zwei zu nennen), ging die FIA eine Kooperation mit Mercedes-AMG ein. Seit der Saison 2000 ist der Deutsche Bernd Mayländer Fahrer des Safety-Car, am Lenkrad des Medical-Car sitzt der Südafrikaner Alan van der Merwe.

Am meisten Runden hinter dem Safety-Car gab es im Regen-GP von Montreal 2011, nämlich 27. Da musste Bernd Mayländer fünf Mal ausrücken!

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