Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Mercedes, Ferrari, Red Bull Racing: Könige & Bettler

Von Mathias Brunner
Typisches Bild: Die Autos von Mercedes, Red Bull Racing und Ferrari weit vor dem Rest der Formel-1-Welt

Typisches Bild: Die Autos von Mercedes, Red Bull Racing und Ferrari weit vor dem Rest der Formel-1-Welt

​Die drei Top-Teams sind überlegener denn je, wie unsere Statistik beweist. Gegen diese Könige sind alle anderen Rennställe Bettler. Formel-1-Sportchef Ross Brawn: «Diese Dominanz ist inakzeptabel.»

Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing fahren die restlichen sieben Teams in Grund und Boden. In den vergangenen zwei Grand-Prix-Jahren haben es genau zwei Fahrer ausserhalb dieser drei Rennställe geschafft, aufs Siegerpodest zu gelangen. Bezeichnend, dass diese beiden Ausnahmen in den Chaos-GP von Baku passiert sind. Lance Stroll wurde mit Williams 2017 dort Dritter, Sergio Pérez schaffte 2018 mit Force India in Aserbaidschan ebenfalls Platz 3.

Die Top-Teams haben 1646 Punkte zusammengerafft, die sieben Gegner zusammen mit nach ein Drittel davon: 476. Der Abstand zwischen den WM-Dritten Red Bull Racing und den WM-Vierten Renault – fast 300 Punkte.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn zieht diese Bilanz: «Im Grunde fahren die sieben anderen Teams eine eigene Weltmeisterschaft. Zwei Podestränge in zwei Jahren, das ist inakzeptabel. Das müssen wir gemeinsam mit FIA und den Rennställen anpacken, denn die Zukunft der Formel 1 hängt davon ab. So kann es jedenfalls nicht weitergehen.»

Ross Brawn verspricht sich viel vom neuen Reglement: Änderungen bei Flügeln und Luftleitwerken sollen es 2019 einfacher machen, dem Vordermann auf den Fersen zu bleiben, 2021 kommt ein ganz frisches Reglement. Dazu wird die Formel 1 auf 18-Zoll-Räder umstellen. «Die ersten Weichen sind gestellt», so Ross Brawn, «aber da muss noch mehr kommen.»

Mercedes, Ferrari, Red Bull Racing: Gegner chancenlos

Ende Oktober hat Rennstallbesitzer Gene Haas mal Klartext geredet: «Manchmal geht mir durch den Kopf, dass wir eigentlich gar nicht in der Formel 1 antreten, sondern eher in der Formel 1,5. Wenn wir die Saison 2018 als Vierter abschliessen, wäre das für mich wie ein WM-Sieg. Es gibt Rennen, da sehe ich den Speed der besten drei Rennställe und denke: „Wow! Wie können wir um so viel langsamer sein? Was machen wir falsch?“ Dann rede ich mit unserem leitenden Ingenieur Ayao Komatsu, und er sagt mir: Eine halbe Sekunde beim Gebrauch der Reifen, eine halbe Sekunde beim Chassis, eine halbe Sekunde bei der Aerodynamik, und schon hast du diesen Rückstand beisammen. Aus heutiger Sicht weiss ich nicht, wie wir 1,5 Sekunden auf ein Top-Team aufholen wollen.»

Die Formel 1 schleppt dieses Problem seit längerem mit sich herum, wie Williams-Technikchef Paddy Lowe festhielt: «Das grösste Problem der Formel 1 sind nicht die Motoren ab 2021. Sondern die Tatsache, dass wir zwei Rennen in einem haben. Die drei Top-Teams liegen um Kilometer vorne und sind von den anderen sieben Rennställen viel zu weit entfernt – das ist das wahre Problem.»

Was sagt hier die Statistik?

Von den bisherigen 21 Rennen der Saison 2018 haben die drei besten Rennställe der Formel 1 – Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing – sämtliche 21 gewonnen.

Hand aufs Herz: Wüssten Sie, wann letztmals ein anderer Rennstall als die erwähnten drei Top-Teams siegreich war? Es war Kimi Räikkönen im Lotus-Renault beim Saisonstart 2013 in Melbourne, also vor fünfeinhalb Jahren oder 118 Rennen!

Das bedeutet auch: Kein anderer Rennstall als einer der drei Top-Teams konnte in der neuen Turbo-Ära seit Anfang 2014 siegen.
Zurück zur Saison 2018: Alle 21 Pole-Positions wurden von Piloten der Top-Teams errungen.

