Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Formel-1-Russen: Raketen und Waagrechtstarter

Von Mathias Brunner
​Der Moskauer Sergey Sirotkin ist der vierte Russe in der Formel 1. Aber erst der dritte Russe am Start eines Grand Prix. Einen Heim-GP erleben nur zwei Russen. Und auf dem Siegerpodest stand nur einer.

Der 23jährige Sergey Sirotkin steht vor einem grossen Wochenende: Als zweiter Russe nach Daniil Kvyat hat er die Ehre, einen Heim-GP bestreiten du dürfen. Das Formel-1-Ticket für den früheren Sauber-Testfahrer Sirotkin lösten die Bank SMP und andere Geldgeber – sie sollen rund 20 Millionen Euro zu Williams bringen. Zudem konnte Sirotkin bei den Abu-Dhabi-Tests Ende 2017 durch seinen Speed überzeugen. Daher erhielt er gegen Robert Kubica Vorfahrt.

Sirotkin kam auf Umwegen in die Formel 1. Der ursprüngliche Plan bestand darin, dass er mit dem Schweizer Sauber-Rennstall in den GP-Sport aufsteigt. Doch die 2013 angekündigte Kooperation mit einer Reihe von russischen Partnern (Investment Corporation International Fund, State Fund of Development of Nortwest Russian Federation sowie National Istitute of Aviation Technologies) platzte. Mit deren Hilfe sollte die langfristige Zukunft des einzigen Formel-1-Rennstalls mit Sitz in der Schweiz gesichert werden. Als Gegenzug sollte der junge Russe Sergej Sirotkin aufgebaut werden. Über die wahren Hintergründe zum Scheitern dieses Bündnisses wird bei Sauber bis heute nicht gesprochen.

Sirotkin blieb gezwungenermassen in der Formel Renault 3.5, über die Rolle des Testfahrers von Sauber kam er nie hinaus. Während er in der GP2 (heute Formel 2) antrat, holte ihn Renault für 2016 als Entwicklungsfahrer, für 2017 wurde er zum offiziellen Test- und Ersatzpiloten ernannt. Aber als klar wurde, dass er keine Chance auf ein Renncockpit bei den Franzosen hat, orientierte sich Sirotkin neu – Richtung Williams. Ex-Williams-Fahrer Jacques Villeneuve schnödete, der Rennstall habe mit Stroll und Sirotkin seine Seele verkauft.

Sirotkin ist der dritte Russe, der in der Formel 1 einen Stammplatz erhalten hat. Wegbereiter aller Russen war Sergey Zlobin, der 2002 als Testfahrer zum Minardi-Team kam (heute Toro Rosso). Bald kristallisierte sich heraus – es mangelte am notwendigen Format für den Posten eines Stammfahrers, es mangelte auch an mehr Geld von Gazprom. Der heute 48jährige Zlobin wurde aussortiert.

Der zweite Russe war Vitaly Petrov: Der heute 34-Jährige aus Vyborg hat von 2010 bis 2012 57 Formel-1-WM-Läufe bestritten – 2011 wurde er im Renault solider WM-Zehnter. In der gleichen Saison erreichte er mit Rang 3 in Melbourne sein bestes Formel-1-Ergebnis. Dennoch wurde er am Ende der Saison nicht weiter verpflichtet. Ende 2012 musste Vitaly dann auch bei Caterham sein Cockpit räumen: der Franzose Charles Pic und der Holländer Giedo van der Garde konnten mehr Mitgift vorweisen.

Am meisten Schlagzeilen hat Petrov beim WM-Finale 2010 in Abu Dhabi gemacht. Durch einen strategischen Fehler von Ferrari strandete Superstar Fernando Alonso hinter dem Renault des Russen und kam nicht an Petrov vorbei. Das war einer der Gründe, wieso er den WM-Titel an Sebastian Vettel verlor.

Während Petrovs Zeit bei Renault stieg dort ein weiterer Russe in den Formel-1-Boliden, allerdings nur zu Testfahrten: Der Moskauer Mikhail Aleshin durfte als Champion der Formel Renault 3.5 den F1-Renner der Franzosen fahren. Meister wurde er übrigens im Duell mit jenem Daniel Ricciardo, der heute GP-Sieger bei Red Bull Racing ist. Aleshin bewegte auch Rennwagen von Red Bull Racing – bei Demofahrten. Im Nachwuchsprogramm von Red Bull fiel er jedoch durch. Aleshin wurde IndyCar-Fahrer.

Erfolgreichster Russe in der Formel 1 ist Daniil Kvyat: Der langjährige Red-Bull-Zögling fuhr für Toro Rosso und Red Bull Racing insgesamt 72 WM-Läufe, er stand zwei Mal auf dem Siegerpodest (Zweiter in Ungarn 2015 und Dritter in China 2016), wurde 2015 WM-Siebter, aber im Herbst 2017 trennte sich Red Bull von Kvyat – zu unkonstant waren die Leistungen. In Sotschi 2018 soll bekannt werden: Kvyat kehrt zu Toro Rosso zurück.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: «Ich bin immer noch davon überzeugt, dass Daniil einen sehr hohen Grundspeed hat. Er war manchmal sogar schneller als Ricciardo. Aber irgendwie konnte er das in den vergangenen beiden Jahren nicht zeigen. Er war in viele Zwischenfälle verwickelt. Er war zu aggressiv manchmal. Er wollte auf den ersten hundert Metern zu viel. Erfolg – egal, was es kostet. Das setzt dich unter Druck, unnötigen Druck.»

Nikita Mazepin (19) sitzt seit 2016 regelmässig im Force-India-Renner – für den Rennstall aus Silverstone eine gute Gelegenheit, die Kasse klingeln zu lassen. Nikitas Vater Dmitry ist der Düngerkönig von Russland. Er liegt in der GP3 gegenwärtig auf dem zweiten Zwischenrang und ist in Sotschi im Einsatz.

Der 24jährige Artem Markelov ist das im Autodrom von Sotschi ebenfalls: Der Entwicklungsfahrer von Renault darf im ersten freien Training zum Grossen Preis von Russland Formel 1 fahren.

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