Bei 10 von bislang 21 Qualifyings standen die sechs Autos der drei Top-Teams in den ersten drei Startreihen. Nur einmal konnte ein anderes Auto als von Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing in die zweite Startreihe vordringen (Esteban Ocon und Sergio Pérez mit ihren Force-India-Rennern in Belgien). Hier die besten Platzierungen der Top-Team-Gegner in den Abschlusstrainings:

Australien: 6. Kevin Magnussen (Haas)
Bahrain: 6. Pierre Gasly (Toro Rosso-Honda)
China: 7. Nico Hülkenberg (Renault)
Aserbaidschan: 7. Esteban Ocon (Force India)
Spanien: 7. Kevin Magnussen (Haas)
Monaco: 6. Esteban Ocon (Force India)
Kanada: 7. Nico Hülkenberg (Renault)
Frankreich: 7. Carlos Sainz (Renault)
Österreich: 6. Romain Grosjean (Haas)
Grossbritannien: 7. Kevin Magnussen (Haas)
Deutschland: 5. Kevin Magnussen (Haas)
Ungarn: 5. Carlos Sainz (Renault)
Belgien: 3. Esteban Ocon (Force India)
Italien: 6. Romain Grosjean (Haas)
Singapur: 7. Sergio Pérez (Force India)
Russland: 5. Kevin Magnussen (Haas)
Japan: 5. Romain Grosjean (Haas)
USA: 6. Esteban Ocon (Force India)
Mexiko: 7. Nico Hülkenberg (Renault)
Brasilien: 7. Marcus Ericsson (Sauber)
Abu Dhabi: 7. Romain Grosjean (Haas)

Von den 21 besten Rennrunden in diesem Jahr wurden 20 eine Beute der Top-Teams. Die Ausnahmen der Regel: Kevin Magnussen in Singapur.

Wie sieht es bei Podestplatzierungen aus? 21 Rennen zu je drei Treppchenplätzen, das ergibt 63 Möglichkeiten, unter die besten Drei zu fahren. Von diesen 63 Gelegenheiten haben sich Fahrer der Top-Teams 62 gekrallt! Nur Sergio Pérez mit Rang 3 im Chaos-GP von Baku konnte dazwischenfunken.

In den Rennen konnten die Gegner von Red Bull Racing, Ferrari und Mercedes nur dann ein paar Punktebrotkrumen aufklauben, wenn die Technik bei den besten drei Rennställe schwächelte oder der eine oder andere Pilot einen Aussetzer hatte. Hier die besten Platzierungen der Top-Team-Gegner in den Rennen, jeweils mit dem Abstand auf den Sieger. In Rennen mit Safety-Car-Phase fällt die Bilanz für die Mittelfeldler nicht gar so vernichtend aus.

Australien: 5. Fernando Alonso, 27,886 sec zurück (Safety-Car)
Bahrain: 4. Pierre Gasly, 62,234
China: 6. Nico Hülkenberg, 21,052 (Safety-Car)
Aserbaidschan: 5. Carlos Sainz, 7,515 (Safety-Car)
Spanien: 6. Kevin Magnussen, 1 Runde
Monaco: 6. Esteban Ocon, 23,667
Kanada: 7. Nico Hülkenberg, 1 Runde
Frankreich: 6. Kevin Magnussen, 79,364
Österreich: 4. Romain Grosjean, 1 Runde
Grossbritannien: 7. Esteban Ocon, 29,930 (Safety-Car)
Deutschland: 5. Nico Hülkenberg, 26,609 (Safety-Car)
Ungarn: 6. Pierre Gasly, 73,272
Belgien: 5. Sergio Pérez, 71,023
Italien: 6. Esteban Ocon, 57,761
Singapur: 7. Fernando Alonso, 103,11
Russland: 7. Charles Leclerc, 98,390
Japan: 7. Sergio Pérez, 79,379
USA: 6. Nico Hülkenberg, 87,210
Mexiko: 6. Nico Hülkenberg, 2 Runden
Brasilien: 7. Charles Leclerc, 44,199
Abu Dhabi: 6. Carlos Sainz, 72,548

Die drei Top-Teams haben bis einschliesslich des Mexiko-GP zusammen 1645 WM-Zähler herausgefahren, die restlichen sieben Rennställe kommen gemeinsam auf nur 476 Punkte.

Fazit: Nie war die Überlegenheit der drei Top-Teams erdrückender als heute.

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